Geschlossen wegen Corona Frau stirbt vor geschlossener Notfallstation

tafu

19.8.2020

Weil die Notaufnahme nicht geöffnet war, konnte eine Frau in Tafers FR nicht medizinisch versorgt werden. (Symbolbild)
Weil die Notaufnahme nicht geöffnet war, konnte eine Frau in Tafers FR nicht medizinisch versorgt werden. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Weil die Notaufnahme des Spitals nachts nicht geöffnet war, ist eine Frau in Tafers im Kanton Freiburg verstorben. Sie konnte nicht mehr rechtzeitig medizinisch versorgt werden. Nun steht das Spital in der Kritik.

Es ist wohl das Schlimmste, was man sich vorstellen kann, wenn man einen geliebten Menschen in den Notfall bringen will – doch die Türen verschlossen sind. Passiert ist das einem Mann in Tafers FR. Wie die «Freiburger Nachrichten» berichten habe die Lebenspartnerin des Mannes ihn in der Nacht aufgeweckt und über Atembeschwerden geklagt.

Das Paar habe sich umgehend auf den Weg zum Spital gemacht, der Zustand der Frau habe sich weiter verschlechtert. Als sie am HFR-Spital in Tafers angekommen waren, stand allerdings keine medizinische Hilfe zur Verfügung – denn die Notfallstation war geschlossen. Auch der Notfallknopf des Spitals sei mit Corona-Infoblättern überklebt gewesen, berichtet «20 Minuten». Der Mann habe verzweifelt nach Hilfe gerufen und gehupt, erst nach einiger Zeit wurde er von einem Assistenzarzt und einer Pflegerin bemerkt. Doch leider zu spät: Trotz durchgeführter Reanimation verstarb die Frau noch vor Ort.

Mitteilungen wiesen auf Schliessung hin

Dass die Notaufnahme geschlossen war, wusste der Mann tragischerweise nicht. Seit Beginn der Coronakrise ist die Notfallstation jeweils nachts nicht geöffnet, darauf sei durch das Spital mittels Medienmitteilungen und Zeitungsinseraten mehrfach hingewiesen worden. Doch die hatte der Mann nicht gelesen. Er habe in Panik vor dem Spital gestanden und «erhielt einfach keine Hilfe», zeigt sich die Tochter des Mannes gegenüber «Blick» fassungslos. «Mein Vater leidet extrem.»



Der medizinische Direktor des HFR Freiburg, Ronald Vonlanthen, bedauert den Vorfall und erklärte gegenüber den «Freiburger Nachrichten», man schliesse sich dem Beileid für die betroffene Familie an und gibt zu, dass der Notfallknopf nicht hätte überklebt werden dürfen.

Das Spital habe aber nach seiner Aussage sein Bestes getan, um die nächtliche Schliessung ausreichend an die Bevölkerung zu kommunizieren. Vonlanthen empfehle allerdings grundsätzlich in medizinischen Notfällen zunächst die Nummer 144 anzurufen. Die sogenannten First Responders, die bei einem Notruf alarmiert würden, seien in jeder Gemeinde rasch zur Stelle.

Nur eine Frage der Zeit

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Spitals beurteilt die Situation allerdings ein wenig anders, wie er gegenüber «Blick» erklärt. «Es war nur eine Frage der Zeit, dass ein solches Unglück passiert.» In ländlichen Gebieten sei es üblich, dass man selbstständig ins nächste Spital fahre, anstatt auf die Ambulanz zu warten.

Auch sei die Kommunikation der Schliessung keinesfalls ausreichend gewesen. Nicht jeder lese die Kleinanzeigen mit den neuen Öffnungszeiten. Seiner Meinung nach wäre auch der Begriff Notfall bei diesem Spital nicht mehr angebracht, weder nachts noch am Tag seien Anästhesiefachleute vor Ort. «Man darf nur das anbieten, was man auch leisten kann», so der ehemalige Angestellte.



Bereits im August habe das Spital nach einer Aussage Vonlanthens in der Kritik gestanden. Damals sagte der medizinische Direktor: «Wer keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall oder sonst eine schwere Krankheit hat, ist auf dem Notfall in Tafers an der richtigen Adresse.»

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