Die Forderung nach Lohngleichheit dürfte so alt sein wie die Frauenbewegung selbst - erreicht ist sie noch nicht. Dagegen wollen Frauen und Sympathisanten am Frauentag, dem 8. März, demonstrieren. Debatten wie #MeToo haben dem Feminismus neuen Auftrieb gegeben.
Ob pinke Pussy Hats aus Protest gegen Donald Trump, schwarze Abendgarderobe gegen sexuelle Belästigung in Hollywood oder ganz gewöhnliche Alltagskleidung im Kampf gegen Lohnungleichheit: Der Kampf für die Gleichstellung von Mann und Frau kommt in vielen Gewändern daher. Am internationalen Tag der Frau wird die ganze Palette der Frauenbewegung sichtbar.
Die Gewerkschaften haben für kommenden Donnerstag zu einer Demonstration in Bern aufgerufen, mit der sie gegen den jüngsten Entscheid des Ständerats protestieren wollen, die Unternehmen nicht zu Lohnanalysen zu verpflichten. Damit werde die Lohngleichheit "erneut auf die lange Bank geschoben", kritisiert der Gewerkschaftsbund. Er verspricht "heissen Punsch und feurige Reden".
Unter dem Motto "Gleichstellung retten im Aargau" richtet sich im Nachbarkanton der Protest gegen die Abschaffung der Aargauer Fachstelle für Gleichstellung. Dies sei ein "Schlag ins Gesicht aller Frauen" und widerspreche der Bundesverfassung und dem Gleichstellungsgesetz, schreiben die Organisatoren.
Weiter sind in der ganzen Schweiz Diskussionsrunden, Filmvorführungen, Petitionsübergaben, Konzerte und Stadtrundgänge geplant. Das Themenspektrum reicht von Frauen auf der Flucht über die Beschneidung von Mädchen bis zur "Body Positivity".
Und in mehreren Konditoreien und Restaurants wird mittels Kuchen und Flyer daran erinnert, dass die Gleichstellung erst auf dem Papier erreicht ist - eine Aktion der Frauenorganisation "Terre des Femmes".
Breit aufgestellt - schon immer
Dass viele verschiedene Gruppierungen für unterschiedliche feministische Anliegen kämpfen, ist laut Natalie Trummer, Geschäftsleiterin von "Terre des Femmes", nicht neu.
Diese Anliegen zu bündeln, sei nicht so einfach. "So tickt die feministische Bewegung nicht, und so hat sie noch nie getickt", ist Trummer überzeugt. Dies sei nicht zu bedauern, sondern zeichne die Frauenbewegung vielmehr aus. Dass die Bewegung breit aufgestellt sei, sei auch symptomatisch "für alles, was noch zu tun bleibt".
Klar habe es in der Schweizer Geschichte Momente gegeben, in denen die Frauen geschlossen auftraten - etwa in der Zeit vor der Einführung des Frauenstimmrechts im Jahr 1971 oder beim Frauenstreik im Sommer 1991. Diese Bewegungen seien aber jeweils "die Spitze des Eisbergs" gewesen. Darunter hätten immer zahlreiche einzelne Bewegungen existiert.
Neue Dynamik
Dennoch gebe es einen gemeinsamen Nenner für das feministische Engagement: Ziel sei letztlich eine umfassende Gleichstellung. Heute seien zwar gewisse Meilensteine erreicht. Zwischendurch sei deshalb auch eine gewisse Lustlosigkeit aufgetreten.
Bei wichtigen Themen wie der Lohngleichheit oder der Altersvorsorge bleibe allerdings noch viel zu tun - und der jüngste Ständeratsentscheid zur Lohngleichheit sei ein erheblicher Dämpfer. "Für mich persönlich ist es manchmal unbegreiflich, dass die weibliche Hälfte der Bevölkerung nicht einfach mal streikt."
Überhaupt sei in den letzten zwei, drei Jahren "einiges zusammengekommen". Dazu zählten auch die frauenfeindlichen Äusserungen von US-Präsident Donald Trump, oder die Enthüllungen über systematische sexuelle Belästigungen von Frauen in Hollywood.
Die Folgen davon - etwa die Trump-kritischen Frauendemonstrationen (Women's March) oder die medienwirksame MeToo-Bewegung - erzeugten dafür eine neue Dynamik, welche die Aktivistinnen zusammenschweisse und mobilisiere.
Auch junge Frauen seien erwacht und würden sich wieder Feministinnen nennen. "Das Wort 'Feminismus' ist wieder salonfähig geworden", stellt Trummer fest. "Das stimmt mich hoffnungsvoll."
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