Nur mit SchutzkonzeptBergbahnen haben wieder freie Bahn – was sich alles ändert
Von Gil Bieler
6.6.2020
Ab heute dürfen Bergbahnen wieder fahren – mit Schutzkonzept. Was musste angepasst werden, und wie gross sind die finanziellen Verluste? «Bluewin» hat nachgefragt und ist auf viel Optimismus gestossen.
Das Wetter meint es nicht so gut mit den Bergbahn-Betreibern: Kühl und regnerisch wird das Wochenende. Dennoch ist der heutige Samstag ein Freudentag für die Branche: Die Bahnen können ihren Betrieb wieder aufnehmen. Das sehen die Lockerungen der Coronavirus-Massnahmen vor, die heute in Kraft treten.
Voraussetzung ist jedoch, dass die Bahnen über ein Schutzkonzept verfügen, wie die Hygiene- und Abstandsregeln des Bundes eingehalten werden können.
Welche Massnahmen mussten dafür ergriffen werden? Und lassen sich die Ausfälle, die wegen des Lockdowns seit Mitte März entstanden sind, überhaupt noch aufholen?
Eine Umfrage bei sechs Bahnen gibt einen Überblick.
Welche Anpassungen waren nötig?
Die Betreiber der Stockhornbahn im Berner Simmental befüllen die Kabinen der Luftseilbahn nur noch zur Hälfte: Dafür würden je nach Bedarf die Fahrfrequenzen verdoppelt, erklärt Geschäftsführer Stefan Schmid: Statt im Halbstundentakt fahre dann jede Viertelstunde eine Kabine. Masken würden «zum Selbstkostenpreis» in den Stationen angeboten.
In den Restaurants würden wegen der Abstandsregeln noch gut die Hälfte der üblichen Sitzplätze angeboten. «Wir empfehlen, Frühstücksbrunchs und Abendanlässe rechtzeitig zu reservieren», so Schmid.
Reduziert wurde die Passagierzahl auch bei den Pilatus-Bahnen: In jedes Abteil der Zahnradbahn würden nun maximal sechs statt normal acht Personen gesetzt, in die Seilbahn Dragon Ride 30 statt 55 Personen. Auch hier wird empfohlen, Schutzmasken zu tragen. Zudem kommen in allen anderen Betrieben – Hotels, Restaurants und Freizeitanlagen – Bodenmarkierungen zum Einsatz, um die Abstandsregeln durchzusetzen.
Tobias Thut, Merking- und Verkaufsleiter bei der Pilatus-Bahnen AG, erklärt, dass so zwar weniger Passagiere auf den Pilatus gebracht werden könnten – doch weil Touristen aus dem Ausland fehlten, seien ohnehin rund 50 Prozent weniger Personen unterwegs. Ohnehin: Die Gesundheit gehe vor.
Bei den BergbahnenWildhaus im Toggenburg erwartet man trotz Schutzkonzept keinen Einfluss auf die Zahl der beförderten Personen: Die beiden Sesselbahnen Wildhaus-Oberdorf und Oberdorf-Gamsalp böten genügend Kapazitäten – «quasi jedem Gast seinen eigenen Sessel», wie Urs Gantenbein, Vorsitzender der Geschäftsleitung, erklärt. Das System mit einzelnen Sesseln erlaube einen kontinuierlichen Gästefluss, sodass keine Wartezeiten zu befürchten seien. Ein Vorteil sei zudem, dass die Sessel offen seien. Somit sei ein rentabler Betrieb auch mit Schutzkonzept möglich.
In Zermatt mussten die grössten Anpassungen beim Leitsystem und der Information vorgenommen werden, wie Mathias Imoberdorf von der Zermatt Bergbahnen AG erklärt: «Mit Bodenmarkierungen, Kundenstoppern und Informationstafeln in allen Stationen und Gebäuden versuchen wir die Gäste dahingehend zu leiten, dass die Abstände eingehalten und die Schutzmassnahmen umgesetzt werden können.»
Beim Befüllen der Gondeln appelliere man an die Eigenverantwortung – schliesslich gebe es keine offizielle Kapazitätsbegrenzungen. Wo die Abstandsregeln nicht eingehalten werden könnten, werde das Tragen einer Schutzmaske empfohlen.
Dass aufgrund dieser Massnahmen weniger Personen in die Höhe gebracht werden können, glaubt Imoberdorf nicht: Die Zubringerbahnen – Matterhorn-Express, Standseilbahn Sunnegga und Gornergrat-Bahn – hätten sehr hohe Kapazitäten. Es könne aber allenfalls zu Wartezeiten kommen, wobei man in dieser speziellen Situation um Verständnis bitte.
