Zahl der Unfälle gestiegenBund prüft verpflichtende E-Bike-Kurse für Senior*innen
tgab
12.11.2023
Schwere Unfälle mit Elektrovelos nehmen zu. Künftig könnte es daher obligatorische E-Bike-Kurse geben. Der Bund prüft auch, ob ein Fahrtest je nach Alter sinnvoll wäre.
tgab
12.11.2023, 15:53
12.11.2023, 16:13
Gabriela Beck
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Mit den steigenden Verkaufszahlen von E-Bikes steigt auch die Zahl schwerer E-Bike-Unfälle.
Der Bund prüft einen obligatorischen Kurs für E-Bike-Fahrer*innen.
Je nach Alter könnten unterschiedliche Regeln gelten.
Denn Senior*innen sind bei Unfällen besonders gefährdet. Über 80-Jährige verunfallen fünfmal häufiger mit dem E-Bike als jüngere Personen.
Der Bund prüft einen obligatorischen Kurs für E-Bike-Fahrer*innen. Das Bundesamt für Strassen (Astra) arbeitet dazu derzeit an einem Katalog «zur notwendigen Fahreignung, Fahrkompetenz und Fahrfähigkeit», differenziert nach Alterskategorien.
«Uns ist die Sicherheit von E-Bike-Fahrenden ein Anliegen – deshalb sind wir an den Ergebnissen dieser Arbeit interessiert», bestätigte eine Astra-Sprecherin einen Bericht der «Sonntagszeitung». Inhaltlich wolle sich das Amt erst äussern, wenn die Ergebnisse aus der Arbeit vorliegen und bewertet wurden. Dies soll laut der «Sonntagszeitung» nächstes Jahr der Fall sein.
Je nach Alter könnten unterschiedliche Regeln gelten. «Für Seniorinnen und Senioren ist das Risiko viermal so hoch, bei einem Velounfall zu sterben», sagt Karin Huwiler von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) der Zeitung. «Stürzen sie, hat das häufiger schwere körperliche Folgen.»
Senior*innen können dank Elektrovelo länger mobil bleiben
Die erhöhte Gefährdung älterer Menschen zeigt sich auch anhand der gefahrenen Kilometer. So verunfallen bei den über 80-Jährigen über 500 pro 100 Millionen Kilometern. Bei den Jüngeren sind es bei der gleichen Distanz 100 Personen.
Dennoch ist BFU-Expertin Huwiler gegen zu starke Einschränkungen für Senior*innen. Auch, weil sie dank Elektrovelo länger mobil bleiben können. Sie ist deshalb auch gegen Fahrtauglichkeitstests wie man sie vom Auto her kennt.
Einen freiwilligen Kurs hält sie dagegen für eine gute Möglichkeit, um die Fahrtechnik und schwierige Manöver zu üben und Senior*innen gefährliche Situationen bewusst zu machen. Ein E-Bike sei kein Velo, sondern ein Motorfahrzeug und verhalte sich entsprechend auch anders, sei deutlich schwerer und schneller.
Verkehrsregeln nicht mehr ganz präsent
Etwas anders sieht das Beatrice Steinegger, Fachleiterin Radsport bei der Pro Senectute: Sie fände einen obligatorischen Kurs für über 65-Jährige sinnvoll. Sonst würden sich genau wieder jene davor drücken, die es eigentlich am nötigsten hätten, weist sie in dem Artikel hin.
Steinegger ist Fahrlehrerin für E-Bikes und hat selbst beobachtet, dass das Gleichgewicht, die Koordination und auch die Reaktionsfähigkeit im Alter abnehmen. Auch seien die Verkehrsregeln bei manchen nicht mehr vollständig präsent. Allerdings sei es nicht so leicht, eine klare Altersgrenze zu ziehen, da die Gruppe der Senior*innen sehr inhomogen sei, was Fitness und Verkehrstüchtigkeit angehe.
Fakt ist, dass analog der steigenden Verkaufszahlen von E-Bikes auch die schweren Unfälle damit zunahmen. «2022 verunfallten bereits 583 Personen mit dem E-Bike schwer oder tödlich. 2021 waren es noch 548», schreibt die BFU auf ihrer Webseite.