Nach der Gewalteskalation in Syriens letztem grossen Rebellengebiet Idlib sind nach Angaben von Helfern Zehntausende Zivilisten auf der Flucht. Seit Anfang August seien mehr 70'000 Menschen von den Angriffen und Kämpfen vertrieben worden.
Das meldeten das lokale Gesundheitsdirektorat Idlib und die Hilfsorganisation Syrian American Medical Society (SAMS) am Mittwoch. Die humanitäre Lage der Menschen ist Berichten von Hilfsorganisationen und Aktivisten zufolge dramatisch. Die Flüchtlinge schlafen demnach in Fahrzeugen oder nächtigen auf freien Feldern.
Die Vereinten Nationen machten am Mittwoch zunächst keine neuen Angaben zur Zahl der Vertriebenen. Ein Sprecher des Uno-Nothilfebüros Ocha erklärte jedoch, es gebe «beunruhigende Berichte» über immer mehr Vertreibung in der Region. Im Juli hatten die Uno von rund 400'000 Vertriebenen seit April gesprochen.
Die Region um die Stadt Idlib im Nordwesten Syriens ist nach mehr als acht Jahren Bürgerkrieg das letzte grosse Gebiet des Landes unter Kontrolle von Regierungsgegnern. Dominiert wird es von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS).
Anhänger von Machthaber Baschar al-Assad hatten im April eine Offensive begonnen. Jets der syrischen Regierung und ihres Verbündeten Russland fliegen Luftangriffe, bei denen immer wieder viele Zivilisten sterben. Anfang dieser Woche erzielten die Regierungstruppen einen wichtigen Sieg, als sich die Rebellen aus der strategisch wichtigen Stadt Chan Schaichun zurückzogen.
Hilfsorganisationen zufolge fliehen die Menschen aus dem Süden der Region Idlib Richtung Norden. Insgesamt leben in dem Rebellengebiet rund drei Millionen Menschen. Etwa die Hälfte von ihnen wurde bereits aus anderen Gebieten Syriens vertrieben. Die benachbarte Türkei hat aus Sorge vor einem neuen Flüchtlingsandrang ihre Grenze geschlossen.
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