Grösster Raketentest seit 2017 Nordkorea feuert Rakete 800 Kilometer weit

SDA

30.1.2022 - 10:23

Nordkorea testet wieder Raketen. 
Nordkorea testet wieder Raketen. 
Bild: KEYSTONE

Nordkorea hat trotz internationaler Sanktionen seinen vermutlich grössten Raketentest seit 2017 durchgeführt. 

Nach bereits sechs Raketentests in diesem Jahr feuerte Nordkorea nach Angaben Südkoreas und Japans seit Jahren wieder eine ballistische Mittelstreckenrakete ab, die über eine potenzielle Reichweite von Tausenden von Kilometern verfügt.

Die USA und ihre Verbündeten Japan und Südkorea verurteilten den Test. Südkoreas Präsident Moon Jae In warf der politisch isolierten Führung in Pjöngjang vor, neue Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu schüren.

UN-Resolutionen verbieten der selbst erklärten Atommacht Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen. Dabei handelt es sich in aller Regel um Boden-Boden-Raketen, die auch einen nuklearen Sprengkopf tragen können.

Nordkorea sei einen Schritt näher zum vollständigen Bruch seines selbst auferlegten Teststopps für Langstreckenraketen gekommen, wurde Moon von seinem Büro zitiert. Die Reihe von sieben Raketentests allein in diesem Monat erinnere an die erhöhten Spannungen von 2017, sagte Moon bei einer Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrats in Seoul. Damals hatte Nordkorea neben Tests von Langstreckenraketen auch seinen sechsten und bisher stärksten Atomversuch unternommen.

Nach Ansicht von Experten dienen die bisherigen Raketentests durch Nordkorea in diesem Jahr nicht nur der Weiterentwicklung der Raketentechnik. Pjöngjang will demnach auch Stärke nach innen und aussen demonstrieren und womöglich versuchen, Washington zu konkreten Vorschlägen für Verhandlungen zu bewegen.

Die Verhandlungen beider Länder über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm kommen seit gut drei Jahren nicht mehr voran. Nach zuletzt neuen Sanktionen der USA gegen sein Land hatte der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un in diesem Monat angedeutet, wieder Interkontinentalraketen und Atombomben testen zu können.

«Die USA verurteilen diese Aktionen und rufen die Volksrepublik (Nordkorea) dazu auf, von weiteren destabilisierenden Handlungen Abstand zu nehmen», hiess es in einer Erklärung des Indo-Pazifischen Kommandos der USA zum jüngsten Raketentest. Dabei habe keine unmittelbare Bedrohung für US-Territorium bestanden.

Südkoreas Militär teilte mit, bei seinem jüngsten Waffentest habe Nordkorea am Sonntagmorgen (Ortszeit) eine Mittelstreckenrakete von der nördlichen Region Chagang an der Grenze zu China abgeschossen. Sie sei etwa 800 Kilometer in Richtung offenes Meer geflogen und habe eine Flughöhe von 2000 Kilometern erreicht. Sie sei offensichtlich von einem steilen Winkel abgefeuert worden, wodurch sich die Flugdistanz verkürzt habe. Als Mittelstreckenraketen gelten Raketen mit einer Reichweite von 800 bis 5500 Kilometern.

Der Flugkörper sei nach einem etwa 30-minütigen Flug ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) gestürzt, zitierte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo Regierungssprecher Hirokazu Matsuno. Tokio habe gegen den Test Protest eingelegt.

Vor dem jüngsten Test hatte Nordkorea in diesem Monat nach eigenen Angaben neben Raketen von einem Zug aus auch Marschflugkörper und Hyperschallwaffen erprobt. Im Gegensatz zu ballistischen Raketen verfügen Marschflugkörper über einen permanenten eigenen Antrieb. Sogenannte Hyperschallgleiter können von einer ballistischen Rakete gestartet werden. Hyperschallraketen können wegen ihrer hohen Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit nur schwer abgefangen werden.

Die kommunistische Führung in Pjöngjang treibt seit Jahren vor allem die Entwicklung von Raketen voran, die mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden könnten. Es ist deswegen harten internationalen Sanktionen unterworfen. Nach eigenen Angaben verfügt das Land auch über Raketen, die US-Festland erreichen. Angesichts der Kritik an seinen Raketentests beansprucht Nordkorea für sich, damit unter anderem sein Recht auf Selbstverteidigung auszuüben. Das Land hat sich selbst zur Atommacht erklärt. Sein Status gilt aber wegen der Verhandlungen mit den USA international als unklar.

SDA/aka