Die Standseilbahn zwischen Schwyz und Stoos ist ein Spezialfall: Da sie für die ÖV-Anbindung an das Dorf in gut 1'300 Metern Höhe relevant ist, war sie auch die vergangenen Wochen in Betrieb. Wie Ivan Steiner von den Stoosbahnen erklärt, wurden die Massnahmen dabei laufend angepasst. Konkret fahre die Standseilbahn bei Bedarf viel häufiger, und die Bahnwagen würden dadurch mit weniger Gästen besetzt als normal.
Zu einem grösseren Andrang hat der Umstand, dass die Standseilbahn keine Zwangspause einlegen musste, übrigens nicht geführt: «Verglichen mit Schönwetterperioden in den vergangenen Jahren war das Gästeaufkommen sogar geringer», sagt Steiner. An den zurückliegenden Feiertagen sei die Gästezahl aber stetig gestiegen.
Die Sesselbahnanlagen am Fronalpstock und am Klingenstock sollen nun ebenfalls anlaufen. Weil diese permanent in Bewegung sind, könnten auch höhere Besucheraufkommen problemlos gemeistert werden. «Zudem befinden sich die Gäste dort stets an der frischen Luft.» Daher rechnet man bei den Stoosbahnen mit keinen finanziellen Einbussen durch die Schutzmassnahmen.
Bei den Bergbahnen im Oberengadin sind keine Kapazitätsbeschränkungen vorgesehen, wie Michael Kirchner mitteilt. Es gälten dieselben Auflagen wie für den öffentlichen Verkehr. Der Leiter Verkauf und Kommunikation der Engadin St. Moritz Mountains AG verweist darauf, dass laut Bundesamt für Gesundheit ein erhöhtes Ansteckungsrisiko erst dann bestehe, wenn man den Zwei-Meter-Mindestabstand während 15 Minuten nicht einhalten könne. Jedoch dauere keine Fahrt mit einer Bahn im Oberengadin so lange – der Transport mit der Corvatsch-Bahn etwa nur zehn Minuten. Trotzdem gelte natürlich die Schutzmasken-Empfehlung, wenn es eng werde.
Können die Verluste noch aufgeholt werden?
Optimismus herrscht diesbezüglich bei der Stockhornbahn im Berner Oberland: «Einerseits führten wir während der gesetzlichen Schliessung die Jahresrevision durch, andererseits sind normalerweise der April und die erste Mai-Hälfte nicht die umsatzstärksten Monate», sagt Stefan Schmid. Dank Kurzarbeitsentschädigung, Versicherungsleistungen und Kosteneinsparungen habe man die Verluste eindämmen können.
«Wir freuen uns auf die Saisoneröffnung und sind gut vorbereitet», so der Geschäftsführer der Stockhornbahn AG. Bei den meisten Bergbahnen entscheide ohnehin das Wetter über die Rentabilität eines Tages, und an schönen Sommertagen könne man trotz Corona-Massnahmen wohl rentabel arbeiten. Trotzdem: «Das Rekordjahr 2019 wird im Betriebsergebnis nicht zu erreichen sein.»
Zuversichtlich klingt es auch aus Zermatt: Zwar rechnet man bei den Bergbahnen wegen des Lockdowns mit Umsatzeinbussen von 20 bis 30 Prozent, sagt Mathias Imoberdorf, und diese könnten auch kaum mehr wettgemacht werden. «Wir schauen aber trotzdem mit Zuversicht auf die Sommersaison und hoffen, den Schaden während des Sommers begrenzen zu können.»
Immerhin stammten rund die Hälfte der Stammgäste aus dem Inland, und heuer dürften wohl mehr Schweizer Ferien im eigenen Land machen. Daher sei er «zuversichtlich, dass es trotz der schwierigen Ausgangslage ein guter Sommer wird».
«Dieses Jahr wird uns in die roten Zahlen bringen», erklärt dagegen Tobias Thut von den Pilatus-Bahnen. «Drei Monate Betriebsschliessung, keine oder sehr wenige internationalen Gäste, das lässt sich nicht mehr umkehren im 2020.» Doch gehe es nun darum, den Betrieb wieder aufzunehmen und schrittweise auszubauen. Und der Ausblick stimme ihn optimistisch, dass es wieder aufwärts gehen werde, doch die Erholung werde länger dauern.
