Erleichterte Einbürgerung «Keine Angst mehr, die Schweiz verlassen zu müssen»

Valerie Zaslawski

13.3.2019

«Nun fühle ich mich richtig angekommen.» Fabio Olival hat sich erleichtert einbürgern lassen. 
«Nun fühle ich mich richtig angekommen.» Fabio Olival hat sich erleichtert einbürgern lassen. 
ZvG

Fabio Olival ist der erste Ausländer der dritten Generation, der erleichtert eingebürgert wurde. Seine erste Stimme gab er an der Urne ab, ohne korkenknallenden Champagner. Ein Interview.

Fabio Olival, Sie sind 28 Jahre alt und der erste Ausländer der dritten Generation, der in der Schweiz erleichtert eingebürgert wurde. Was ist Ihre Familiengeschichte?

Meine Grosseltern sind Ende der 1970er Jahre von Portugal in die Schweiz gekommen, um hier als Saisonniers zu arbeiten. In den 1980er Jahren kam meine Mutter im Rahmen des Familiennachzugs hinzu, meinen Vater lernte sie dann wiederum in Portugal kennen – im Urlaub. Ich hatte Glück, dass meine Mutter als Teenager in die Schweiz kam und die Schule besuchte, denn so habe ich das Kriterium des Staatssekretariats für Migration, des SEM, erfüllt, wonach ein Elternteil mindestens fünf Jahre die obligatorische Schule besucht haben muss.

Haben Sie bei der erleichterten Einbürgerung andere Hürden angetroffen?

Nein, das Prozedere gestaltete sich für mich unkompliziert, ohne grossen Aufwand, da alle nötigen Papiere vorhanden waren. Aber ich hatte auch hier Glück: Die Aufenthaltsbestätigung meines Grossvaters konnte das zuständige Einwohneramt ‹zufällig› noch in den Akten finden.

Ansonsten hatten Sie keinen Kontakt mit der Gemeinde oder dem Kanton Schaffhausen, in dem Sie leben, richtig?

Glücklicherweise musste ich dank der erleichterten Einbürgerung bei der Gemeinde oder dem Kanton nicht vorsprechen, was mich in der Vergangenheit immer vom Prozedere der Einbürgerung abgehalten hatte. Nur das SEM wollte meine Unterlagen sehen – das Antragsformular konnte ich online bestellen.

Und wie lange hat es gedauert, bis Sie den positiven Bescheid erhalten haben?

Nur wenige Monate nachdem ich das Gesuch gestellt hatte, habe ich vom SEM per Post das erfreuliche Schreiben erhalten.

Ihre Reaktion?

Ich habe mich über den positiven Bescheid gefreut! Nun fühle ich mich richtig angekommen, darf hier bleiben. Jetzt brauche ich keine Angst mehr zu haben, dass ich die Schweiz eines Tages wieder verlassen muss. Dass ich in Portugal ein neues Leben beginnen müsste.

War diese Angst mit ein Grund, wieso Sie sich haben einbürgern lassen?

Ja, aber ich fühle mich in der Schweiz auch einfach zu Hause, bin hier geboren, aufgewachsen, zu Schule gegangen, habe meine KV-Lehre gemacht, und meine Freunde leben hier. Ich fühle mich nicht als Ausländer, aber mit dem C-Ausländerausweis hatte ich immer ein bisschen das Gefühl, nicht dazuzugehören, auch wenn es nur ein Stück Papier ist. Ich habe mich letzten Endes aus emotionalen Gründen einbürgern lassen.

Wie ist es dazu gekommen?

Mit dem Gedanken gespielt habe ich schon oft. Aber als ich aus den Medien erfahren habe, dass das Gesetz über die erleichterte Einbürgerung der Dritten Generation, das 2017 mit über 60 Prozent Ja-Stimmen angenommen wurde, im Februar 2018 in Kraft trat, habe ich mich überwunden.

Und die politische Partizipation, war diese auch ein Grund?

Ich bin kein politischer Mensch, gehöre auch keiner Partei an, aber ich setze mich nun, da ich die Schweizer Bürgerrechte besitze, mit den Abstimmungsvorlagen und den Wahlen auseinander. Ich fand es früher bei meinen Schweizer Freunden immer spannend, dass sie eine Stimme haben, nun wird auch meine Stimme gehört.

Haben Sie bereits abgestimmt, feierlich an der Urne?

Ich habe meine erste Stimme an der Urne abgegeben, allerdings ohne korkenknallenden Champagner. Seither stimme oder wähle ich per Post, denn in Schaffhausen, wo ich herkomme, gibt es kein E-Voting.

Sie sind nun also Doppelbürger?

Ja, ich bin Schweizer und Portugiese – und so fühle ich mich auch.

Und an der WM, zu wem halten Sie?

Zu denjenigen, die weiter kommen, das habe ich schon immer so gehandhabt.

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