Szenarien für Herbst und WinterDas will der Bundesrat tun, wenn die Fallzahlen wieder steigen
lmy
30.6.2021
Neue Varianten rasch entdecken, weiter impfen und testen: Der Bundesrat hat seine Planung für den Herbst und Winter vorgestellt – er rechnet damit, dass die Fallzahlen wieder steigen. Der Überblick.
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30.06.2021, 18:07
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Die epidemiologische Lage ist gut in der Schweiz. «Wir beherrschen die Situation, auch wenn es immer noch gewisse Unsicherheiten gibt», sagte Berset am Mittwoch an einer Medienkonferenz. Der Gesundheitsminister hat über die Planung des Bundesrats für den Herbst und Winter informiert. Wie will man vorgehen, wenn die Fallzahlen wieder ansteigen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Mit welchem Szenario rechnet der Bundesrat?
Drei Szenarien hat der Bundesrat ausgearbeitet. Im ersten Szenario bleiben die Fallzahlen niedrig, die Krise wäre zu Ende. Im dritten Szenario treten Virus-Varianten auf, gegen die eine Impfung nicht mehr schützt, es wären erneute scharfe Massnahmen notwendig. Diese beiden Szenarien hält der Bundesrat aber für unwahrscheinlich.
Er geht von einem mittleren Szenario aus, in dem es spätestens im Herbst und Winter zu einem Anstieg der Fallzahlen kommt. «Die Saisonalität, Reisen ins Ausland, die Anzahl nicht geimpfter Personen und neue Virusvarianten sind die Gründe für diese Annahme», erklärte Berset. Das belastet das Gesundheitssystem und macht Massnahmen wie Maskenpflicht oder Abstandsvorschriften notwendig, zudem bräuchte man Auffrisch-Impfungen.
Was ist das Rezept dagegen?
Neue Varianten des Corona-Virus sollen rasch entdeckt werden. Dafür soll das Überwachungssystem an der Grenze und in der ganzen Schweiz verstärkt werden, um Mutationen aufzuspüren und ihre Verbreitung zu messen.
Zudem müsse man die Impfbereitschaft weiter erhöhen. «Wir müssen im Impfen noch besser werden», betonte Berset. Auch die Auffrischimpfung werde vorbereitet. Derzeit gilt eine Schutzdauer von mindestens 12 Monaten. Möglicherweise wäre im nächsten Winter die Verabreichung einer dritten Impfdosis nötig.
Auch das Testen bleibt wichtig, der Zugang dazu soll weiterhin einfach und für alle offen sein. Das präventive Testen soll mit Beginn der Normalisierungsphase zurückgefahren werden, mit Ausnahme in den Schulen. Hier sollen Ausbrüche bei Kindern verhindert und ein Schulbetrieb ohne Einschränkungen sichergestellt werden.
Zuletzt will der Bundesrat die Kapazitäten für das Contact-Tracing erhalten. Dies bleibe eine wichtige Massnahme, um auftretende Fälle rasch zu isolieren und eine Ausbreitung zu verhindern – gerade beim Auftreten von neuen Varianten.
Wie wird die Swisscovid-App erweitert?
Die Swisscovid-App wird um eine Check-in-Funktion erweitert, um das Contact-Tracing zu ergänzen. Diese soll bei kleineren Veranstaltungen eingesetzt werden können, etwa bei privaten Treffen, Sporttrainings, Chorproben und kleinen Konzerten oder in Sitzungszimmern. Gäste können einfach einchecken, die Informationen werden während 14 Tagen lokal gespeichert und danach gelöscht.
Was ist mit dem Covid-Zertifikat?
Der formelle Entscheid zur Anerkennung des Schweizer Zertifikats stehe noch aus, hiess es an der Medienkonferenz. Diese sei aber gewährleistet, betonte Berset. Wann genau dies erfolgt, konnte man aber noch nicht sagen.
Zudem ist das Zertifikat ab dem Tag der zweiten Dosis gültig, auch wenn der vollständige Schutz erst zwei Wochen danach aufgebaut ist.
Warum verschenkt die Schweiz ihre Astrazeneca-Dosen?
Der Impfstoff von Astrazeneca ist in der Schweiz noch nicht zugelassen, der Bund hat aber 5,3 Millionen Dosen davon bestellt. 4 Millionen davon tritt man nun an das Covax-Programm ab. «Alle sollen sich gegen eine Erkrankung schützen können», sagte Berset.
Es sei ein hervorragender Impfstoff mit einer anderen Technik als den in der Schweiz momentan eingesetzten mRNA-Impfstoffen. Man behalte einen Teil davon, falls es nötig sein sollte, andere Arten von Impfstoffen einzusetzen.