Nicht nur in der Schweiz, auch in einigen Nachbarstaaten, wird zurzeit heftig über den Wolf diskutiert. Mehrere EU-Abgeordnete fordern deshalb von Brüssel eine Lockerung beim Wolfschutz. Doch die EU-Kommission hält am hohen Schutzstatus fest.
Ende August machte der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter in der österreichischen «Tiroler Tageszeitung» seinem Ärger Luft: «Die Zeit der Wolfs-Romantik muss vorbei sein.» Platter kündigte einen Vorstoss an, um den Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene zu senken.
Auch im benachbarten italienischen Südtirol ist der Wolf ein Thema: «Die Bauern haben es satt und fühlen sich von der Politik und den Behörden nicht ernst genommen», wird die Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Myriam Atz Tammerle, Anfangs August in der «Südtirol News» zitiert.
EU-Politiker appellieren
Aufgrund solcher Schlagzeilen wandten sich elf konservative EU-Parlamentarier aus Deutschland, Österreich und Italien in einem Schreiben an die EU-Kommission.
Die Herausforderungen durch den Wolf «in vielen unserer Regionen Europas» nehme stetig zu, schrieben sie. So etwa seien im letzten Jahr «allein in drei deutschen Bundesländern über 1000 Nutztiere» von Wölfen gerissen worden. An vielen Orten spaziere der Wolf inzwischen durch Vorgärten und Wohngebiete, heisst es in dem Schreiben weiter.
Dies sei eine «ausserordentlich bedrohliche Entwicklung». Der gerechtfertigte Schutz seltener Tiere dürfe nicht vor dem Schutz des menschlichen Lebens stehen, schreiben sie weiter und appellieren an Brüssel Vorschläge zur Entschärfung des Problems zu machen.
Drastische Massnahmen forderten bereits im Juni österreichische EU-Parlamentarier. Sie erkundigten sich in einer parlamentarischen Anfrage bei der EU-Kommission, ob nicht wolfsfreie Zonen im Alpenraum oder gar eine Aufweichung des Wolfschutzes möglich seien.
Tötung bereits möglich
Allen Forderungen erteilte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius eine Absage und verwies auf die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, in der der Schutz des Wolfes in der EU geregelt ist. In der EU gelte das «Konzept der Koexistenz zwischen Grossraubtieren und Menschen», schrieb er an die EU-Abgeordneten aus Deutschland, Österreich und Italien.
Doch die aktuell geltende «Habitat-Richtlinie» sehe in Ausnahmefällen bereits die Entnahme oder Tötung von Wölfen vor – etwa wenn die «öffentliche Sicherheit und die Vermeidung schwerer Schäden an Nutztieren» nicht mehr gewährleistet sei.
Es gebe aber viele Beispiele aus allen Mitgliedstaaten, die zeigten, «dass Koexistenz von Wolf und Viehzucht möglich ist», sofern entsprechende Schutzmassnahmen wie elektrische Zäune oder Herdenschutzhunde wirksam umgesetzt würden, so der EU-Kommissar.
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