Mögliches Heilmittel USA kaufen weltweite Bestände von Remdesivir auf

dpa/uri

1.7.2020

Flaschen des antiviralen Medikaments Remdesivir. (Archiv)
Flaschen des antiviralen Medikaments Remdesivir. (Archiv)
Bild: dpa

Auf dem Corona-Medikament Remdesivir liegen grosse Hoffnungen. Nun hat die Regierung von US-Präsident Donald Trump gross eingekauft. Gehen Europa und andere Teile der Welt jetzt leer aus?

Die US-Regierung hat sich einen Grossteil der bis September anvisierten Produktionsmenge des Corona-Mittels Remdesivir gesichert. Ein entsprechende Vereinbarung mit dem Biotech-Unternehmen Gilead Sciences sieht laut US-Gesundheitsministerium den Erwerb von Wirkstoff-Dosen für mehr als 500'000 Behandlungen vor.

Das entspreche 100 Prozent der geplanten Produktionsmenge für Juli sowie jeweils 90 Prozent für August und September. Remdesivir gilt als eines der aussichtsreichsten Medikamente bei schweren Corona-Symptomen. Es kann Studien zufolge den Krankenhausaufenthalt bei Covid-19 verkürzen.

«Also bleibt nichts für Europa»

Zu der Frage, ob durch die Vereinbarung die Versorgung mit dem Wirkstoff in Europa gefährdet sei, wollte sich ein Gilead-Sprecher auf Anfrage am Mittwoch nicht äussern. Pharma-Experte Andrew Hill von der britischen Universität Liverpool sagte laut «Guardian»: «Sie (die USA) haben Zugriff auf einen Grossteil des Medikaments, also bleibt nichts für Europa.»

Das ägyptische Pharmaunternehmen Eva Pharma stellt Remdesivir in Lizenz her. 
Das ägyptische Pharmaunternehmen Eva Pharma stellt Remdesivir in Lizenz her. 
Bild: Keystone

Gilead vereinbarte nach eigenen Angaben mit der US-Regierung, dass nicht zugeteilte Teile der Produktion «für andere Verwendungszwecke, auch für Länder ausserhalb der Vereinigten Staaten, bereitgestellt werden können». Dazu werde man die Bedarfsmeldungen der Krankenhäuser engmaschig beobachten und alle zwei Wochen evaluieren, hiess es weiter.

Behandlung kostet über 2'000 Franken pro Person

Gerade erst hatte Gilead den Preis für den US-Markt festgesetzt. Eine fünftägige Behandlung mit Remdesivir werde bei Bestellung durch die US-Regierung 2'340 Dollar (2'215 Franken) pro Patient kosten. Dieser Nettobetrag sei auch für Deutschland geplant, hatte der Sprecher von Gilead in Deutschland, Martin Flörkemeier, am Dienstag gesagt.

Erst vergangene Woche hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA eine Zulassung für das Mittel mit dem Handelsnamen Veklury unter Auflagen in Europa empfohlen. Eine Entscheidung durch die EU-Kommission wird noch diese Woche erwartet.

Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigte aber eine zu geringe Wirkung. Es ist bislang in keinem Land der Welt uneingeschränkt als Medikament zugelassen.

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