Late Night USAUngebildete Einwanderer für Trumps Amerika? Melania: «Du mich auch!»
Philipp Dahm
15.4.2019
«Real Time with Bill Maher»: Der Gastgeber kann mal wieder nicht fassen, was in Washington vor sich geht.
Der Justizminister ist für Bill Maher ein «Lakai», «Beweise» spielen keine Rolle mehr – und «Gesetze» sowieso nicht: Ein Nachrichten-Comedian holt zum Rundumschlag aus – von wegen «Vereinigte» Staaten.
«Ich weiss, Ihr seid ja nicht mal meinetwegen aufgeregt. Es ist wegen des Coachella-Festivals, das an diesem Wochenende beginnt», winkt der Gastgeber von «Real Time with Bill Maher» ab. «Das ist, was Amerika braucht: ein weiterer Grund, Drogen zu nehmen», fügt der Moderator mit Blick auf die derzeitige Drogenkrise in seiner Heimat hinzu. «Das Coachella geht über zwei Wochenenden. So wie die Amtszeit eines Kabinettsmitgliedes unter Trump.»
Doch es sind nicht bloss Schmerzmittel und Co, die den USA auf den Magen schlagen.
Parallelen zwischen Open Air und Politik gelten auch für die Opposition: «Dutzende Auftritte wetteifern um die Zuneigung verwöhnter Millenials … Entschuldigung, ich dachte an die Vorwahlen der Demokraten.» Bei denen haben zahlreiche Kandidaten verkündet, ihren Hut ins Rennen ums Weisse Haus werfen zu wollen: «Der Kampf um die Herzen der demokratischen Basis ist in vollem Gange. Julian Castro ist ein Latino, Kamala Harris ist halb schwarz, Beto [O'Rourke] spielte in einer Punkband und Bürgermeister Pete [Buttigieg] sagt: ‹Ich bin schwul.› Ende des Vortrags.»
«Das ist, was wir früher ein ‹Gesetz› nannten»
Vom letztgenannten Demokraten wird nochmal die Rede sein, doch zunächst wendet sich Maher einem prominenten Republikaner zu. «Montag ist ja Tag [der letzten Abgabe der Steuererklärung]. Oder wie Trump es nennt: Montag. Ja, wir alle zahlen, aber er veröffentlich seine [Steuererklärung] nicht. Ihr wisst ja: Die [Steuerbehörde] IRS sollte seine eigentlich am Mittwoch bekommen, aber nichts ist passiert. Es gibt Komitees des Repräsentantenhauses die per Gesetz jede Steuererklärung anfordern können, und die IRS muss sie herausgeben … » Dann spricht Maher wie der Vater, der seinem kleinen Kind erklärt: «Das ist, was wir früher ein ‹Gesetz› nannten. So etwas haben wir nicht mehr.»
Als das Gelächter abebbt, wird der 63-Jährige ernst. «Trump hat endlich einen Lakai von einem Justizminister, den er immer wollte: William Barr. Der hat [letzte] Woche vor dem Kongress ausgesagt und sich zuerst bedankt, dass er Gelegenheit bekommt, dorthin zu kommen und mehr Düsteres ins Dunkel zu bringen. Ein schlechtes Zeichen war, als er [die Hand zum Eid erhob] und der Edding noch darin war», lästert Maher angesichts Barrs Ansage, er wolle diverse Stellen im Mueller-Bericht schwärzen. Barr sagte dabei aus, die Trump-Administration sei ausspioniert worden.
Bill Maher: Er hebt entschuldigend die Hände – aber es tut ihm nicht wirklich Leid.
«Das ist interessant», findet der New Yorker: «In Trumps Weissen Haus hält man nichts von Beweisen, deshalb macht er [direkt] weiter und ermittelt gegen die Ermittler. Können wir das nicht auch machen? Wenn mich ein Cop anhält und fragt, wie schnell ich war, kann ich sagen: ‹Wie schnell waren Sie denn?? Und warum folgen Sie mir? Zeigen Sie mir mal alle Ihre SMS, Officer! ›»
Böse, böse, böse, Herr Maher!
