Historisches Polit-DramaErstmals Stadträtin in Chur abgewählt – Lag es an einem Kommissionsbericht?
Jan-Niklas Jäger
14.6.2024
Am vergangenen Sonntag verpasste Sandra Maissen als erste Stadträtin überhaupt den Wiedereinzug ins Churner Rathaus. Als Ursache sieht sie einen kurz vor der Wahl veröffentlichten Bericht.
Jan-Niklas Jäger
14.06.2024, 20:34
14.06.2024, 22:08
Jan-Niklas Jäger
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Churner Stadträtin Sandra Maissen ist am vergangenen Sonntag nicht wiedergewählt worden.
Das ist ein Novum in der Stadtgeschichte.
Wenige Tage vor der Wahl veröffentlichte eine Kommission einen Bericht, in dem vor allem das von Maissen verantwortete Departement schlecht wegkam.
Maissen glaubt, die Veröffentlichung des Berichts könnte politisch motiviert gewesen sein.
In der vergangenen Woche veröffentlichte die Geschäftsprüfungskommission GPK der Stadt Chur einen Bericht, der ein schlechtes Bild auf eine Stadträtin warf. So weit, so unspektakulär. Aufsehenerregend war aber, was ein paar Tage später passierte – es war sogar historisch.
Zum ersten Mal in der Geschichte Churns wurde eine Stadträtin nicht wiedergewählt. Diese zweifelhafte Ehre wurde Sandra Maissen zuteil, Mitglied der Mitte und Gegenstand der genannten negativen Passagen aus dem GPK-Bericht.
Zusammenarbeit des Stadtrats ebenfalls in der Kritik
Maissen ist sich sicher, dass der Bericht sich negativ auf ihr Ergebnis ausgewirkt hat. Das Timing der Veröffentlichung sei «unfair» gewesen, sagte sie dem Regionaljournal Graubünden von Radio SRF drei Tage nach der aufsehenerregenden Verkündung der Wahlergebnisse. «Ich habe sogar das Gefühl, dass es auch politisch motiviert gewesen sein könnte.»
In dem Bericht wurden laut SRF bei zwei Personalien Ungereimtheiten festgestellt. Ausserdem seien innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs – dem Baudepartement – Verfahrensabläufe missachtet worden. Laut Maissen geschah dies aufgrund pragmatischer Überlegungen.
Die Zusammenarbeit im Stadtrat wird in dem Bericht aber auch allgemein kritisiert. Um dem abzuhelfen, schlug Maissen im Interview mit dem Regionaljournal Graubünden vor, die Anzahl der Stadträte von drei auf fünf zu erhöhen – wie bei Städten der Grösse von Chur üblich.
Das hätte für Maissen natürlich auch den Vorteil, dass zwei Plätze im Stadtrat nachzubesetzen wären. Vorerst sind ihre Tage dort jedoch gezählt. Ende des Jahres wird sie den Churer Stadtrat verlassen müssen.