Nach tödlichem Unfall SBB entdecken fünf defekte Türen – Unfallzug bleibt im Verkehr

tali

14.8.2019

Nach dem tragischen Unfalltod eines Zugchefs haben die SBB mit der Überprüfung ihrer Wagentüren begonnen – und bereits weitere fehlerhafte gefunden.

Er verklemmte sich in einer Tür und wurde kilometerweit mitgeschleift: Rund eine Woche, nachdem in Baden AG ein Zugchef bei einem tragischen Arbeitsunfall ums Leben gekommen ist, laufen die Sicherheitskontrollen der SBB auf Hochtouren. Erste Ergebnisse teilte das Unternehmen nun bei einer Medienkonferenz mit.

364 Türen von Wagen des Typs EW IV wurden demnach bislang untersucht, fünf davon waren defekt. Zudem bemerkten die Kontrolleure einen bislang unbekannten Fehler beim Einklemmschutz: «Dieser hat zur Folge, dass der Einklemmschutz bei EW-IV-Wagen im so genannten UIC-Modus zwar funktioniert, aber weniger sensibel reagiert als vorgegeben», heisst es in der Medienmitteilung der SBB. Einen direkten Zusammenhang mit dem tödlichen Unfall sehe man bislang aber nicht.

Kontrolle wird noch Wochen dauern

Am 4. August starb ein Zugchef, offenbar, weil der Einklemmschutz versagt hatte.
Am 4. August starb ein Zugchef, offenbar, weil der Einklemmschutz versagt hatte.
Keystone

Die Defekte sind gleichwohl brisant, weil nach ersten Erkenntnissen der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) auch beim Unfallwagen der Einklemmschutz «nicht funktionsfähig» war. «Diese Defekte wären auch bei den regulären Kontrollen entdeckt worden», beteuerte Linus Loser, Leiter Bahnproduktion SBB, vor den Medien.

Insgesamt müssen die SBB die Türen von knapp 500 Wagen überprüfen – zusätzlich zu den regulären Kontrollen, die aller sieben bis zehn Tage durchgeführt werden. Pro Tag werden derzeit zwischen zehn und 15 Wagen kontrolliert, darum geht das Unternehmen davon aus, dass die Überprüfung noch einige Wochen in Anspruch nehmen wird.

Aus dem Verkehr ziehen wollen die SBB die Wagen des Typs EW IV inzwischen nicht: Der Abfertigungsprozess sei für Mitarbeitende und Reisende sicher, argumentieren die SBB.

Was ist in Baden schiefgelaufen?

Warum der Einklemmschutz am 4. August versagte und der 54-jährige Zugchef infolgedessen sein Leben verlor, beschäftigt derweil die Staatsanwaltschaft und die Sust. Laut SBB war der betreffende Wagen erst wenige Tage zuvor, am 31. Juli, kontrolliert worden. Auffälligkeiten wurden damals keine festgestellt.

Klar ist, dass bei der Abfahrt in Baden AG der pneumatische Einklemmschutz der Türe, eine Technologie aus den 1970er- bis 1980er-Jahren, hätte ansprechen sollen. Die Türe hätte wieder aufgehen und den eingeklemmten Mann freigeben sollen. Der Lokführer wäre dann von einer Warnlampe auf die geöffnete Türe hingewiesen worden. Offenbar geschah das nicht und der Zugbegleiter konnte sich nicht selber befreien.

Bilder aus der Schweiz

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