Budgetberater «Für viele Menschen geht es um die Existenz»

Von Alex Rudolf

9.1.2023

«Es geht nicht um Luxus, sondern um Existenzen»

«Es geht nicht um Luxus, sondern um Existenzen»

Krankenkassen und Energie werden 2023 teurer. Philipp Frei, Geschäftsführer des Dachverbands für Budgetberatungen, sagt, wo man am besten spart und wo das Sparen schwer fällt.

05.01.2023

Energie, Lebensmittel, Krankenkasse: Auch dieses Jahr wird vieles teurer. Zwei Budget-Profis sagen, wo der Schuh besonders drückt und wo ohne grosse Abstriche gespart werden kann.

Von Alex Rudolf

9.1.2023

Die Krankenkassenprämien steigen, die Energiepreise ebenso. Die generelle Teuerung sorgt zudem dafür, dass praktisch alles mehr kostet. Viele Schweizer*innen geraten finanziell unter Druck, was die Budgetberatungen landauf, landab spüren.

«Die Menschen sind emotional betroffen und die Reserven ausgeschöpft», sagt Philipp Frei. Er ist Geschäftsführer des Dachverbands für Budgetberatungen. Er hält fest, dass die Lage ernst ist. «Es geht nicht um Luxusprobleme, sondern um die Existenz für viele Menschen.»

Antje Sonntag, Leiterin der Sozial- und Schuldenberatung der Caritas Luzern, stellt bereits seit Ausbruch der Corona-Pandemie eine Zunahme der Klient*innen fest. «Mit den steigenden Krankenkassenprämien verschärft sich das Problem, da die Gesundheitskosten einen extrem hohen Teil des Budgets ausmachen», sagt sie.

Frage
Gürtel enger schnallen?

Die Frage stellt sich: «Muss es Fleisch sein?»

Fixe Ausgaben wie die Krankenkassenprämien oder die Miete würden sich nur schwerlich einsparen lassen, sagen beide Budget-Profis. «Wer bisher schon jeden Franken umdrehen musste, hat kaum Sparpotenzial», so Sonntag.

Frei verweist darauf, dass bei der Mobilität und beim Essen gespart werden kann. «Muss es Fleisch sein? Muss es Bio sein?» Dies müsse man sich fragen. 

«Der Teuerungsausgleich hilft, ist allerdings nicht die Lösung, da das Problem komplex ist.»

Eine Möglichkeit: Einer der schweizweit 22 Caritas-Märkte, wo Menschen einkaufen dürfen, die unter dem Existenzminimum leben, Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen zur AHV/IV beziehen oder derzeit Schulden abbezahlen. Im vergangenen Jahr nahm die Frequenz dieser Märkte um 33 Prozent zu.

Sonntag rät: «Bei Gläubigern kann man oft problemlos eine Ratenzahlung vereinbaren, dadurch verteilen sich die Kosten aufs ganze Jahr. Auch sollte geprüft werden, ob man Anrecht auf Prämienverbilligung hat oder andere Vergünstigungen beanspruchen.»

Viele Haushalte können keine Reserven mehr anlegen

Hilft den armen Menschen der Teuerungsausgleich? «Er hilft, ist allerdings nicht die Lösung, da das Problem komplex ist», sagt Sonntag. Denn der Umgang mit Geld müsse nachhaltig sein.

Frei stellt fest, dass mehr und mehr Haushalte, die in den vergangenen Jahren noch Reserven anlegen konnten, dies nicht mehr können. «Sobald Unvorhergesehenes eintrifft wie die steigenden Energiepreise oder ein Unfall, gerät man schnell ins Sozialsystem hinein.»

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