Berüchtigte Privatarmee Wie die USA die Wagner-Gruppe aus Afrika vertreiben wollen

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6.2.2023 - 00:00

Einer vom Militär unterstützte Stammeskundgebung im Sudan 2019. 
Einer vom Militär unterstützte Stammeskundgebung im Sudan 2019. 
AP/Mahmoud Hjaj/Keystone (Archivbild)

Die USA zeigen sich besorgt über einen zunehmenden Einfluss der russischen Söldnergruppe Wagner in Afrika. «Wir arbeiten sehr hart dagegen an», sagt CIA-Chef Burns. Libyen und der Sudan stehen im Fokus.

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In der Ukraine kämpfen Söldner der russischen Wagner-Gruppe, ebenso in Mali und in weiteren afrikanischen Ländern. Dass die Privatsoldaten baldmöglichst zumindest aus Libyen und dem Sudan abziehen, haben sich die USA nun offenbar konkret zum Ziel gesetzt. Und Washington erhöht den Druck, wie aus Regierungskreisen in der Region verlautet.

Dafür bemüht sich das Weisse Haus demnach auch um Unterstützung Ägyptens und der Vereinigten Arabischen Emirate, um die Militärführungen im Sudan und in Libyen dazu zu bringen, ihre Kooperationen mit der Wagner-Truppe einzustellen, erklären mehr als ein Dutzend Regierungsmitarbeiter aus Libyen, dem Sudan und Ägypten im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP.

«Wagner treibt sie um»

Ihre Namen wollen sie allesamt nicht veröffentlicht sehen und bitten um Anonymität, um frei sprechen zu können. «Wagner treibt sie um», sagt etwa ein ranghoher ägyptischer Regierungsbeamter mit Blick auf die Amerikaner. «Das steht bei jedem Treffen ganz oben auf der Tagesordnung.»

Die Gruppe Wagner des russischen Oligarchen Jewgeni Prigoschin, eines Vertrauten von Präsident Wladimir Putin, hat Tausende Kräfte in Ländern in Afrika und im Nahen Osten eingesetzt. Darunter sind Mali, Libyen, der Sudan, die Zentralafrikanische Republik und Syrien. Im Sudan stand die Truppe ursprünglich mit dem ehemaligen Machthaber Omar al-Baschir in Verbindung. Inzwischen arbeitet sie mit der Militärregierung zusammen, die die Macht nach dem Sturz Baschirs vor knapp vier Jahren übernahm. In Libyen werden die Wagner-Kämpfer mit dem Militärkommandanten Chalifa Haftar im Osten des Landes in Verbindung gebracht.

Die Gruppe macht ihre Einsätze nicht öffentlich, über Berichte von vor Ort und andere Beweise wird die Präsenz der Söldner aber offensichtlich. Das Pentagon in Washington spricht von Stellvertretern des russischen Verteidigungsministeriums, der Kreml bestreitet jede Verbindung. Von Seiten der USA unterliegen die Gruppe und ihr Gründer seit 2017 Sanktionen, und die Regierung von Präsident Joe Biden kündigte im Dezember neue Exportbeschränkungen an. Washington nennt die Wagner-Gruppe eine «transnationale kriminelle Organisation».

Beobachtern zufolge zielt die Wagner-Gruppe in Afrika darauf ab, die Interessen Russlands inmitten wachsender globaler Begehrlichkeiten an Rohstoffen zu unterstützen. «Wagner neigt dazu, Länder mit natürlichen Ressourcen ins Visier zu nehmen, die für Moskaus Ziele genutzt werden können», sagt Catrina Doxsee vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien CSIS in Washington. «Goldminen im Sudan zum Beispiel, wo das daraus gewonnene Gold so verkauft werden kann, dass westliche Sanktionen umgangen werden.» Eine Stellungnahme Progoschins war nicht zu bekommen.

Kämpfer der mit der libyschen Regierung verbündeten «Shelba»-Einheit bereiten sich auf den Kampf vor.
Kämpfer der mit der libyschen Regierung verbündeten «Shelba»-Einheit bereiten sich auf den Kampf vor.
Ricard Garcia Vilanova/AP/dpa/Keystone

CIA-Chef in Ägypten und Libyen

Die Rolle der Wagner-Gruppe in Libyen und im Sudan stand nun offenbar im Mittelpunkt der jüngsten Gespräche von CIA-Direktor William Burns in Ägypten und Libyen. US-Aussenminister Antony Blinken brachte das Thema ebenfalls beim Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi Ende Januar in Kairo vor, wie aus dortigen Regierungskreisen verlautete.

