Tidjane Thiam CS entschuldigt sich für peinliche Auftritte auf Party für VR-Präsident

dor

6.10.2020

Der damalige Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam (l.) und der Verwaltungsratspräsident der Schweizer Grossbank Urs Rohner (r.) am 27. April 2018 bei der CS-Generalversammlung im Zürcher Hallenstadion.
Der damalige Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam (l.) und der Verwaltungsratspräsident der Schweizer Grossbank Urs Rohner (r.) am 27. April 2018 bei der CS-Generalversammlung im Zürcher Hallenstadion.
Bild: Keystone//Walter Bieri

Der frühere Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam soll während seiner Zeit in der Schweiz mehrfach rassistische Intoleranz erfahren haben – so auch auf einer Geburtstagsfeier des CS-Präsidenten. Nun entschuldigt sich die Grossbank für die Auftritte.

Die Credit Suisse (CS) hat sich für Auftritte auf einer Geburtstagsfeier von CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner entschuldigt, bei der während der Abendunterhaltung rassistische Klischees bemüht wurden. Niemand habe beleidigt werden sollen, sagte die CS auf Anfrage der englischen Zeitung «The Guardian».

Auf der Feier anlässlich des 60. Geburtstags von Urs Rohner im vergangenen November, auf der auch der damalige CS-CEO Tidjane Thiam anwesend war, trat ein als Hauswart verkleideter Schwarzer auf der Bühne auf und tanzte zu Musik, während er den Boden kehrte. Thiam, der einzige andere Schwarze bei dem Anlass in einem Zürcher Restaurant, entschuldigte sich und verliess den Raum, heisst es in einem am vergangenen Samstag veröffentlichten Bericht über die Amtszeit und Entlassung Thiams in der «New York Times». Thiams Partnerin und ein weiteres Paar an seinem Tisch, darunter der CEO des britischen Pharmakonzerns GSK, verliessen dem Bericht zufolge ebenfalls den Raum.

Nachdem sie sich wieder zu den Feierlichkeiten gesellt hatten, sollen mehrere Freunde Rohners auf der Bühne eine Musicalnummer aufgeführt haben, für die sie sich Afro-Perücken aufgesetzt hatten. Die Darstellungen in der «New York Times» seien eine «total falsche Charakterisierung» des Abends, sagte die Schweizer Grossbank gegenüber dem «Guardian»: Die Absicht sei nicht gewesen, jemanden zu beleidigen, und sollte jemand beleidigt worden sein, bedauere die Bank das.

Darbietungen wie die in dem Bericht geschilderten Auftritte mögen für die weisse Mehrheit harmlos wirken und nicht rassistisch gemeint sein. Viele Ethno-Verkleidungen, die rassistische Stereotypen bemühen, überschreiten jedoch die Geschmacksgrenze und sind für Schwarze und andere Minderheiten verletzend und Teil zahlloser Beleidigungen und rassistischer Intoleranz. Wie der «Guardian» berichtet, sollen weder die CS noch Rohner in die Organisation der Party involviert gewesen sein.

Zahlreiche Formen der Intoleranz

Thiam war von 2015 bis Februar 2020 der CS-CEO. Bei Thiam persönlich soll sich die CS nicht entschuldigt haben, schreibt der «Guardian». Im Artikel der «New York Times», der den Titel «The Short Tenure and Abrupt Ouster of Banking’s Sole Black C.E.O.» trägt («Die kurze Amtszeit und der abrupte Rausschmiss des einzigen schwarzen Banken-CEOs»), spricht Thiam selbst nicht von unverhohlenem Rassismus bei der CS oder in der Schweiz. «Ob man das Rassismus, Ausländerfeindlichkeit oder eine andere Form der Intoleranz nennen will, was feststeht ist, dass Herr Thiam in der Schweiz nie als jemand angesehen wurde, der dazu gehört», schreibt die Journalistin.

Thiam trat im Februar nach einer Beschattungsaffäre zurück. 

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