Maher erinnert daran, wie der amtierende Präsident vor zwei Jahren seinem Vorgänger vorwarf, er habe das Weisse Haus verwanzt, und fasst nochmal zusammen: «Das Justizministerium hat sich das seinerzeit angeguckt und natürlich keine Beweise gefunden. Und jetzt startet der Justizminister ohne jeglichen Beweis eine Untersuchung seines Ministeriums über die vergangenen Ermittlung des damaligen Ministeriums, das keinerlei Beweise gefunden hat: Hat jemand die Nummer von Michael Jacksons Arzt? Ich brauche ein Nickerchen. Ich möchte gerne zwei Jahre [bis zur Präsidentenwahl] schlafen.»
Böse, böse, böse, Herr Maher: Jackson war an einer Überdosis Narkotika gestorben.
Nun aber habe sich Donald Trump auf die Migranten eingeschossen und am Freitag vorgeschlagen, alle Migranten an der Grenze einzusammeln und in «Sanctuary Cities» zu bringen. Das sind Städte, die liberaler mit Einwanderern umgehen und beispielsweise nicht kooperieren, wenn es um Abschiebungen geht.
«Trump macht keine Spässe. Heute hat er es wiederholt: Er will kein Amerika der ungebildeten Immigranten, und [Ehefrau] Melania sagte: ‹Du mich auch! ›» Der Mann kann aber nicht nur pöbeln, sondern auch argumentieren: «So weit sind wir als Land schon gekommen: Wenn die Demokraten es anders sehen, lade einfach Flüchtlinge in ihrer Stadt ab, weil wir ja die Vereinigten Staaten sind. Es ist verdammt beklagenswert.»
Ach ja, Bill Maher! Der Moderator ist natürlich nicht parteilos, wenn es um Politik geht: Der Mann hat 2016 erst Bernie Sanders und dann Hillary Clinton unterstützt. Zumindest aber macht er prinzipiell auch vor Kritik an den Demokraten nicht halt: Auch Trumps damalige Gegenspielerin kriegt immer mal wieder ihr Fett weg. Maher hat sich ausserdem als Religionskritiker profiliert – zum Beispiel durch seinen Film «Religulous».
Der deutschsprachige Religulous-Trailer.
Insofern kann sich niemand wundern, dass der progressive Comedian und Schauspieler sich bei einem anderen Streit klar positioniert: orthodoxer republikanischer Vizepräsident gegen homosexueller demokratischer Vielleicht-Präsidentschaftskandidat. Es geht um Mike Pence und Pete Buttigieg. Letzterer lässt sich wegen des schwer auszusprechenden Nachnamens oft bloss «Bürgermeister Pete» nennen.
Wer ist «Mayor Pete»?
Der Mann ist trotz seiner «erst» 37 Jahre eine echte Hausnummer: Er spricht sieben Sprachen, spielt Klavier und Gitarre, ist gläubig und erklärte 2015, dass er Männer liebt. Er hat in Harvard und Oxford studiert, diente von 2009 bis 2017 aber auch in der Reserve der US Navy und ging 2014 freiwillig für sieben Monate nach Afghanistan. Da war er bereits drei Jahre Bürgermeister von South Bend im Bundesstaat Indiana, wo er 2015 mit 80 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde. Der Grund: «Mayor Pete» hat einer «sterbenden Stadt» neues Leben eingehaucht.
Maher erklärt den Konflikt so: «Mike Pence und Bürgermeister Pete hatten einen grösseren Knatsch. Bürgermeister Pete hat gesagt: ‹Wenn du ein Problem damit hast, dass ich schwul bin, klär' das mit meinem Schöpfer›. Und Pence: ‹Nein, nur wir dürfen das Gott-Argument nutzen›. Und Pete: ‹Wenn du so christlich bist, wieso unterstützt du dann so einen lügenden, betrügenden Pornostar-Vögeler?›»
Religion liegt Bill Maher nicht so – von daher steht er auch dem streng gläubigen US-Vize Mike Pence nicht nahe.
