Auch nach mehr als zwei Wochen an Bord des Flüchtlings-Rettungsschiffs «Sea-Watch 3» ist das Schicksal von 40 Menschen weiter unklar. Wie die Organisation Sea-Watch am Freitag mitteilte, konnten zwei Flüchtlinge das vor Lampedusa blockierte Schiff verlassen.
Nach Angaben von Sea-Watch konnten ein 19-jähriger Flüchtling, der an starken Schmerzen gelitten habe, sowie dessen jüngeren Bruder das Schiff verlassen. «Wir können nicht darauf warten, dass jeder einzelne Mensch ein medizinischer Notfall wird, bis Europa erkennt, dass sie grundlegende Rechte haben», erklärte die deutsche Kapitänin Carola Rackete.
Das Schiff hatte am 12. Juni insgesamt 53 Menschen vor der Küste Libyens von einem Schlauchboot gerettet. Elf von ihnen, darunter Frauen, Kranke und Kinder, durften bereits von Bord gehen; nun folgten die beiden weiteren.
Die 31-jährige Rackete hatte am Mittwoch trotz eines Verbots Italiens Kurs auf die italienischen Hoheitsgewässer genommen und die Mittelmeerinsel Lampedusa angesteuert. Auf Anweisung der Polizei musste das Schiff aber rund eine Seemeile vor dem Hafen stoppen. Rackete gab an, sie wisse, was sie riskiere und sei bereit, für ihre Entscheidungen ins Gefängnis zu gehen.
Ermittlungsverfahren eingeleitet
Die Staatsanwaltschaft von Agrigent auf Sizilien leitete am Donnerstag ein Ermittlungsverfahren gegen die Kapitänin wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung und Missachtung von Anweisungen eines italienischen Marineschiffs ein, nicht in die italienischen Hoheitsgewässer einzudringen.
Italiens Innenministers Matteo Salvini von der rechtsradikalen Lega-Partei hatte erklärt, die Flüchtlinge dürften das Schiff nur verlassen, wenn die Niederlande, Deutschland oder ein anderes europäisches Land sie aufnehmen. Die «Sea-Watch 3» fährt unter niederländischer Flagge, die Rettungsorganisation hat ihren Sitz in Deutschland.
Salvini drohte, die Flüchtlinge bei ihrer Ankunft nicht offiziell registrieren zu lassen und sie in andere europäische Länder weiterzuschicken. Brüssel warnte Salvini, in diesem Fall würde die EU ein Strafverfahren gegen Italien einleiten.
Die EU-Kommission kündigte am Donnerstag an, dass mehrere Mitgliedstaaten bereit zu einer solchen Flüchtlingsverteilung seien. Zunächst müssten die Flüchtlinge das Schiff aber verlassen.
Rackete sagte in einer Videoschalte mit Journalisten in Rom, die Lage an Bord sei «unglaublich angespannt» und verschlimmere sich. Die Besatzung könne den Flüchtlingen nicht sagen, was als nächstes passiere.
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