Datenschützer warnen Ist die SBB-App eine Datenkrake?

tmxh

25.2.2020

Mit ihrer App sammelt die SBB jede Menge Bewegungsdaten. (Symbolbild)
Mit ihrer App sammelt die SBB jede Menge Bewegungsdaten. (Symbolbild)
Archiv

Die beliebte SBB-App steht in der Kritik: Das Programm sammle mehr und mehr Kundendaten – Datenschützer warnen.

Etwa eine halbe Million Schweizerinnen und Schweizer nutzen seit Ende des vergangenen Jahres die «EasyRide»-Funktion der beliebten SBB-App. Ist diese aktiviert, verfolgt das System die gefahrene Strecke vom Einsteigen bis zum Aussteigen – und berechnet anschliessend den günstigsten Fahrpreis für die zurückgelegte Strecke. Allein: Dafür wird der SBB der Standort des Nutzers mitgeteilt.

Die dadurch gesammelten Daten können für das Unternehmen Gold wert sein. Denn gerade anhand der Bewegungsdaten in Kombination mit den Daten der 3,7 Millionen SwissPass-Inhaber entsteht ein umfangreiches Bild einer Person und ihrer Verhaltensweisen. So warnt der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte Adrian Lobsiger gegenüber SRF: «Wenn man weiss, wo jemand arbeitet oder schläft, weiss man auch, wer er ist.»



Die Kritik der Datenschützer reicht noch weiter: «Die SBB verkauft die Daten im Internet und macht damit ein Geschäft», zitiert SRF Volker Birk vom Chaos Computer Club, der die SBB als Datenkrake bezeichnet, ähnlich wie Google oder Facebook. Er warnt auch davor, dass Kriminelle und Geheimdienste leicht Zugriff auf die erhobenen Daten haben könnten.

Widerspruch vonseiten der SBB

Die SBB widerspricht der Kritik. Man würde die Bewegungsdaten nie an Dritte oder für Werbung weitergeben, zitiert SRF den Leiter von SBB Digital Business Markus Basler: «Bewegungsdaten sind ausschliesslich dafür da, um den Kunden den richtigen Tarif zu verrechnen und auf Nachfragen oder auf Betrug reagieren zu können.» Die Daten würden nach einem Jahr gelöscht. 



Dass die SBB-Datensammlung wertvoll sei, bestätigt Basler gegenüber dem SRF, jedoch nutze man das bewusst nicht aus: «Unser Ziel ist nicht, mit Werbung den Ertrag zu maximieren. Wir nutzen die Daten nur da, wo es sinnvoll ist.» Doch was ist mit der personalisierten (aber abstellbaren) Werbung, die SBB etwa abhängig vom Zielort online schaltet? «Etwa 20 Prozent unserer Kunden geben ihre Zustimmung zu Werbung nicht», zitiert SRF Basler. «Wir machen einen Balanceakt zwischen Reputationsrisiko und Monetarisierung.» Werbung sei dabei nur eine Nische, die dabei helfe, dass die Billettpreise gehalten werden könnten.

Bilder des Tages

Zurück zur Startseite