NiederlandeWeltstrafgericht: Erster Prozess zu Gewalt in Zentralafrika
SDA
16.2.2021 - 13:34
Vor dem Hintergrund erneuter schwerer Kämpfe in Zentralafrika hat vor dem Weltstrafgericht der erste Prozess gegen ehemalige Befehlshaber der Milizen wegen schwerer Kriegsverbrechen in dem Land begonnen.
Der frühere Politiker Alfred Yekatom (64) mit Beinamen «Rambo» und der einstige Fussball-Funktionär Patrice-Edouard Ngaïssona (53) beteuerten am Dienstag in Den Haag vor den Richtern ihre Unschuld. Die Anklage des Internationalen Strafgerichtshofes beschuldigt sie der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter Mord, Folter, Deportationen, Vergewaltigung und der Einsatz von Kindersoldaten in dem Land von 2013 bis 2014.
Ngaïssona, bis Ende 2019 Chef des Zentralafrikanischen Fussballverbandes, und Yekatom hatten nach Darstellung der Anklage zum engen Kreis rund um Ex-Präsident François Bozizé gehört, der einen Staatsstreich plante. Dazu seien die vorwiegend christlichen Anti-Balaka-Milizen aufgebaut, bewaffnet und finanziert worden. Die Angeklagten hätten gezielt Angriffe auf die muslimische Bevölkerung geplant, befohlen und mit ausgeführt. «Diese Angriffe waren wesentliche Teile einer Strategie um Bozizé wieder zur Macht zu verhelfen», sagte Ankläger Kweku Vanderpuye.
Die beiden Angeklagten waren Ende 2018 festgenommen worden. Erst vor wenigen Wochen war auch erstmals ein Ex-Kommandant der Seleka-Rebellen dem Weltstrafgericht überstellt worden.
Das Land mit rund 4,7 Millionen Einwohnern ist seit Jahren Schauplatz von Konflikten. Staatschef Bozizé war 2013 von den vorwiegend muslimischen Seleka gestürzt worden. Es folgten Jahre der Kämpfe mit den christlichen Anti-Balaka-Milizen. Kürzlich war die Gewalt rund um die Präsidentenwahl im Dezember wiederaufgeflammt. Zehntausende Menschen flohen bislang nach UN-Angaben vor der Gewalt in Nachbarländer.
Die Zentralafrikanische Republik ist eines der allerärmsten Länder der Welt. Beim Index für menschliche Entwicklung des Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) belegt sie – knapp vor Niger – den vorletzten von 189 Plätzen.
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