Swiss Overshoot DayDer ökologische Fussabdruck verkleinert sich
tgab
13.5.2022
Die Schweiz hat am 13. Mai ihr Jahresbudget für natürliche Ressourcen aufgebraucht. Ab heute lebt die Bevölkerung auf Pump bei der Natur. Aber immerhin: Die Ökobilanz verbessert sich.
tgab
13.05.2022, 17:40
13.05.2022, 17:57
Zwischen dem 1. Januar und dem 13. Mai hat die Bevölkerung der Schweiz bereits so viel von der Natur verbraucht, wie die Erde im ganzen Jahr erneuern kann, würden alle so leben. Oder anders gesagt: Würden alle Menschen auf der Erde so leben wie die Schweizer Bevölkerung, wären die Ressourcen von knapp drei Planeten notwendig. So oder so: Bis Ende des Jahres lebt die Schweiz auf Pump und damit auf Kosten der kommenden Generationen und anderer Erdteile.
Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr das Datum des sogenannten Swiss Overshoot Day – des Schweizer Überbelastungstags. Die gute Nachricht: Die Schweiz hat dieses Datum in den letzten zehn Jahren von Mitte März auf Mitte Mai schieben können. «Manchmal ist der Swiss Overshoot Day ein paar Tage früher, manchmal ein paar Tage später», sagt Corina Gyssler, Sprecherin des WWF Schweiz. Auch Schaltjahre spielten eine Rolle. Es gehe in die richtige Richtung, hält Mathis Wackernagel, Gründer des Global Footprint Network, gegenüber SRF fest. Die Frage sei nur, mit welcher Geschwindigkeit. Heisst im Klartext: Die Schweiz verbraucht Ressourcen noch immer auf einem sehr hohen Niveau.
«Der Schweiz scheint die Entschlossenheit zu fehlen, sich angemessen auf die voraussehbare Zukunft des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vorzubereiten. Dazu haben ihre Stimmbürger auch noch vor einem Jahr das CO2-Gesetz abgelehnt», schreibt Wackernagel auf der Website des Global Footprint Network. Zwar gebe es in der Schweiz einige gute Ansätze wie die energieeffizienten Häuser oder die Nutzung von Strom aus Wasserkraft, aber insgesamt sei das Land noch weit davon entfernt, auch nur marginal ressourcensicher zu werden. «Die Lücke ist nach wie vor immens.»
Energieverbrauch als bestimmender Faktor
Heute braucht die Schweiz 4,4-mal mehr, als ihre eigenen Ökosysteme regenerieren können. Wobei der Energiekonsum massgeblich ihren ökologischen Fussabdruck bestimmt. Der Verbrauch fossiler Energie macht fast drei Viertel davon aus. Dieser Anteil ist in den vergangenen Jahrzehnten ausserdem am stärksten gewachsen. Mit einem Anteil von 24 Prozent stellt allerdings auch der Schweizer Bedarf an Ackerland, Wald und Naturwiesen aufgrund von Weidewirtschaft einen wichtigen Teil dar.
Damit sich der ökologische Fussabdruck verbessert, sich das Overshoot-Datum also auch künftig mehr und vielleicht sogar schneller in Richtung Jahresende verschiebt, sollte die Bevölkerung der Schweiz weniger fliegen, weniger Fleisch essen, die Öl- und Gasheizung durch Solaranlagen, Wärmepumpen und Holzheizungen ersetzen sowie den ÖV statt das Auto benutzen, schlägt der WWF in seiner Mitteilung am Tag des sogenannten Swiss Overshoot Day vor.
Um die Welt ist es schlechter bestellt
Fussabdruckrechner
Getty Images
Mit einem Fussabdruckrechner lässt sich ermitteln, wie viele Planeten mit dem eigenen Lebensstil verbraucht würden.
Die meisten Industrieländer verbrauchen laut Bundesamt für Statistik mehr als zwei Planeten Erde, während die Länder des indischen Subkontinents, in Südostasien und Afrika weniger als einen Planeten Erde verbrauchen. Der schweizerische Pro-Kopf-Fussabdruck liegt demnach im Durchschnitt der westeuropäischen Länder. Quatar, Kanada, die Vereinigten Arabischen Emirate und Australien haben ihre Ressourcen bereits seit Februar respektive März aufgebraucht. Dass es auch anders geht, zeigten Staaten wie Indonesien, Ecuador, Kuba oder Jamaika, deren Overshoot Day in den November oder Dezember fällt.
In den letzten 15 Jahren ist der World Overshoot Day kontinuierlich nach vorn gerückt im Kalender – vom 1. Oktober im Jahr 2000 bis zum 29. Juli 2021. Für dieses Jahr steht noch kein Datum fest – gemäss vorläufigen Berechnungen wird es wohl der 5. Juni sein.