Kanton Zürich Contact-Tracer «kommen schlicht nicht mehr nach»

nbr

17.12.2021

Bei den Zürcher Contact-Tracern häufen sich in diesen Tagen die liegengebliebenen Anfragen.
Bei den Zürcher Contact-Tracern häufen sich in diesen Tagen die liegengebliebenen Anfragen.
Bild: Keystone/Gaetan Bally

Hunderte Anfragen aus der Bevölkerung bleiben liegen, Neuinfizierte warten tagelang auf einen Anruf. Die Verantwortlichen beim Kanton Zürich geben dem Personalmangel die Schuld – und geloben baldige Besserung.

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Wer derzeit das Contact-Tracing des Kantons Zürich zu erreichen versucht, der wartet tagelang auf eine Antwort – oder erhält gar keine Rückmeldung. Auch ein Redaktor von blue News sollte aufgrund eines Infektionsfalls in seinem Umfeld längst kontaktiert worden sein. Gehört hat er jedoch auch nach drei Tagen nichts.

Aufgrund der hohen Fallzahlen kommen die Mitarbeitenden kaum mehr nach, offene Anfragen zu bearbeiten. Anfang der Woche waren über 1800 E-Mails und 1200 SMS-Anfragen offen, ausserdem warteten über 800 Neuinfizierte auf einen ersten Anruf. Das berichtet der «Tages-Anzeiger» am Freitag unter Berufung auf Screenshots vom Computersystem des Zürcher Contact-Tracings. 

«Wir kommen schlicht nicht mehr nach», sagte ein Mitarbeiter anonym der Zeitung. «Jede Firma, die sich aktiv um Kundinnen und Kunden bemühen muss, wäre mit einem solchen Service innert kürzester Zeit weg vom Fenster.»

«Wir haben immer zu wenige oder zu viele Mitarbeitende»

Die Verantwortlichen räumen gegenüber dem «Tages-Anzeiger» ein, dass nicht alles immer rund laufe: «Die Erreichbarkeit war eine Zeit lang unbefriedigend», sagt Beat Lauper, bei der Zürcher Gesundheitsdirektion für die Kontaktnachverfolgung zuständig. Dennoch hält er fest: «Der gesetzliche Auftrag, Infektionsketten zu unterbrechen, war jederzeit sichergestellt.»



Das Problem sei strukturell bedingt, sagt Lauper. Als die Fallzahlen im Sommer sanken, wurde auch die Zahl der Mitarbeitenden im Contact-Tracing auf ein Minimum reduziert. Jetzt, wo man diese wieder brauche, hätten viele bereits einen neuen, dauerhaften Job. «Wir haben entweder zu wenige oder zu viele Mitarbeitende, und beides wird uns vorgeworfen», so Lauper.

Die Situation entschärfe sich nun aber: In den letzten Wochen wurden rund hundert neue Contact-Tracer eingestellt. Man sei derzeit für 1500 Neuansteckungen pro Tag gerüstet. Ziel sei es, die Kapazitäten weiter auszubauen – nicht zuletzt wegen der neuen Omikron-Variante. Im Januar und Februar möchte man bis zu 4000 Ansteckungen pro Tag bewältigen können.