Screenshot:YouTube
Nach diesem kleinen Resümee zieht Maher dann Pence im Segment «25 Dinge, die Ihr über mich nicht wusstet» so richtig durch den Kakao. Wenn Sie wissen wollen, was über Mike Pence enthüllt wird – ausser der Tatsache, dass dessen Gattin Karen und er bis zur Hochzeit gewartet haben, um Blickkontakt herzustellen: Ab Minute 0:50 wird man fündig.
«Pete vs. Mike» das Video.
Late Night USA – Amerika verstehen
50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten die wohl beste Navigationshilfe: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele
Washington, 25.07.2024:
Eigentlich ist bei den Demokraten ein Parteitag zur Kür des Präsidentschaftskandidaten im August angesetzt. Doch die Partei will ein Votum schon früher – und das per virtuellem Weg.
Sollte mit Kamala Harris nur eine Person zur Wahl stehen, könne eine elektronische Abstimmung frühestens am 1. August starten. Sollte es mehrere Anwärter geben, beginne die Abstimmung ein paar Tage später.
Mögliche Anwärter haben noch bis Ende Juli Zeit, eine Präsidentschaftsbewerbung einzureichen und unter anderem die Unterstützung von 300 Delegierten vorzuweisen.
Schätzungen von US-Medien zufolge hat Harris derzeit die Unterstützung von genügend Delegierten der Demokraten, um als Kandidatin ihrer Partei nominiert zu werden.
26.07.2024
Umfragen: Harris knapper Vorsprung bringt frischen Wind in Wahlkampf
Washington, 24.07.2024:
Aus dem Nichts direkt in die Favoritenrolle? Noch vor wenigen Tagen sprach fast niemand über die Vizepräsidentin der USA Kamala Harris. Nach Joe Bidens Rückzug gerät sie nicht nur an die Spitzenposition der Domokraten, sondern vielleicht sogar an die des Präsidentschaftsrennen.
Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos und der Nachrichtenagentur Reuters sieht Harris nämlich auf nationaler Ebene bei 44 Prozent – und damit zwei Prozentpunkte vor Trump.
Der Unterschied ist allerdings so knapp, dass er innerhalb der Fehlertoleranz liegt und ist daher nur begrenzt aussagefähig. Und wegen des besonderen Wahlsystems in den USA sind nationale Befragungen ohnehin nur ein Stimmungsbarometer.
Ob Harris Trump schlagen kann, ist offen. Fakt ist aber, dass sie eine neue Welle der Euphorie ausgelöst hat und das Präsidentschaftsrennen jetzt so richtig spannend werden könnte.
25.07.2024
Panik bei Badegästen // Fähre löst Flutwelle aus – Frau bricht sich zwei Rippen
Plötzlich bricht eine grosse Welle auf einem Strand bei Mykonos ein. Die Ursache ist eine Fähre, die zu schnell und zu nahe der Küste vorbeifährt. Im Video siehst du, wie die Flutwelle Panik bei den Badegäste auslöst.
23.07.2024
Raubtier-Alarm // So schnell fasst ein Leopard eine Ziege
So schnell kann es gehen, wenn ein Raubtier in Aktion ist: Im Video siehst du, wie innert wenige Sekunden ein Leopard über einen hohen Zaun klettert und eine Ziege schnappt.
23.07.2024
Sorge vor Eskalation nach Israels Gegenschlag im Jemen
Teheran/Sanaa, 21.07.2024:
Im Konflikt zwischen Israel und der Huthi-Miliz wächst die Sorge vor einem Flächenbrand im Nahen Osten. Grund dafür ist der israelische Luftangriff im Jemen in Reaktion auf eine tödliche Drohnenattacke der proiranischen Huthi-Miliz in Tel Aviv.
Der Iran und Israel sprechen gegenseitig Warnungen aus. Israels -Zitat – «gefährliches Abenteurertum» könne einen regionalen Krieg auslösen, warnt ein Sprecher des iranischen Aussenministeriums laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.
Laut Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sei jedem ihrer Feinde klar, dass es keinen Ort gäbe, den der lange Arm Israels nicht erreichen könne.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigt sich «zutiefst besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation in der Region». Er ruft weiterhin zur äussersten Zurückhaltung auf.