Bei den Stoosbahnen im Kantons Schwyz rechnet man damit, dass man auch unter Einhaltung aller Schutzmassnahmen genügend Gäste transportieren kann, um finanziell gut über die Runden zu kommen. «Da wir sehr nahe bei Zürich, Luzern und Zug liegen, sind wir guten Mutes, bei schönem Wetter viele Gäste bei uns auf dem Stoos begrüssen zu dürfen», so Ivan Steiner. Er äussert zudem die Hoffnung, dass die Schweizerinnen und Schweizer nun auch vermehrt zwischen August und Oktober freie Tage für Freizeitausflüge nutzen könnten.
Die Oberengadiner Bergbahnen standen Ende April mit 15,5 Prozent weniger Ersteintritten da als im Vorjahr, sagt Michael Kirchner. Dabei habe man vor dem Lockdown im März noch mit 3,5 Prozent im Plus gelegen. Den Ertragsausfall einzelner Unternehmungen könne man aber noch nicht beziffern.
Doch: «Offenbar freuen sich die Gäste nun erst einmal auf den Sommer», so Kirchner, die Buchungszahlen für Juli und August seien erfreulich. Der Sommersaison mit Wandern und Moutainbiken werde schon seit einigen Jahren grössere Bedeutung geschenkt, und heuer würden einzelne Anlagen länger, nämlich bis in die Herbstsaison, in Betrieb bleiben.
«Covid-19 hat eine dannzumal gut laufende Wintersaison Mitte März abrupt beendet», heisst es aus dem Toggenburg. In der vergleichbaren Periode in früheren Jahren hätten die Bergbahnen Wildhaus rund eine halbe Million Franken an Umsatz eingefahren – «dieses Geld fehlt nun natürlich», erklärt Urs Gantenbein. Dennoch sei er «sehr optimistisch»: Die ersten Betriebstage im Berggasthaus Oberdorf über die Auffahrt- und Pfingsttage – noch ohne Bahnbetrieb – seien ein positiver Indikator.
Auch auf längere Sicht sieht Gantenbein keinen Grund zum Trübsalblasen: «Es sind exakt die Toggenburger Werte, die in diesen letzten Monaten, wie ich meine, nachhaltig gestärkt wurden: Zuverlässigkeit, Verlässlichkeit, Sicherheit, Bescheidenheit», sagt der Unternehmer. Er glaube ausserdem, dass Regionen, in denen «Overtourismus» noch kein Thema sei, künftig gute Karten hätten.
Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Bild: Darko Vojinovic/AP/dpa
Klein, aber oho: Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11'050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
Bild: Frank Glaw/SNSB-ZSM/dpa
Feuer an der Tankstelle: Die deutsche Rastanlage Hunsrück Ost an der Autobahn A61 ist einer nur knapp einer Katastrophe entgangen, nachdem hier ein Kleintransporter beim Betanken in Vollbrand geriet. Erst die Feuerwehr konnte das Feuer löschen – zuvor hatte der Kassier allerdings richtig reagiert und per Notschalter die ganze Tankanlage ausser Betrieb genommen. (28.1.2021)
Bild: Keystone
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Bild: Ken Bohn/San Diego Zoo Global/dpa
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das, obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Bild: Bruna Prado/AP/dpa
Von Ruhe auf einer Parkbank kann hier nicht die Rede sein: Möwen und Tauben schwirren und fliegen um eine Frau in Tokio umher. (26.1.2021)
Bild: Eugene Hoshiko/AP/dpa
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Bild: Kapo TG
Banger Blick zum Horizont: Ein freiwilliger Helfer benutzt sein Walkie-Talkie, während er den Vulkan Mount Merapi während einer Eruption überwacht. Der Vulkan, der als einer der gefährlichsten der Welt gilt, ist erneut ausgebrochen und spukte mehrere Stunden glühende Asche und Gestein. (27.1.2021)
Bild: Slamet Riyadi/AP/dpa
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Bild: Keystone
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Fünfeinhalb Jahre nach einem verheerenden Brand öffnet die Kathedrale Notre-Dame ab 8. Dezember seine Türen.
Ab dem 16. Dezember ist die Kathedrale in der Regel von 8.00 bis 19.00 Uhr geöffnet, donnerstags bis 22.00 Uhr.
Der Rundgang kostet nichts – wer die Schatzkammer sehen möchte, muss 10 Euro Eintritt dafür zahlen, ermässigt 6 Euro.
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O-Ton Jörg Teusch, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur
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