Mitte-Fraktionschefin tritt abAndrea Gmür: «Am Ende habe ich den Zeitaufwand unterschätzt»
Von Gil Bieler
22.3.2021
Andrea Gmür tritt per Ende April als Präsidentin der Mitte-Fraktion zurück. Weshalb sie diesen Entscheid getroffen hat, erklärt sie im Gespräch mit «blue News».
Von Gil Bieler
22.03.2021, 17:02
Gil Bieler
Nach gut einem Jahr gibt Andrea Gmür das Präsidium der Mitte-Fraktion im Bundeshaus wieder ab. Sie wolle sich künftig auf ihre Aufgabe als Ständerätin konzentrieren, teilte die Luzernerin am Montag mit.
Gmür war erst 2019 der Sprung vom National- in den Ständerat gelungen. Anfang 2020 übernahm sie das Fraktionspräsidium vom Tessiner Ständerat Filippo Lombardi, dem die Wiederwahl misslungen war. Zu viel des Guten? «Ich habe mich schon damals schwergetan mit diesem Entscheid», sagt Gmür auf Anfrage von «blue News».
Und ihre Bedenken hätten sich bewahrheitet: Sie gehört der Aussenpolitischen Kommission, der Sicherheitspolitischen Kommission und der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur an – und hätte manches Mal gerne mehr Zeit gehabt, um sich auf eine Sitzung vorzubereiten. «Am Ende habe ich den Zeitaufwand vielleicht etwas unterschätzt», meint sie selbstkritisch.
Per Ende April gibt sie das Fraktionspräsidium ab, die Nachfolgerin oder der Nachfolger soll bereits für die kommende Sommersession gewählt werden. Diesen Prozess werde sie in den nächsten Wochen zusammen mit Vize-Fraktionschef Marco Romano aufgleisen. Es gebe «viele gute Namen», die infrage kämen, ist sich Gmür sicher.
Fusion mit der BDP «war erfolgreich»
Der Zusammenschluss von CVP/EVP und BDP zur neuen Mitte-Fraktion habe mit ihrem Entscheid nichts zu tun: «Daraus ergaben sich zwar noch ein paar Sitzungen mehr, aber die Fusion war sehr erfolgreich», so Gmür, «und die neuen BDP-Kollegen sind gut integriert.»
Auch, dass der Ton in Bundesbern rauer werde, wie sie zum Jahreswechsel der «Luzerner Zeitung» gesagt hatte, gab nicht den Ausschlag: «Diese Entwicklung ist leider tatsächlich zu beobachten, aber ich halte das aus. Gegenwind gehört zur Politik.»
Dass sie sich nun auf ihre Rolle als Ständerätin konzentrieren will, begründet Gmür wie folgt: «Ich wurde von der Luzerner Bevölkerung zur Ständerätin gewählt, nicht zur Fraktionschefin.» Das Ständeratsmandat sei «das schönste Mandat überhaupt».
Mitte-Parteipräsident Gerhard Pfister kommentiert Gmürs Rücktritt als Fraktionschefin in einer Mitteilung wie folgt: «Gerade zu Beginn einer neuen Legislatur und insbesondere während der Corona-Krise war die Ausübung dieses Amtes speziell herausfordernd. Darum habe ich Verständnis für diesen persönlichen Entscheid, den ich respektiere und bedauere.»