USABeim Joggen erschossen: Justizministerium soll Ermittlungen prüfen
dpa/ap
11.5.2020 - 02:39
Lange passierte im Fall Ahmaud Arbery kaum etwas. Erst nach Auftauchen eines Videos, das augenscheinlich die Tötung des unbewaffneten schwarzen Joggers durch zwei Weisse zeigt, gibt es Festnahmen. Das US-Justizministerium soll nun die Ermittlungen in Georgia überprüfen.
Wegen der schleppenden Ermittlungen nach tödlichen Schüssen auf einen Schwarzen fordert der Justizminister des US-Bundesstaats Georgia eine unabhängige Untersuchung des Vorgangs. Es gehe um eine «komplette und transparente» Aufarbeitung der Tötung von Ahmaud Arbery.
Dies teilte Minister Chris Carr am Sonntag (Ortszeit) mit. Deshalb habe er das US-Justizministerium um das Einleiten einer Untersuchung zu den örtlichen Ermittlungen gebeten. Der Fall hatte in den USA für grosses Aufsehen und Entrüstung gesorgt.
Der 25-jährige Arbery war in der Stadt Brunswick beim Joggen erschossen worden. Die Tat ereignete sich bereits am 23. Februar, es wurde aber niemand festgenommen. Die Ermittlungen kamen erst richtig in Gang, als der Fall vor wenigen Tagen durch ein verstörendes Handy-Video breite Aufmerksamkeit erlangte.
Zwei weisse Tatverdächtige, der 64 Jahre alte Gregory M. und sein 34 Jahre alter Sohn Travis waren am Donnerstag festgenommen worden. Ihnen wird schwere Körperverletzung und Mord zur Last gelegt. Den Ermittlern zufolge hatten die Tatverdächtigen Arbery mit zwei Schusswaffen konfrontiert, als dieser in dem Viertel joggte.
Schüsse von der Ladefläche
Arbery wurde in US-Medien als Athlet beschrieben, der regelmässig trainierte. Das vom Anwalt seiner Familie, Lee Merritt, auf Twitter verbreitete Video zeigt, wie ein Jogger auf einen stehenden Pick-up zuläuft. Als dieser um das Fahrzeug herumläuft, wird er in ein Handgemenge mit einem Mann mit einem Gewehr verwickelt. Ein weiterer Mann auf der Ladefläche scheint zugleich eine Handfeuerwaffe in Anschlag zu bringen. Dann sind Schüsse zu hören.
There is a 3rd suspect in the murder of #AhmaudArbery still free. #WilliamBryant claims he was unarmed & just trying to get a photo of a “trespasser”. He’s lying. He‘s an armed accomplice. I’ve had experts review the video. See how the screen dips as you hear him cock his weapon. pic.twitter.com/9xnie2diiK
Anwälte von Arberys Eltern begrüssten die Involvierung des Justizministeriums. Kurz zuvor hatte das GBI, die landesweite Strafverfolgungsbehörde von Georgia, die Ermittlungen begonnen, die zuvor in den Händen lokaler Beamter lagen. Prominente schwarze Musiker wie Jay-Z und Alicia Keys forderten in einem offenen Brief am Wochenende ein schnelles Handeln.
Die Verdächtigen hatten ausgesagt, geglaubt zu haben, dass Arbery einem mutmasslichen Einbrecher ähnlich sehe, der zuvor auf Überwachungskameras festgehalten worden war.
Das GBI bestätigte am Samstag, dass es Zugang zu weiteren Standbildern eines Videos habe, das Licht in die Angelegenheit bringen könnte. Die Tageszeitung «Atlanta Journal-Constitution» veröffentlichte Material einer Überwachungskamera eines Hauses in der Nähe des Tatortes. Es zeigt, wie jemand, der wie Arbery aussieht, das noch nicht fertiggestellte Haus betritt. Die Person kommt anschliessend wieder raus und rennt die Strasse entlang.
Anwälte von Arberys Familie geben an, das Video untermauere ihre Position, dass Arbery nichts falsch gemacht und kein Schwerverbrechen begangen habe. Unter dem in Georgia geltenden Gesetz können Zivilisten andere festnehmen und festhalten, wenn während ihrer Anwesenheit ein Schwerverbrechen begangen worden ist.
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