Propaganda-Show mit LandkarteSein Kettenhund zeigt im TV, wie Putin die Ukraine aufteilen will
Philipp Dahm
5.3.2024
Medwedews irre Propagandashow
Dmitri Medwedew präsentiert am 4. März 2024 beim Welt-Jugend-Festival in der Region Krasnodar eine neue Karte Osteuropas. Die Ukraine bestünde darauf nur noch in einem Kern rund um Kiew. Der Osten und der Süden des Territoriums wären russisch.
Bild: Imago/ITAR-TASS/Sipa USA
Damit wäre die Aufteilung des Landes aber noch nicht komplett: Die Region Winnyzja ginge an Rumänien, Uschgorod an Ungarn und Lwiw, Iwano-Frankiwsk sowie Schytomyr an Polen. Moldawiens Region Transnistrien wäre russisch.
Bild: Youtube/CBC TV Azerbaijan
Mit einer ethnografischen Karte von Eckert & Kiepert von 1862 versucht Medwedew, die russischen Ansprüche zu rechtfertigen.
Bild: Imago/SNA
Der Westen und insbesondere die USA würden die Ukraine bloss ausnutzen, um Geld zu scheffeln, so Medwedew. Die dazu gezeigte Karikatur erinnert an antisemitische Nazipropaganda.
Bild: Youtube/Russian Media Monitor
Andere Sujets wecken Erinnerungen an die Sowjetzeit. Heute wolle der Westen Russland übrigens zum «hilflosen Zwerg am Rande Europas» machen, tönt Medwedew.
Bild: Imago/ITAR-TASS/ Sipa USA
Medwedew setzte seine persönlichen Angriffe auch mit Bildern in Szene. Links ein klar von einer KI manipuliertes Bild, das einen angsterfüllten Wolodymyr Selenskyj zeigt. Rechts daneben Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, das ebenfalls verändert wurde.
Bild: Youtube/Denys Davydov
Auch andere westliche Grössen werden nicht gerade vorteilhaft dargestellt: Oben schauen von links nach rechts Joe Biden, Ursula von der Leyen und Boris Johnson doof aus der Wäsche. Unten rechts gönnt sich Olaf Scholz eine Bratwurst.
Bild: Youtube/Denys Davydov
Medwedews irre Propagandashow
Dmitri Medwedew präsentiert am 4. März 2024 beim Welt-Jugend-Festival in der Region Krasnodar eine neue Karte Osteuropas. Die Ukraine bestünde darauf nur noch in einem Kern rund um Kiew. Der Osten und der Süden des Territoriums wären russisch.
Bild: Imago/ITAR-TASS/Sipa USA
Damit wäre die Aufteilung des Landes aber noch nicht komplett: Die Region Winnyzja ginge an Rumänien, Uschgorod an Ungarn und Lwiw, Iwano-Frankiwsk sowie Schytomyr an Polen. Moldawiens Region Transnistrien wäre russisch.
Bild: Youtube/CBC TV Azerbaijan
Mit einer ethnografischen Karte von Eckert & Kiepert von 1862 versucht Medwedew, die russischen Ansprüche zu rechtfertigen.
Bild: Imago/SNA
Der Westen und insbesondere die USA würden die Ukraine bloss ausnutzen, um Geld zu scheffeln, so Medwedew. Die dazu gezeigte Karikatur erinnert an antisemitische Nazipropaganda.
Bild: Youtube/Russian Media Monitor
Andere Sujets wecken Erinnerungen an die Sowjetzeit. Heute wolle der Westen Russland übrigens zum «hilflosen Zwerg am Rande Europas» machen, tönt Medwedew.
Bild: Imago/ITAR-TASS/ Sipa USA
Medwedew setzte seine persönlichen Angriffe auch mit Bildern in Szene. Links ein klar von einer KI manipuliertes Bild, das einen angsterfüllten Wolodymyr Selenskyj zeigt. Rechts daneben Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, das ebenfalls verändert wurde.
Bild: Youtube/Denys Davydov
Auch andere westliche Grössen werden nicht gerade vorteilhaft dargestellt: Oben schauen von links nach rechts Joe Biden, Ursula von der Leyen und Boris Johnson doof aus der Wäsche. Unten rechts gönnt sich Olaf Scholz eine Bratwurst.
Bild: Youtube/Denys Davydov
In einer bizarren Propagandashow im russischen TV hat Wladimir Putins Kettenhund Dmitri Medwedew dem Publikum erklärt, wo Russlands Grenzen liegen – inklusive einer Landkarte, die Kiew nicht gefallen kann.
Philipp Dahm
05.03.2024, 19:02
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
2016 scherzte Wladimir Putin: «Russlands Grenzen enden nirgendwo.» Nun präsentiert Moskau den Witz als Motto.
