Ärzte ohne Bewilligung Schwarze Schafe in weissen Kitteln

tali

13.2.2019

Die meisten Schweizer Ärzte «arbeiten absolut sauber», stellten SRF-Reporter fest. Doch es gibt auch schwarze Schafe ...
Die meisten Schweizer Ärzte «arbeiten absolut sauber», stellten SRF-Reporter fest. Doch es gibt auch schwarze Schafe ...
Keystone/Archiv

Nicht jeder Arzt, der in der Schweiz eine Praxis hat, praktiziert auch legal. Das hat die Auswertung des Medizinalregisters nun ergeben.

Als Halbgötter in Weiss werden Ärzte manchmal scherzhaft bezeichnet. Doch dass auch sie fehlbar sind, lässt sich mit nur einem Blick ins Medizinalregister des Bundesamtes für Gesundheit feststellen. Neben Informationen über Qualifikationen und Weiterbildungen lässt sich im «MedReg» nämlich nicht nur einsehen, für welchen Kanton der jeweilige Arzt eine Bewilligung erteilt bekommen hat. Sondern auch, von welchen Kantonen sie ihm allenfalls entzogen wurde.

Was diese Mediziner seither machen, untersuchte eine Rechercheteam von SRF – und kam zu erstaunlichen Ergebnissen: «Manche haben den Beruf gewechselt, viele sind in einen anderen Kanton gezogen und praktizieren dort legal weiter», erzählte SRF-Data-Journalist Julian Schmidli auf  SRF 4 News auf. «Andere haben im grenznahen Ausland eine Praxis eröffnet und ein paar praktizieren einfach im gleichen Kanton weiter – illegal».

Nach Angaben der «Rundschau», die sich des Themas in ihrer Ausgabe von heute Mittwoch annehmen wird, wurde in den letzten fünf Jahren 40 Ärzten die kantonale Bewilligung entzogen. Bei «mindestens 16» davon gebe es «deutliche Hinweise, dass sie weiter praktizieren».

Unterschiede zwischen den Kantonen

Manche Ärzte praktizieren trotz Bewilligungsentzug munter weiter.
Manche Ärzte praktizieren trotz Bewilligungsentzug munter weiter.
Keystone/Archiv

Aus welchen Gründen Medizinern die Bewilligung entzogen wurde, lässt sich im Medizinalregister nicht nachvollziehen. Ein Punkt, in dem Daniel Tapernoux von der Schweizerischen Stiftung Patientenschutz SPO Nachbesserungsbedarf sieht. Ein weiterer Kritikpunkt: Die grossen Unterschiede, die es zwischen den einzelnen Kantonen in diesem System gibt. So verhängten die Gesundheitsbehörden des Kantons Freiburg in den letzten fünf Jahren 23 Disziplinarmassnahmen, der Kanton Basel-Land hingegen nur zwei – und das, obwohl im Basel-Land mehr Ärzte praktizieren.

Insgesamt sprachen die Gesundheitsbehörden zwischen 2013 und 2018 249 mal Strafen gegen Mediziner aus, 102 mal davon harte Disziplinarmassnahmen wie ein Berufsverbot oder der kantonale Bewilligungsentzug – gegen manche Ärzte sogar mehrfach. Julian Schmidli aber vermutet, dass die Dunkelziffer «noch um einiges grösser» ist.

Bei diesen Vergehen droht eine harte Strafe

Einem Arzt Verstösse gegen die Sorgfaltspflicht nachzuweisen, ist gar nicht so einfach.
Einem Arzt Verstösse gegen die Sorgfaltspflicht nachzuweisen, ist gar nicht so einfach.
Keystone/Archiv

«Die Hürde, dass einem Arzt die Bewilligung entzogen werden kann, ist relativ hoch», erklärt der Journalist. «Es braucht sehr gute Beweise für wiederholte Verstösse gegen die Sorgfaltspflicht.» Das wäre zum Beispiel dann der Fall, «wenn schwere bleibende Schäden an einem Patienten entstehen, die eindeutig durch ein Versehen des Arztes verursacht worden.» Aber auch überhöhte Rechnungen oder illegaler Medikamentenhandel können Mediziner ihre Bewilligung kosten.

Obwohl sich auch unter Schweizer Ärzten schwarze Schafe finden, können Patienten sich hierzulande jedoch sicher fühlen: «Die meisten Ärzte in der Schweiz arbeiten absolut sauber und ich finde, das ist doch eine gute Nachricht», meint Schmidli.

Bilder aus der Schweiz
Zurück zur Startseite