SVP-Übervater missfällt SP-Ticket Blocher findet beide Bundesrats-Kandidaten ungeeignet

aru

4.12.2023

2007 wurde er selber aus dem Bundesrat gewählt, nun spricht er sich für eine wilde Kandidatur aus: SVP-Doyen Christoph Blocher hält nicht viel von Beat Jans und Jon Pult. Eine Politologin ordnet ein.

aru

4.12.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • SVP-Urgestein Christoph Blocher ist mit dem SP-Ticket für die Bundesratswahlen vom 13. Dezember nicht zufrieden.
  • Ausgerechnet er, der vor 16 Jahren ebenfalls wegen einer wilden Kandidatur abgewählt wurde, macht sich nun für eine solche stark.
  • Auch Politologin Sarah Bütikofer glaubt, dass andere Kandidierende beim bürgerlichen Lager besser angekommen wären.

Kommende Woche stellen sich der Basler Beat Jans und der Bündner Jon Pult zur Wahl in den Bundesrat. Doch kommen nur die beiden offiziellen Kandidaten infrage oder schafft es doch jemand anders?

Laut SVP-Übervater Christoph Blocher sind Jans und Pult beide ungeeignet und er schlägt vor, einen anderen Kandidaten zu wählen. Dies berichtet die «SonntagsZeitung». Dieser Vorschlag kommt ausgerechnet von dem Ex-Bundesrat, der selbst wegen einer wilden Kandidatur im Jahr 2007 aus dem Amt geschieden war. Damals wählte das Parlament Eveline Widmer-Schlumpf anstelle des amtierenden Justizministers.

Stich und Ritschard als positive Beispiele

Widmer-Schlumpf wurde daraufhin aus der Partei ausgeschlossen und gründete die ehemalige BDP.

Politologin Sarah Bütikofer ordnet die Chancen einer wilden Kandidatur ein.
Politologin Sarah Bütikofer ordnet die Chancen einer wilden Kandidatur ein.
Quelle Wikipedia

Blocher unterstreicht, dass die beiden ehemaligen Bundesräte Otto Stich und Willi Ritschard ebenfalls entgegen ihrer Partei, der SP, gewählt wurden. Nun würden sie dennoch als kompetente Bundesräte betrachtet – sogar von der SP.

Doch was bedeuten die Aussagen des SVP-Übervaters für die Wahlen von Mittwoch in einer Woche? Dass sich Christoph Blocher einschalte, sei nicht überraschend, sagt Politikwissenschaftlerin Sarah Bütikofer zu «20 Minuten». Dass die Tickets der SP besonders kritisch gewürdigt würden, sei der Minderheitenposition geschuldet, sagt sie weiter.

Parlament fällt eigenen Mehrheitsentscheid

«Christoph Blocher ist nicht wahlberechtigt und auch nicht mehr in einer offiziellen politischen Funktion tätig. Er ist frei, seine Meinung kundzutun, doch das Parlament wird einen eigenen Mehrheitsentscheid fällen», so Bütikofer.

Dass gewisse Kreise mit dem Ticket der SP nicht zufrieden sind, sei bekannt und nicht erstaunlich, sagt sie weiter. Ist dies nun die Chance von Daniel Jositsch? «Er hat vor einem Jahr eine beachtliche Anzahl Stimmen erhalten und es gibt sicherlich Leute, die ihn nochmals unterstützen würden», sagt Bütikofer weiter.

Dennoch sieht Bütikofer die Chancen von Jositsch nicht massgeblich höher als jene der anderen sechs SP-Kandidierenden, die ins Rennen um die Nachfolge von Gesundheitsminister Alain Berset gestiegen sind. Denn Jositsch sei objektiv betrachtet nicht besser qualifiziert. Evi Allemann, die Regierungserfahrung mitbringt, und Roger Nordmann, der langjährige Anführer der SP-Fraktion im Parlament, wären bei den Bürgerlichen wohl mehr willkommen gewesen als das jetzige Ticket, glaubt Bütikofer.

«Nun gilt es abzuwarten, bis sich die Parteien offiziell zu den beiden Kandidaten und deren Performance in den Hearings äussern.»

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