Putins Kettenhund Dmitri Medwedew erklärt anhand einer neuen Karte, wie das russische Regime die Ukraine aufteilen und verkleinern will.
Wir schreiben das Jahr 2016. Wladimir Putin zeichnet im November in Moskau russische Kinder aus, die in Geografie brillieren. Der Präsident nimmt einen Knaben in den Arm und fragt ihn, wo die Grenzen seiner Heimat liegen.
Der Junge macht grosse Augen und antwortet. Doch Putin korrigiert ihn: «Russlands Grenzen enden nirgendwo.» Er grinst schief, der Junge stöhnt, Applaus brandet auf – und der Kremlchef schickt hinterher: «Das war ein Witz.»
Acht Jahre später ist aus dem Witz ein Motto geworden. Präsentiert im TV als Zitat von Putin – inklusive seiner Unterschrift. Klar ist: Der Spass ist vorbei.
Auch Polen, Ungarn und Rumänien mit ukrainischem Land
Gezeigt wird das Motto «Russlands Grenzen enden nirgendwo» bei einer Veranstaltung des Welt-Jugend-Festivals im Oblast Krasnodar. Dmitri Medwedew hält einen Vortrag vor geladenen jungen Gästen aus aller Welt, der auch im Fernsehen gezeigt wird.
Der stellvertretende Leiter des Sicherheitsrates zeigt dabei eine Karte, die ausweist, wo das neue «grenzenlos» zunächst aufhört – siehe obige Bildergalerie. Auf dieser Karte existiert nur noch eine Rumpf-Ukraine, die sich auf die Umgebung von Kiew beschränkt. Alles, was östlich und südlich davon ist, wird als russisches Gebiet dargestellt.
Der Westen der Ukraine ist ebenfalls nicht mehr, wie er war. Das Gros des Territoriums wäre polnisch, doch auch Rumänien übernähme demnach Teile des Territoriums, sodass Warschau und Moskau nicht direkt aneinander grenzen. Auch Viktor Orban kann sich für Ungarn über einen Zipfel neues Land freuen. Dass das abtrünnige Transnistrien auf dieser Karte nicht mehr zu Moldawien zählt, versteht sich von selbst.
«Grenzen im weitesten Sinne des Wortes»
Was sagt Medwedew bei dieser Show, die vom Journalisten und Duma-Angeordneten Jewgeni Popow moderiert wird? Er will nicht nur über offizielle Grenzen sprechen, erklärt der 58-Jährige. «Sondern um Grenzen im weitesten Sinne des Wortes.» Man müsse bedenken, wie sich die Grenzen Russlands im Laufe der Jahrhunderte verändert hätten – «und wie sie vielleicht in der Zukunft aussehen».
Der Krieg in der Ukraine sei bloss eine «aufgezwungene, aber ziemlich effektive Antwort auf die russophobe Politik des [ukrainischen Naziregimes] und des kollektiven Westens, die unseren Staat zerstören und unsere Unabhängigkeit und Souveränität untergraben wollen», so der Vorsitzende von Putins Partei «Einiges Russland».
Doch die «strategischen Grenzen» seines Landes würden weit hinter den geografischen Grenzen liegen. Medwedews «simple Wahrheit» ist: «Die Territorien auf beiden Seiten des [Flusses Dnipro] sind ein unzertrennlicher Teil Russlands.» Der grösste Schatz seien die dortigen Menschen. «Leute, die uns nahe sind. Im Prinzip gebürtig unsere Leute.»
«Die Ukraine ist ganz sicher russisch»
Kiew behandele das Volk schlecht: «Einfach gesagt: Sie bekommen durch propagandistisches Gift eine Gehirnwäsche. Ein beträchtlicher Teil der aktuellen Bevölkerung der Ukraine ist durcheinander, wütend, ernsthaft gestresst und total desorientiert. Unser Ziel ist, diese Leute in unseren Kreis zurückzuholen.»
Das Nachbarland sei ein gescheiterter Staat, behauptet der Familienvater: «Die Ukraine ist ganz sicher russisch.» Sie werde vom Westen erobert, der ein «degeneriertes Naziregime» in Kiew installiert habe – «kreiert von einem kleinen Comedyschauspieler».
Moskaus Vorgehen werde als «Intervention und Besatzung» dargestellt: «Alle normalen Leute haben schon lange begriffen, dass das eine Lüge ist.» Es sei der «Jahrhunderte alte Traum des Westens», Russland bis nach Moskau zurückzudrängen. Die «angelsächsische Propaganda» könne aber «keinen vernünftigen Menschen» hinters Licht führen.
Ein Kriegsjahr zum Vergessen
Wie fühlt sich die Ukraine am zweiten Jahrestag des russischen Überfalls? Wie ist das zweite Kriegsjahr verlaufen – und wie sind die Aussichten für die nächsten zwölf Monate? Der Versuch einer Einordnung.