Er sei besorgt über einen wachsenden Einfluss der Wagner-Gruppe auf dem afrikanischen Kontinent, erklärte CIA-Chef Burns nach seiner Rückkehr in einer Rede an der Georgetown University in Washington. «Das ist eine zutiefst ungesunde Entwicklung, und wir arbeiten sehr hart dagegen an.»

Dazu hätten sowohl Burns als auch Blinken bei ihren Besuchen versucht, Kairo mit ins Boot zu holen, sagt ein mit den Gesprächen vertrauter ägyptischer Regierungsmitarbeiter. Sie hätten dazu aufgefordert, auf die Generäle im Sudan und auf Haftar in Libyen einzuwirken, ihre Geschäfte mit der Wagner-Gruppe zu beenden.

Wagner seit 2017 im Sudan aktiv

Im Sudan seien in den vergangenen Wochen über Ägypten und die Golfstaaten wiederholt Botschaften der USA zu einem wachsenden Einfluss der Wagner-Gruppe eingegangen, heisst es aus Regierungskreisen in Khartum. So habe der ägyptische Nachrichtendienstdirektor Abbas Kamel die Bedenken des Westens im vergangenen Monat im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Souveränen Rats, dem faktischen Staatschef General Abdel-Fattah Burhan, vorgebracht. Kamel habe darauf gedrungen, die Nutzung des Sudans als Basis für Einsätze in benachbarten Ländern zu unterbinden.

Nach AP-Recherchen begann die Wagner-Truppe 2017, im Sudan zu operieren. Sie stellte demnach die Ausbildung für Geheimdienst- und Spezialkräfte sowie für die paramilitärische Gruppe RSF.

Offiziellen Angaben zufolge sind die Wagner-Söldner nicht als Kämpfer im Sudan im Einsatz. Die mehrere Dutzend Mitarbeiter bieten militärische und geheimdienstliche Ausbildung sowie Überwachung und Schutz von Einrichtungen und Spitzenpolitikern. Im Gegenzug scheint die sudanesische Militärführung der Wagner-Gruppe die Kontrolle über Goldminen überlassen zu haben, wie aus Dokumenten und Informationen aus Insider- und Regierungskreisen hervorgeht.

Der Hauptsitz der Wagner-Söldner ist nach Angaben der Organisation Darfur Bar Association, die Menschenrechtler juristisch unterstützt, im umstrittenen Dorf Am Dafok an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik. Dem Areal könne sich niemand nähern, sagt Anwalt Gibreel Hassabu.

Wagner-Söldner auch in Libyien

In Libyen führte Burns nicht nur Gespräche in Tripolis mit Ministerpräsident Abdul Hamid Dbeibah, dem Chef einer der beiden rivalisierenden Regierungen in dem gespaltenen nordafrikanischen Land. Er traf nach Informationen aus dortigen Militärkreisen auch im Osten mit General Haftar zusammen. Dabei sei Wagner das Hauptthema gewesen.

Laut UN-Experten begannen Wagner-Söldner 2018 ihren Einsatz in Libyen und unterstützten Haftars Truppen im Kampf gegen militante Islamisten. Die Gruppe soll auch an Haftars gescheitertem Vormarsch auf Tripolis im April 2019 beteiligt gewesen sein.

Schätzungen des US-Afrika-Kommandos Africom zufolge waren vor dem Waffenstillstand im Herbst 2020 etwa 2000 Wagner-Söldner in Libyen. Dem Bericht nach kam offenbar finanzielle Hilfe aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, einem Unterstützer Haftars. Seit 2020 hätten sich die Aktivitäten der Gruppe vor allem auf Öleinrichtungen im Zentrum des Landes konzentriert, heisst es aus libyschen Führungskreisen. Wie viele Söldner noch in Libyen sind, ist unklar.

Bei den jüngsten US-Vorstössen gibt es indes nach Ansicht von Beobachtern noch keine Anzeichen dafür, dass der Druck der Regierung Biden in Libyen oder im Sudan Erfolge gebracht hat. Expertin Doxsee sieht die Strategie kritisch: Die USA und ihre Verbündeten sollten darauf verzichten, Russland als böse und das von ihnen Gebotene als gut darzustellen, sagt sie. Stattdessen sollten sie bessere Alternativen zu Wagner ins Gespräch bringen.

«Letzten Endes ist Wagner ein Geschäft», sagt Doxsee. «Wenn es gelingt, den Gewinn zu schmälern und den betriebswirtschaftlichen Nutzen von Wagner zu verringern, dann wird das weniger attraktiv sein.»