Grossbank in TurbulenzenDer neue Chef der Credit Suisse muss einen Berg von Skandalen abtragen
uri
27.7.2022
Credit Suisse: Das sagt Gottstein zu seinem Rücktritt
An einer Telefon-Medienkonferenz am Mittwochmorgen nahm der CEO der Credit Suisse, Thomas Gottstein, Stellung zu seinem Rücktritt. «Sowohl aus beruflichen als auch aus gesundheitlichen Gründen» sei er zum Schluss gekommen, dass nun der richtige Zeitpunkt sei, Platz für einen neuen CEO zu machen.
27.07.2022
Der neue CEO der Credit Suisse hat eine Menge an Altlasten zu bewältigen: Die Grossbank leistete sich in den letzten Jahren einige Skandale und Affären, die Schlagzeilen machten.
uri
27.07.2022, 12:15
27.07.2022, 13:26
uri
Seit Jahren macht die Schweizer Grossbank Credit Suisse immer wieder Negativschlagzeilen. Jetzt wird CEO Thomas Gottstein durch das Mitglied der Geschäftsleitung Ulrich Körner ersetzt. Auf den 59-Jährigen mit schweizerischer und deutscher Staatsbürgerschaft warten viele Altlasten, wie die NZZ schreibt. Vor allem teure und rufschädigende Pannen und Skandale machen der zweitgrössten Schweizer Bank zu schaffen.
Noch immer kämpft die CS mit den Zusammenbrüchen der Fonds von Greensill Capital und dem Hedge-Fund Archegos Capital Management Anfang 2021. Im Fall von Greensill war die Bank den Praktiken eines Geschäftsmannes aufgesessen, der Insolvenz anmelden musste. Die CS habe den Stecker viel zu spät gezogen, schreibt die NZZ. Noch sei nicht klar, wie teuer das Debakel für die Bank und die betroffenen Anleger werde. Ein Verlust von zwischen 2 und 3 Milliarden Dollar sei aber wahrscheinlich.
Der Hedge-Fund Archegos hatte sich unterdessen mit Aktienwetten verspekuliert und brach daraufhin zusammen. Die Credit Suisse war vom Zusammenbruch stärker als andere Mitbewerber betroffen und erlitt laut der Zeitung einen Verlust von 5 Milliarden Dollar, was fast einem Jahresgewinn entspricht. Gemäss einem Gutachten habe die Bank «sich intensiver und länger als jede andere Bank am hochriskanten Geschäftsmodell des Funds beteiligt» und das «obwohl der Gründer Bill Hwang wegen Insiderhandels vorbestraft war», so die NZZ.
Moçambique-Affäre
Ein weiterer für die CS peinlicher Fall ist die sogenannte Moçambique-Affäre, wozu die Finanzmarktaufsicht (Finma) im Oktober 2021 ihre Schlussfolgerungen veröffentlichte. Demnach hatte die Londoner Filiale der Credit Suisse im Jahr 2013 zwei Staatsfirmen in Moçambique-Kredite in Höhe von einer Milliarde Dollar vermittelt, mit denen offiziell Küstenwachschiffe und eine Thunfisch-Fangflotte im armen ostafrikanischen Land finanziert werden sollten.
Ein Teil des Betrages – mindestens 200 Millionen Dollar – wurden offenbar in dunkle Kanäle in Moçambique abgezweigt. Zugleich erwirtschafteten die beteiligten Londoner CS-Banker mit dem Vorgang 50 Millionen Dollar. Auch sei Geldwäsche mit im Spiel gewesen, schreibt die NZZ. Eine Meldung habe die Bank aber trotz Hinweisen auf korrupte Machenschaften unterlassen. Nach einem Vergleich habe die Bank eine Busse von insgesamt 475 Millionen Dollar akzeptiert. Zudem müsse die Bank Moçambique Schulden in Höhe von 200 Millionen Dollar erlassen.
Vorwurf von Organisationsmängeln
Im Dezember wurde bekannt, dass die Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) der CS auch Organisationsmängel vorwirft. Zwischen 2004 und 2008 haben demnach bulgarische Drogenhändler diese Schwachstellen zum Waschen illegaler Einkünfte genutzt. Die Folge ist eine Anklage der BA. Demnach hat die Bank zudem versäumt, rechtzeitig Konten zu sperren. Die bulgarische Mafia habe so 35 Millionen Franken in Sicherheit bringen können.
Weiter wurde im März 2022 zudem bekannt, dass die Credit Suisse von einem Gericht auf Bermuda verpflichtet wurde, dem früheren georgischen Ministerpräsidenten Bidsina Iwanischwili mehr als 600 Millionen Dollar Schadenersatz zu zahlen. Iwanischwili habe diesen Betrag wegen eines kriminellen Kundenberaters der Bank verloren.
Journalisten gelangen an Tausende Konto-Daten
Seit Februar 2022 sieht sich die Bank zudem mit den Recherchen eines Journalistennetzwerks konfrontiert, wonach sie jahrelang korrupte Autokraten, Kriegsverbrecher und andere Kriminelle als Kunden akzeptiert habe. Das internationale Journalistennetzwerk Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) beruft sich gemäss NZZ auf Unterlagen von mehr als 18'000 Konten, die offenbar von anonymen Quellen kamen. Insgesamt sollen sich hinter diesen Konten 30'000 Kunden verbergen. Laut CS sei der grösste Teil der Konten aber bereits zuvor aufgelöst worden.
Skandale verursachen hohe Kosten
Die CS musste infolge der diversen Affären in den letzten 10 Jahren über 10 Milliarden Franken an Strafen und Schadensersatzzahlungen entrichten, berichtet die Zeitung. Die Summe mache deutlich, dass sich die Bank «zu viele Skandale geleistet hat; deutlich mehr als die meisten ihrer Konkurrentinnen». Eine Bereinigung dieser Altlasten-werde die CS noch lange umtreiben.