Booster-Impfung Die Schweiz wartet zu, die Nachbarn machen Tempo

Von Andreas Fischer

16.12.2021

Akkord-Boostern in Zürich-Oerlikon

Akkord-Boostern in Zürich-Oerlikon

In Zürich-Oerlikon wird seit Montagmorgen im Akkord geboostert. Hier steht das einzige Impfzentrum des Kantons, das lediglich die dritte Spritze verabreicht. Bis zu 2'000 Booster können hier täglich an alle ab 16 Jahren verabreicht werden. Die Termine sind für die ganze Woche bereits ausgebucht.

14.12.2021

Auf eine Auffrischimpfung muss man in der Schweiz weiterhin sechs Monate warten. Die Nachbarländer sind beim Boostern schneller. Ein Überblick.

Von Andreas Fischer

In der Schweiz wird die Booster-Impfung gegen das Coronavirus weiterhin erst sechs Monate nach der Zweitimpfung empfohlen. Das bekräftigte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Impfkommission, in einem Gespräch mit blue News. Trotz hoher Infektionszahlen und zahlreicher Impfdurchbrüche sollte die Schweiz an der Wartezeit festhalten.



Das Ziel der Booster-Impfungen sei der Schutz vor schwerer Erkrankung. Deshalb müssten zuerst jene mit dem höchsten Risiko geimpft werden, deren letzter Impftermin am weitesten zurückliege.

Fachleute fordern kürzeres Impf-Intervall

In den Nachbarländern ist man anderer Meinung. Fachleute und Gesundheitsbehörden sprechen sich immer häufiger für ein kürzeres Intervall aus. Nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA könnte die Auffrischimpfung gegen Covid-19 auch schon nach drei Monaten erfolgen.

Die derzeit verfügbaren Daten sprächen «für eine sichere und wirksame Auffrischungsdosis bereits drei Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung», sagte der EMA-Direktor für Impfstrategie Marco Cavaleri vor Wochenfrist. Ein so kurzer Abstand wäre insbesondere dann möglich, wenn dies «unter dem Gesichtspunkt der öffentlichen Gesundheit wünschenswert ist».

Für eine Auffrischimpfung mit dem Präparat des US-Herstellers Johnson & Johnson empfiehlt die EMA sogar nur einen Mindestabstand von zwei Monaten nach der Impfung. Daten zeigten eine Zunahme von Antikörpern bei Erwachsenen gegen das Coronavirus nach einer Auffrischung mindestens zwei Monate nach der Impfung. Vom Impfstoff von Johnson & Johnson ist im Gegensatz zu den übrigen Präparaten nur eine Dosis notwendig.

Während die Schweiz bei der Booster-Impfung also weiter auf die Sechs-Monats-Frist setzt, wurde der Abstand anderswo deutlich reduziert. Eine Übersicht über die Nachbarländer und Grossbritannien.

Wer sich in der Schweiz boostern lassen will, braucht auf jeden Fall Geduld. (Symbolbild)
Wer sich in der Schweiz boostern lassen will, braucht auf jeden Fall Geduld. (Symbolbild)
dpa

Österreich

Von den Nachbarländern ist Österreich das schnellste beim Booster. Eine dritte Impfung kann dort bereits nach vier Monaten erfolgen. Sechs Monate nach der letzten Teilimpfung ist sie spätestens fällig, wie das Gesundheitsministerium auf seiner Website schreibt.

Österreich hat seine Bevölkerung hauptsächlich mit Biontech/Pfizer geimpft.

Deutschland

Deutschlands Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt, dass eine Auffrischimpfung in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen soll. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf fünf Monate kann laut Stiko «im Einzelfall oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind, erwogen werden».



Einige Bundesländer empfehlen den Booster generell schon nach fünf Monaten. Laut Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, sollten zwischen Zweit- und Drittimpfung aber mindestens vier Monate Abstand liegen. In Einzelfällen ist bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem die Auffrischimpfung schon vier Wochen nach der zweiten möglich.

Deutschland hat seine Bevölkerung hauptsächlich mit Biontech/Pfizer geimpft.

Frankreich

Frankreich hat die Möglichkeit für eine Auffrischimpfung Ende November ausgeweitet. Zur Booster-Impfung sind seither alle Einwohner ab 18 Jahren aufgerufen, sobald ihre letzte Impfung fünf Monate zurückliege, sagte Gesundheitsminister Olivier Véran.

Wenn Menschen diese Auffrischung nicht innerhalb von sieben Monaten nach ihrer vollständigen Impfung absolvieren, wird ihr Corona-Pass ungültig. Bei Menschen ab 65 Jahren, die bereits seit längerem zu einer Booster-Impfung aufgerufen sind, ist dies seit dem 15. Dezember der Fall, für Menschen ab 18 Jahren ab dem 15. Januar

Frankreich hat seine Bevölkerung hauptsächlich mit Biontech/Pfizer geimpft.

Italien

Italien hat das Intervall zwischen Zweit- und Drittimpfung ebenfalls verkürzt. Die Arzneimittelbehörde AIFA empfiehlt seit 22. November den Booster fünf Monate nach der dritten Dosis. 

Italien hat seine Bevölkerung hauptsächlich mit Biontech/Pfizer geimpft.

Grossbritannien

In Grossbritannien breitet sich die Omikron-Variante besonders schnell aus. Aus diesem Grund können alle Erwachsenen bereits drei Monate nach ihrer zweiten Corona-Impfung eine Booster-Dosis erhalten. Das entschied das zuständige Impfkomitee Ende November. Dies werde den Schutz vor der Omikron-Variante erhöhen, sagten die Experten, da dieser ersten Erkenntnissen zufolge bei einem höheren Antikörper-Level besser sei.

Grossbritannien hat seine Bevölkerung hauptsächlich mit Biontech/Pfizer und AstraZeneca geimpft.

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Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und dpa.