ETH-Studie Pandemie macht Arme ärmer und Reiche reicher 

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23.2.2021

Während Geringverdiener unter der Pandemie am meisten leiden, konnten viele Haushalte mit hohen Einkommen ihre Ersparnisse sogar vermehren. (Symbolbild)
Während Geringverdiener unter der Pandemie am meisten leiden, konnten viele Haushalte mit hohen Einkommen ihre Ersparnisse sogar vermehren. (Symbolbild)
KEYSTONE/GIANCARLO CATTANEO

Wer vor der Pandemie ein geringes Einkommen besass, ist jetzt noch schlechter dran: Die Corona-Krise vergrössert einer ETH-Studie zufolge das Gefälle zwischen Arm und Reich weiter. 

Ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie spüren viele Schweizerinnen und Schweizer die ökonomischen Folgen der Krise. Doch sind keinesfalls alle gleich stark betroffen: Am meisten leiden die Haushalte mit ohnehin schon geringem Einkommen, während Besserverdiener auch besser zurechtkommen. Der Unterschied zwischen Arm und Reich, so das Ergebnis einer ETH-Studie, wird in der Pandemie immer grösser.

Die Erhebungen der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich zeigen: Haushalte mit einem Einkommen von unter 4000 Franken mussten laut Befragung im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 20 Prozent weniger auskommen. Derweil meldeten wohlhabende Haushalte mit über 16'000 Franken Einkommen Einbussen von lediglich acht Prozent.

Besserverdiener sparten mehr

Hinzu kommt, dass Reiche in der Pandemie mehr sparen konnten: «Haushalten mit hohem Einkommen haben schlicht die Möglichkeiten gefehlt, ihr Geld auszugeben», drückt es die an der Studie beteiligte Ungleichheitsforscherin Dr. Isabel Martinez laut SRF aus – Beispiel Reisen und Restaurants. Die Besserverdiener konnten ihre Ausgaben um 16 Prozent reduzieren, die Hälfte dieser Gruppe meldete aufgrund gleichbleibender Einnahmen zusätzliche Ersparnisse.



Im Gegensatz dazu gaben 39 Prozent der Geringverdiener an, während der Pandemie auf Ersparnisse zurückgegriffen zu haben, um die Kosten zu decken. Weil ein grosser Anteil ihrer Ausgaben Fixkosten sind, hielten sich die Möglichkeiten, weniger auszugeben, in Grenzen. Das Ersparte antasten mussten bei der höchsten Einkommensschicht nur sieben Prozent.

Gefälle bei Kurzarbeit und Homeoffice

Nachteile erleben die Ärmeren auch bei der Kurzarbeit: Laut Studie bekamen nur 16 Prozent der Befragten mit niedrigen Einkommen vollen Lohnausgleich – hingegen 25 Prozent derjenigen mit höherem Einkommen. Noch grösser ist das Gefälle beim Homeoffice: Demnach arbeiteten im vergangenen Jahr nur 29 Prozent der Geringverdiener zu Hause, bei den Besserverdienern waren es 67 Prozent. 



Gegenstand der Studie waren auch die psychischen Folgen der Pandemie: So habe sich die «subjektive Gemütsverfassung seit Ausbruch der Pandemie im letzten Frühjahr bei Personen mit tiefen Einkommen trotz zwischenzeitlichen Lockerungen stetig verschlechtert». Besonders schlecht ginge des demnach Arbeitslosen – während Menschen mit höherem Einkommen angaben, dass es ihnen über die Sommermonate besser gegangen sei. 

Für die Studie ausgewertet wurden laut SRF sechs Umfragen mit insgesamt 202'516 Teilnehmern, die seit März 2020 von der Forschungsstelle Sotomo im Auftrag der SRG befragt wurden.

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