Frontalattacke Trump verhöhnt mutmassliches Missbrauchs-Opfer Blasey Ford

AFP

3.10.2018

Ihr mutiger Auftritt bewegte weltweit. Doch nun hat sich US-Präsident Donald Trump öffentlich über die Frau lustig gemacht, die seinem umstrittenen Richterkandidaten Brett Kavanaugh versuchte Vergewaltigung vorwirft.

Bei einem Wahlkampfauftritt in Southaven im Bundesstaat Mississippi machte Trump am Dienstag (Ortszeit) Witze darüber, dass die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford sich nicht an alle Details der fraglichen Nacht erinnern kann, in der sie von Richterkandidaten Brett Kavanaugh sexuell bedrängt worden sein soll.

Christine Blasey Ford sagte unter Eid vor dem Justizausschuss des US-Senats aus. Ihre Worte wurden nun von Präsident Trump bei einem Wahlkampfaufritt verhöhnt.
Christine Blasey Ford sagte unter Eid vor dem Justizausschuss des US-Senats aus. Ihre Worte wurden nun von Präsident Trump bei einem Wahlkampfaufritt verhöhnt.
Win Mcnamee/Pool Getty Images North America/AP

«Ich habe ein Bier getrunken, richtig?» sagte Trump – und machte dabei offenbar Blasey Ford während ihrer Anhörung vor dem Senat nach. «Wie sind Sie nach Hause gekommen? Ich erinnere mich nicht. Wie sind Sie dorthin gekommen? Ich erinnere mich nicht. Wo war der Ort? Ich erinnere mich nicht. Wie viele Jahre ist es her? Ich weiss nicht, ich weiss nicht, ich weiss nicht, ich weiss nicht.»

Radikaler Strategiewechsel

Trump fuhr vor seinen jubelnden Anhängern mit diesem nachgestellten Frage-und-Antwort-Spiel fort und sagte dann: «Aber ich habe ein Bier getrunken. Das ist das Einzige, woran ich mich erinnere. Und das Leben eines Mannes ist ruiniert. Das Leben eines Mannes ist zerstört.»

Radikaler Strategiewechsel: Trump griff die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford öffentlich an, die seinen Kandidaten für das Oberste Gericht des sexuellen Übergriffs beschuldigt.
Radikaler Strategiewechsel: Trump griff die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford öffentlich an, die seinen Kandidaten für das Oberste Gericht des sexuellen Übergriffs beschuldigt.

Die Frontalattacke des US-Präsidenten auf Blasey Ford ist ein radikaler Strategiewechsel – bislang hatte Trump sich mit Blick auf die Frau sehr zurückgehalten und sie nach ihrer Anhörung im Senat sogar als «sehr glaubwürdige Zeugin» bezeichnet.

Blasey Ford wirft Kavanaugh vor, im Sommer 1982 auf einer Teenagerparty versucht zu haben, sie zu vergewaltigen. Trumps Kandidat für den Supreme Court weist die Vorwürfe entschieden zurück. Allerdings haben zwei weitere Frauen ähnliche Vorwürfe gegen den Juristen erhoben.

«Dieser Nominierungsprozess ist zu einer nationalen Schande verkommen»: Brett Kavanaugh attackierte bei seiner Anhörung die demokratischen Senatoren im Ausschuss scharf.
«Dieser Nominierungsprozess ist zu einer nationalen Schande verkommen»: Brett Kavanaugh attackierte bei seiner Anhörung die demokratischen Senatoren im Ausschuss scharf.
Saul Loeb/POOL AFP/AP

Seine geplante Ernennung zum Obersten Richter auf Lebenszeit ist in den USA längst zu einem Politikum vor den im November anstehenden Teilwahlen zum US-Kongress geworden.

Wie Trump allgemein zum Thema sexuelle Gewalt steht, verriet er am Dienstag im Weissen Haus. «Es ist eine beängstigende Zeit für junge Männer in Amerika. Man kann angeklagt werden, bevor man seine Unschuld bewiesen hat.» Auf die Frage nach einer Botschaft an junge Frauen, sagte der Präsident: «Frauen geht es sehr gut.»

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