Eidgenössiche AbstimmungenRöstigraben scheint wieder häufiger aufzubrechen
sda/tgab
13.2.2022 - 17:21
Meinungsunterschiede zwischen den Schweizer Sprachgemeinschaften treten in letzter Zeit wieder häufiger zutage. Aktuellstes Beispiel: Die Abstimmung zur Medienförderung.
Keystone-SDA, sda/tgab
13.02.2022, 17:21
14.02.2022, 08:55
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Die Medienförderung hat bei der aktuellen Abstimmung aufbrechen lassen, was man vereinfachend den «Röstigraben» nennt: Die Romands waren eher dafür, die Deutschschweizer ziemlich klar dagegen. In den letzten anderthalb Jahren zeigte sich das Phänomen wieder öfter.
Im März 2021 waren die Westschweizer entschieden gegen das Freihandelsabkommen der Efta-Staaten mit Indonesien, während fast alle deutschsprachigen Kantone und das Tessin Ja sagten. Bei der Konzernverantwortungsinitiative im November 2020 war es umgekehrt: Die Romands waren dafür, die Deutschschweizer dagegen.
Geteilte Meinung über den Kampfjet
Im September 2020 spalteten gleich zwei Vorlagen das Land: In der Westschweiz wurde zum Teil deutlich gegen die Anschaffung neuer Kampfjets gestimmt, insgesamt gab es dennoch ein hauchdünnes Ja. In der selben Abstimmung zeigte die lateinische Schweiz stärkere Sympathie mit den höheren Kinderzulagen als die Deutschschweiz.
In den Jahren vor 2020 waren solche Meinungsunterschiede zwischen den Sprachgemeinschaften immer seltener geworden. In den Abstimmungen über zwei Agrarinitiativen im September 2018 zeigten die Romands mehr Wohlwollen als die Deutschschweizer. Unterschiedlich stimmten die beiden Landesteile auch 2016, als die Westschweiz Ja zur Atomausstiegsinitiative sagte.
2014 versenkte die Deutschschweiz zusammen mit dem Wallis, mit Freiburg und dem Tessin die Initiative für eine Einheitskrankenkasse – die Westschweizer wären mehrheitlich dafür gewesen. Zuvor hatten im gleichen Jahr eine knappe Deutschschweizer Mehrheit und das Tessin der Masseneinwanderungsinitiative zum Durchbruch verholfen.