Am Mittwochmorgen wählt die Bundesversammlung die Nachfolger von Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann. Viola Amherd und Karin Keller-Sutter sind die klaren Favoritinnen.
Wenige Stunden vor der Bundesratswahl scheinen die Würfel gefallen. Störmanöver in Hinterzimmern des Hotels Bellevue in Bern waren nicht auszumachen. Absehbar ist, dass die Bundesversammlung am Mittwochmorgen erstmals gleichzeitig zwei Frauen wählen wird.
Für den einzigen männlichen Kandidaten, den Nidwaldner FDP-Ständerat Hans Wicki, war das Rennen schon vor dem letzten Abend so gut wie gelaufen. Zu gross ist der Rückhalt für seine Konkurrentin, die St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter. Dieser Eindruck manifestierte sich auch im Foyer des Luxushotels gleich neben dem Bundeshaus, wo Politiker traditionellerweise die Köpfe zusammenstecken und kurz vor dem Wahlmorgen die letzten Dinge ausbaldowern.
Politologe Adrian Vatter sprach unter Weihnachtskugeln und geschmückten Christbäumen von einer «eindeutigen Wahl ohne Überraschungen», die am Mittwoch über die Bühne gehen wird. Auch BDP-Präsident Martin Landolt sagte es klipp und klar: «Der Entscheid für die Nachfolge von Bundesrat Johann Schneider-Ammann ist bereits gefallen.»
Oberwalliserin in der Poleposition
Zumindest einen Hauch Spannung verspricht die Wahl um die Nachfolge von CVP-Bundesrätin Doris Leuthard. Auch wenn die in Bern kaum bekannte Urner Justizdirektorin Heidi Z'graggen überraschend weit gekommen ist, wird die Oberwalliser Nationalrätin Viola Amherd doch als Favoritin gehandelt.
Die Kampagne, in deren Verlauf ihr Raffgier und berufliche Verfehlungen vorgeworfen wurden, scheint keine Spuren hinterlassen zu haben. Bei öffentlichen Auftritten hat sie keine Punkte abgegeben. Zudem kann die langjährige Nationalrätin im Bundeshaus auf einen Heimvorteil zählen. Mit ihr wissen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier, wen sie in den Bundesrat wählen. Z'graggen scheint dagegen schwerer fassbar.
Der Mythos bleibt
Eine grosse Mehrheit der im Hotel Bellevue anwesenden Journalisten und Parlamentariern bestätigte diesen Eindruck. Dennoch trauten viele Kenner der Urnerin einen Achtungserfolg zu – heisst einen zweiten oder dritten Wahlgang. Die Beraterin von Amherd, Brigitte Hauser-Süess, will dennoch noch nichts von einer Vorentscheidung wissen. «Das Rennen ist erst dann fertig, wenn im Nationalratssaal gewählt wird.»
Als ehemalige Mitarbeiterin von alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf muss sie es wissen. Schliesslich hat deren überraschende Wahl im Jahr 2007 den Mythos der letzten Nacht vor der Wahl neu entfacht. SVP-Übervater Christoph Blocher musste damals über die Klinge springen.
Elf Jahre später lief die «Nacht der langen Messer» – passend zur Adventszeit - vergleichsweise besinnlich ab. Die anwesenden Politiker hielten sich trotz der einigermassen klaren Ausgangslage über ihre Wahlabsichten bedeckt. Einig waren sich alle darin, dass keine Sprengkandidaturen in Sicht sind.
Alle kommen für die Show
Weil auch keine Kandidierenden an der Bar des Luxushotels auftauchten, überboten sich verschiedene Journalisten stattdessen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit satirischen Kommentaren und tranken sich an der Hotel-Bar warm.
Sowieso ist der Abend vor der Wahl vor allem ein Medienspektakel mit Livesendungen im TV und auf Onlineportalen. Und einem ständigen Blitzlichtgewitter. Morgen wird ein solches aller Voraussicht nach über Karin Keller-Sutter und Viola Amherd ausbrechen. Sie dürften dann als Bundesrätinnen Nummer acht und neun vereidigt werden.
Ein «Sehen und gesehen werden» am Abend vor der Bundesratswahl: Die Lobby des Hotels Bellevue platzt aus allen Nähten.
Parlamentarier und Journalisten strömen traditionellerweise ins Nobelhotel gleich neben dem Bundeshaus, um die sogenannte «Nacht der langen Messer» hautnah mitzuerleben.
Die verschiedenen Parteiexponenten geben ihre Einschätzung zur bevorstehenden Wahl ab.
Keine Störmanöver in der Nacht vor der Wahl
Ein «Sehen und gesehen werden» am Abend vor der Bundesratswahl: Die Lobby des Hotels Bellevue platzt aus allen Nähten.
Parlamentarier und Journalisten strömen traditionellerweise ins Nobelhotel gleich neben dem Bundeshaus, um die sogenannte «Nacht der langen Messer» hautnah mitzuerleben.
Die verschiedenen Parteiexponenten geben ihre Einschätzung zur bevorstehenden Wahl ab.
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