Trumps Flop-Woche Pleiten, Pech – und Anklage?

Von Gil Bieler

17.12.2022

Der frühere US-Präsident Donald Trump unterhält sich mit Besuchern in seinem Privatresort Mar-a-lago in Palm Beach, Florida. 
Der frühere US-Präsident Donald Trump unterhält sich mit Besuchern in seinem Privatresort Mar-a-lago in Palm Beach, Florida. 
Bild: AP

Erst eine Sammelkarten-Aktion, die sogar engen Weggefährten peinlich ist – und nun drohen neue Ermittlungen: Für Ex-US-Präsident Donald Trump läuft es gerade alles andere als rund.

Von Gil Bieler

17.12.2022

Als er seine Kandidatur für die Rückeroberung des Weissen Hauses 2024 erklärte, hatte Donald Trump wohl auf einen Befreiungsschlag gehofft. Doch das Gegenteil ist eingetreten: Seit seiner Ankündigung Mitte November ist der ehemalige US-Präsident völlig aus dem Tritt geraten.

Und es könnte noch dicker kommen: Der parlamentarische Ausschuss, der den gewaltvollen Sturm von Trump-Anhängern auf das US-Kapitol vom 6. Januar 2021 untersucht, könnte dem Justizministerium Ermittlungen gegen den Republikaner empfehlen.

Vorentscheidung am Montag?

Das Votum stehe am Montag an, berichteten das Magazin «Politico» und der Fernsehsender ABC News am Freitag unter Berufung auf anonyme Quellen. Konkret gehe es um die Straftatbestände des Aufruhrs, der Verschwörung gegen die US-Regierung sowie der Behinderung eines öffentlichen Verfahrens.

Eine Empfehlung des Ausschusses hätte zwar keine rechtliche Bindung für das Justizministerium, könnte aber den Entscheidungsprozess beeinflussen – und letztlich zu einer Anklage gegen Trump führen.

Sollte der Ausschuss für Ermittlungen votieren, wäre dies für Trump die Fortsetzung einer Woche voller Flops. Zuletzt musste sich sogar Steve Bannon, einst strategischer Berater von Trump, an den Kopf fassen: «Ich halte das nicht mehr aus», erklärte der republikanische Scharfmacher am Donnerstag in seinem Podcast.  Wer auch immer Donald Trump beraten habe, müsse gefeuert werden.

Als wäre er ein Autohändler

Was war geschehen? Trump hatte schon längere Zeit eine «grosse Ankündigung» in Aussicht gestellt. Doch dann wurde am Donnerstag kein machtpolitischer Schachzug enthüllt – sondern digitale Sammelkarten, die den 76-Jährigen in Superhelden-Posen zeigen. Und die er in einem Werbevideo im Ton eines Gebrauchtwagenhändlers anpreist.

Preis pro Karte: 99 Dollar. «Weihnachten steht vor der Tür», sagt Trump, und die Karten wären doch ein ideales Geschenk. Ausserdem könne jeder, der eine Karte kaufe, «tolle Preise» gewinnen, darunter ein Essen mit ihm. 

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17.12.2022

Allein die Inszenierung der Sammelkarten-Aktion fanden viele Beobachter*innen peinlich. Und wie CNN berichtet, kommt Trump damit auch noch zur Unzeit um die Ecke: Der Hype um NFTs – wie die digitalen Unikate genannt werden – sei schon vorbei. 

Der NFT-Umsatz sei seit seinem Höhepunkt im Januar um 89 Prozent eingebrochen, das Handelsvolumen auf dem Marktplatz OpenSea sei auf den tiefsten Stand seit Juni 2021 abgesackt. 

Echte Trump-Fans ficht das allerdings nicht an: Sämtliche der 45'000 virtuellen Karten fanden gemäss OpenSea einen Käufer respektive eine Käuferin – und zwar innert nur eines Tages.

Bei einem Stückpreis von 99 Dollar wären das knapp 4,4 Millionen Dollar, die Trump so einnehmen konnte. Ob für die Wahlkampfkasse oder Anwaltskosten, wird sich zeigen. 

4,5 Millionen sind eine schöne Stange Geld. Die Frage ist: Ist der politische Schaden, den Trump sich mit seiner Sammelkarten-Aktion zugezogen hat, am Ende grösser? Erste Reaktionen deuten zumindest in diese Richtung. Genau wie Steve Bannon äusserte sich auch Michael Flynn, einst Sicherheitsberater von Donald Trump: Wer den Ex-Präsidenten beraten habe, müsse nach dieser Aktion gefeuert werden.  

Und wenn selbst Ben Shapiro, ein konservativer Autor und Moderator, den einst mächtigsten Mann der Welt hemmungslos aufs Korn nimmt, sagt das einiges. Auf Twitter spottete Shapiro in sarkastischem Ton: «Gott sei Dank sind die digitalen Sammelkarten hier. Es war tatsächlich eine GROSSE ANKÜNDIGUNG.»

Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.