Unsicherheit und Gefallsucht Unsicherheit und Gefallsucht: Psychologe zu Trump und Putin

AFP

17.7.2018

Sie tauschten Komplimente aus und lobten ihr produktives Gespräch - vordergründig ging es harmonisch zu, als US-Präsident Donald Trump und Kreml-Chef Wladimir Putin am Montag in Helsinki vor die Kameras traten.

Der britische Verhaltenspsychologe Peter Collett hat die Körpersprache der beiden Staatsmänner unter die Lupe genommen - und dabei Anspannung, überspielte Unsicherheit und ein asymmetrisches Kräfteverhältnis gefunden.

US-Präsident Donald Trump (links) und der russische Staatspräsident Wladimir Putin geben nach ihren Beratungen eine gemeinsame Pressekonferenz. 
US-Präsident Donald Trump (links) und der russische Staatspräsident Wladimir Putin geben nach ihren Beratungen eine gemeinsame Pressekonferenz. 
dpa

«Es ist nicht so, dass der eine versucht, den anderen zu dominieren, und dass der andere unterwürfig ist», sagte Collett. Dennoch hätten beide den Anschein erweckt, sich in der Gegenwart des anderen nicht wohl zu fühlen. Trump habe dabei unsicherer gewirkt als Putin.

Trump zeigte Zeichen der Verletzlichkeit

Die Pressekonferenz am Montag begann mit einem Handschlag. Trump stand rechts von Putin, beide waren den Kameras zugewandt. In dieser Position habe Trump die Wahl gehabt, die Hand dominant mit einer leicht nach unten gewandten Handfläche auszustrecken oder eine respektvolle, einladende Geste mit der Handfläche nach oben zu wählen, analysierte Collett.

Trump entschied sich für die unüblichere zweite Variante. «Er scheint es sich zur Gewohnheit zu machen, sich Putin nicht körperlich aufzudrängen», sagte Collett. Dies sei so zu verstehen, dass Trump Putin als ebenbürtig betrachte und versuche, ihm zu gefallen.

Nach dem Handschlag habe sich ausserdem Trumps Kinnmuskulatur angespannt, beobachtete Collett. «Wir kräuseln unser Kinn, wenn wir unterbewusst fühlen, dass wir angegriffen werden» - ein Zeichen von Verletzlichkeit.

Putin zeigte sich entspannt und dominant

Vielleicht habe Trump gefühlt, dass er die Situation nicht dominieren konnte, mutmasste Collett. Vielleicht habe er das auch gar nicht gewollt. Aber in jedem Fall sei zu sehen gewesen, «dass er sich nicht wohlfühlte».

Etwas anders trat der Kreml-Chef auf: Putin habe eine asymmetrische Körperhaltung eingenommen, was ein Zeichen von Entspanntheit und daher von Dominanz sei, analysierte Collett. Allerdings habe er Trump viel visuelle Aufmerksamkeit geschenkt und ihm so den Status verliehen, von dem der US-Präsident denke, dass er ihm zustehe.

Putins Aufmerksamkeit gegenüber Trump war dem Psychologen zufolge ein wesentlicher Unterschied zu Trumps Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un: Dieser sei bei ihrem Treffen in Singapur im Juni weit weniger aufmerksam gegenüber Trump gewesen.

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