Runderneuerung der Luftwaffe Gegengeschäfte für die Schweizer Armee – Studie hat Beigeschmack

jfk

6.2.2019

Eine Studie kommt zu dem Schluss, dass umstrittene Kompensationsgeschäfte für die Schweizer Armee profitabel sind. Der Verfasser steht auf dem Gehaltszettel des Rüstungskonzerns Ruag.

Wenn es nach dem Bundesrat geht, leistet sich die Schweiz in den nächsten zehn Jahren eine Rundumerneuerung ihrer Luftwaffe. Das Kostendach ist mit acht Milliarden Franken angesetzt. Den ausländischen Produzenten der neuen Kampfjets und Boden-Luft-Raketen-Systeme steht ein Riesengeschäft in Aussicht.

Doch auch die einheimische Industrie kann mit prallen Auftragsbüchern rechnen. Denn der Bundesrat plant dem «Tages-Anzeiger» zufolge, dass die Milliarden in Form von vertraglich vereinbarten Gegengeschäften wieder in die Schweiz zurücksickern.



Diese sogenannten «Offsetdeals» sind an sich schon nicht unumstritten. Kritiker sehen die Gefahr von Korruption, Intransparenz und auch die Mehrkosten: Ist eine Rüstungsfirma aus einem bestimmten Land verpflichtet, Aufträge in der Schweiz zu platzieren, bedeutet das einen Zusatzaufwand.

Kaum Mehrkosten laut Studie

Sie muss erst Geschäftspartner finden und gewinnen, dafür nimmt der ausgeschaltete Wettbewerb den Preisdruck vom Hersteller. Oskar J. Schwenk, Verwaltungsratspräsident des Flugzeugbauers Pilatus, spricht im «Blick» von Mehrkosten von 15 bis 20 Prozent bei Rüstungsgeschäften, die mit dieser vereinbarten Gegenseitigkeit abgewickelt werden.

Oskar Schwenk (74) von Pilatus Aircraft sieht Offsetdeals, von denen seine Firma profitiert, kritisch. (Archiv)
Oskar Schwenk (74) von Pilatus Aircraft sieht Offsetdeals, von denen seine Firma profitiert, kritisch. (Archiv)
Bild: Keystone

Befürworter von Offsetdeals erwidern, dass diese die inländische Volkswirtschaft stärken, Arbeitsplätze schaffen bzw. sichern und einen wechselseitigen Wissenstransfer für die Industrie garantieren. Ein ausgesprochen positives Fazit wird laut «Tages-Anzeiger» auch in einer aktuellen Studie der Universität St. Gallen gezogen.

Demnach halte die nationale Industrie fast einhellig grosse Stücke auf das System des Gegegeschäfts und die Mehrkosten beliefen sich in der Schweiz lediglich auf zwei bis fünf Prozent. Und durch Steuermehrerträge würden auch diese gegengeschäftsbedingten Zusatzkosten weitgehend kompensiert werden.

Autor berät Ruag

Was der Studie jedoch einen gewissen Beigeschmack verleiht, ist die Autorenschaft. Denn beim Verfasser handelt es sich um Thomas Friedli, der nicht nur als Betriebswirtschaftsprofessor und Direktor des Instituts für Technologiemanagement der Universität St. Gallen arbeitet, sondern auch seit fünf Jahren im «Ruag Advisory Board» sitzt. Diese Gremium berät laut «Tages-Anzeiger» die Leitung und den Verwaltungsrat des Berner Rüstungskonzerns Ruag vor strategischen Entscheidungen.

Der Berner Rüstungskonzern Ruag wies 2017 einen Umsatz von knapp zwei Milliarden Franken aus. (Archiv)
Der Berner Rüstungskonzern Ruag wies 2017 einen Umsatz von knapp zwei Milliarden Franken aus. (Archiv)
Bild: Keystone

Professor Friedli weist gegenüber dem «Tages-Anzeiger» einen möglichen Interessenkonflikt zurück. Das «Ruag Advisory Board» sei ein von der Ruag unabhängiges Gremium, und er habe dieses Mandat auf der Website der Universität kenntlich gemacht. Als Salär erhalte er 7'500 Franken pro Jahr in Form von Sitzungsgeld.

Ob diese Studie und deren Urheberschaft letztendlich die Entscheidung über die acht Milliarden Franken Rüstungsinvestition beeinflusst, bleibt abzuwarten. In jedem Falle bringen sich die politischen Gegner von Offsetdeals bereits in Stellung, und die gibt es nicht nur bei Sozialdemokraten und Grünen, sondern auch in der CVP, der Partei der neuen Verteidigungsministerin Viola Amherd.

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