Corona-Impfung Bäumle kritisiert Strategie des Bundes – und fordert Massenimpfungen

SDA/dor

5.1.2021 - 05:30

Der Zürcher GLP-Nationalrat und Atmosphärenwissenschaftler Martin Bäumle befasst sich intensiv mit dem Coronavirus.
Der Zürcher GLP-Nationalrat und Atmosphärenwissenschaftler Martin Bäumle befasst sich intensiv mit dem Coronavirus.
Bild: Keystone/Gaetan Bally

Zu wenig Impfstoff bestellt, Fehler bei der Logistik – Martin Bäumle kritisiert die Impfstrategie der Schweiz. Der GLP-Nationalrat und Wissenschaftler verlangt, dass der Bund «generalstabsmässig Massenimpfungen plant».

Der Bund hat die Beschaffung von Impfstoff zum Schutz vor dem Coronavirus nach Ansicht von Nationalrat Martin Bäumle (GLP/ZH) ungenügend geplant. Die Bestellung für den nun zugelassenen Impfstoff von Biontech/Pfizer sei am 9. Dezember und damit viel zu spät erfolgt. Deshalb verfüge die Schweiz nun über zu wenig Impfdosen und hinke anderen Ländern hinterher, sagte Bäumle in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen. Zum Glück habe die Schweiz beim noch nicht zugelassenen Moderna-Impfstoff einigermassen rechtzeitig gehandelt.

Der Bund hätte schon in einer frühen Testphase Vorverträge mit zehn aussichtsreichen Impfstoff-Kandidaten abschliessen sollen, um beim Durchbruch möglichst rasch genügend Impfstoff zur Verfügung zu haben, sagte Bäumle weiter. Die Kosten für die Vorreservierungen stünden in keinem Verhältnis zu den Milliardenausgaben zur Eindämmung des Virus. «Hätte der Bund seine Aufgaben bei der Beschaffung des Impfstoffs gemacht, hätte die Schweiz bei guter Organisation bis Ende März 2020 praktisch die ganze Bevölkerung durchimpfen können», monierte Bäumle.

Er hoffe nun, dass der Impfstoff von Moderna bald die Zulassung erhalte. Dank der Zusammenarbeit mit Lonza sollte die Schweiz rascher und in grösseren Mengen Zugang habe. Er verlange, dass der Bund generalstabsmässig Massenimpfungen plane. Verteidigungsministerin Viola Amherd sollte nach Meinung des Politikers «den Lead an sich reissen und die Armee beauftragen, die Logistik sicherzustellen». Die Armee verfüge über das nötige Know-how und könnte zum Beispiel in Kasernen Impfzentren aufbauen.

In einem ersten Schritt sollten so pro Tag 100'000 Impfungen durch das Gesundheitspersonal durchgeführt werden können. Später liesse sich diese Zahl dann auf 200'000 steigern. Das Beispiel Israel zeige, dass das gehe. Israel hat bereits über eine Million Personen geimpft; dies bei 9,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern.



Modell für Infektionsgeschehen

Bäumle ist Atmosphärenwissenschaftler und befasst sich den CH-Media-Zeitungen zufolge intensiv mit dem Coronavirus. Er habe soeben sein vor Monaten entwickeltes eigenes Modell publiziert, das eine fast tagesaktuelle Einschätzung zum Infektionsgeschehen erlaubt, heisst es weiter.

Zurück zur Startseite