Kampfjet-Beschaffung F-35-Hersteller bombardiert Schweizer mit Werbe-Tweets

uri

7.6.2019

In Payerne wird gerade der Kampfjet F-35 auf Herz und Nieren getestet. Parallel dazu prasselt Twitter-Werbung von Lockheed Martin auf Schweizer User ein. Nicht alle sind begeistert.

Auf dem Militärflugplatz in Payerne VD testet die Schweizer Luftwaffe derzeit den Hightech-Kampfjet F-35A von Lockheed Martin als viertes von insgesamt fünf Modellen, die zur Anschaffung in Frage kommen. Begleitet wird die Evaluation durch eine Werbeoffensive des US-Herstellers, die bei einigen für Stirnrunzeln sorgt.

Insgesamt sechs Milliarden Franken will der Bundesrat für bis zu 40 neue Kampfjets ausgeben. Und obwohl das Stimmvolk höchstwahrscheinlich nicht über den konkreten Flugzeugtyp zu entscheiden hat, taucht in der Twitter-Timeline von Schweizer Usern eine Werbebotschaft zum Kampfjet F-35 von Lockheed Martin auf.



«Die F-35 erfüllt die Anforderungen der Schweizer Luftwaffe an ein Kampfflugzeug zum Schutz des Schweizer Luftraums für die nächsten 50+ Jahre», heisst es in dem gesponserten Tweet, der auf eine Website weiterleitet.

Hier steht dann unter anderem geschrieben. «Bei Lockheed Martin wissen wir, wie wichtig die Wahrung der bewaffneten Neutralität für das Schweizer Volk ist.» Und: «Die F-35 bietet Spitzentechnologie, welche es grossen und kleinen Nationen ermöglicht, den Frieden durch Stärke zu erhalten.»

Nicht bei allen Twitter-Usern schlägt die Botschaft indes positiv ein. Einer etwa stellt fest: «Wenn Targeted Advertising eines Rüstungskonzerns bei einem Mitglied der @GSoASchweiz landet.»

Auch Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli, dessen Partei gar keine neuen Kampfjets kaufen will, wurde Ziel der Werbeaktion. Er forderte seine Follower dazu auf, Screenshots zu posten und Kommentare abzugeben.

«Ich melde das jetzt einmal. Ich bin sicher, Waffen zu bewerben ist nicht erlaubt», meint einer der Einsender. Ein anderer schreibt: «Wir sollten dieses Flugzeug kaufen. Wenn schon auf infantile Art und Weise Geld verlochen, dann richtig unvernünftig!»

Naturgemäss anders sieht es Lockheed Martin. In einem Statement gegenüber der «Handelszeitung» und «Watson» erklärt der US-amerikanische Rüstungskonzern: «Wir sehen ein grosses öffentliches Interesse am F-35 in der Schweiz, was sich an den sehr gut besuchten Medien- und Spottertagen in Payerne im Rahmen der Evaluationsflüge von Armasuisse zeigt».

Die Twitter-Nutzung sei in diesem Zusammenhang nicht unüblich und Teil der Aktivitäten von Lockheed Martin, um in der Schweiz eine breitere Öffentlichkeit auf «die Fähigkeiten unserer Firma als Technologeführer» hinzuweisen. Ein Twitter-User erkannte diese Absicht sofort. Er schrieb: «Yep, heute schon 2x in meiner Timeline – beim dritten Mal mach ich vielleicht einen Impulskauf...»

Bilder aus der Schweiz
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