Das Kandidaten-Karussell dreht sich Wer soll die FDP nach Petra Gössi führen?

Von Lukas Meyer

6.8.2021

Die scheidende FDP-Präsidentin Petra Gössi.
Die scheidende FDP-Präsidentin Petra Gössi.
KEYSTONE

Gibt es ein Co-Präsidium für die FDP? Die Kandidaten halten sich noch bedeckt, erst einer hat sein Interesse öffentlich bekundet. Eine Übersicht.

Von Lukas Meyer

6.8.2021

Mitte Juni kündigte FDP-Präsidentin Petra Gössi nach fünf Jahren im Amt ihren Rücktritt an. Spätestens auf Anfang 2022 soll ihre Nachfolgerin oder ihr Nachfolger übernehmen. Bis 15. August können bei der Findungskommission Vorschläge eingereicht werden, am 2. Oktober sollen die Delegierten ihre Wahl treffen.

Gössi trat nach dem Scheitern des CO2-Gesetzes an der Urne zurück, für das sie sich sehr eingesetzt hatte. Das habe jedoch keinen Zusammenhang, ihr Entschluss sei ein paar Wochen vorher gefallen, sagte sie damals. Sie wolle sich wieder vermehrt ihrer beruflichen Karriere widmen.



Gössi verpasste der FDP einen grünen Kurs, der von den Delegierten zwar abgesegnet wurde, aber vor allem im rechten Flügel umstritten bleibt. Es wäre naheliegend, wenn dieser Teil der Partei nun die Verantwortung übernähme, sagte Politologe Michael Hermann damals. Die Mehrheit des Freisinns politisiere vor allem bei ökologischen Fragen rechter als Gössi. Sie sei daran gescheitert, die Partei auf diesen Weg mitzunehmen.



Mögliche Kandidat*innen für ihre Nachfolge halten sich bisher mehrheitlich bedeckt. Erst einer hat sein Interesse öffentlich bekundet. Zur Debatte steht auch ein Co-Präsidium, wie es die SP seit Oktober 2020 hat. Eine Übersicht.

Thierry Burkart

Thierry Burkart, Ständerat aus dem Aargau.
Thierry Burkart, Ständerat aus dem Aargau.
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Rechtsanwalt Thierry Burkart sitzt seit 2019 für den Aargau im Ständerat, davor war er eine Legislatur im Nationalrat. Laut dem «Blick» schreiben momentan Konrad Hummler, ehemaliger Privatbanker bei Wegelin, und Daniel Heller, Aargauer FDP-Kantonsrat und Partner bei der PR-Agentur Farner, ein neues Parteiprogramm für Burkart. Er gilt als Vertreter des rechten Flügels.

Doch Burkart ringe noch mit sich selbst, ob er kandidieren wolle. Er stehe in engem Austausch mit der Findungskommission, berichtet der «Blick» mit Verweis auf Stimmen aus seinem Umfeld. Er selber wollte sich dazu nicht äussern.

Marcel Dobler

Marcel Dobler, Nationalrat aus St. Gallen.
Marcel Dobler, Nationalrat aus St. Gallen.
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Als bisher einziger Kandidat hat Marcel Dobler sein Interesse öffentlich bekundet – er kann sich das Amt aber nur als Teil eines Co-Präsidiums vorstellen, am besten mit jemandem aus der Westschweiz. Der Unternehmer ist seit 2015 Mitglied des Nationalrats für den Kanton St. Gallen.

Er gilt wie Burkart als Vertreter des rechten Flügels, war gegen das CO2-Gesetz und forderte kürzlich die Aufhebung aller Corona-Massnahmen. In einem Facebook-Post schrieb er dazu: «Ein paar Medien fragten sich, ob ich als Co-Präsident etwas mehr links oder rechts stünde. Mich interessiert das Vorwärts und keine Schubladen!»

Susanne Vincenz-Stauffacher

Susanne Vincenz-Stauffacher, Nationalrätin aus St. Gallen.
Susanne Vincenz-Stauffacher, Nationalrätin aus St. Gallen.
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Susanne Vincenz-Stauffacher ist seit 2019 Nationalrätin für St. Gallen und seit einem Jahr Präsidentin der FDP-Frauen. Sie favorisierte lange ein Co-Präsidium für die FDP, ist nun laut NZZ aber wieder umgeschwenkt und plädiert für ein Team mit eine/r Präsident*in an der Spitze. Diese Person soll der Partei ein Gesicht geben, ein starkes Vizepräsidium die verschiedenen Flügel einbinden.

Viele in der Partei finden die Anwältin zu links – sie gelte als typische Vertreterin des Gössi-Flügels, meint die NZZ. Vincenz-Stauffacher schliesse eine Kandidatur nicht aus, habe aber noch keinen Entscheid gefällt.

Jacqueline de Quattro

Jacqueline de Quattro, Nationalrätin aus der Waadt.
Jacqueline de Quattro, Nationalrätin aus der Waadt.
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Jacqueline de Quattro kann sich das Amt der FDP-Präsidentin «unter Umständen» vorstellen, aber nur in einem Co-Präsidium, so die NZZ. Der «Blick» meint dagegen, sie habe ernsthaftes Interesse, «gern auch als Alleinherrscherin» – die Rechtsanwältin gelte nicht als Teamplayerin.

Sie ist seit 2019 im Nationalrat, davor war sie 12 Jahre in der Waadtländer Regierung. Von 2008 bis 2010 präsidierte de Quattro die FDP-Frauen. 2017 bekundete sie ihr Interesse, als Nachfolgerin von Didier Burkhalter Bundesrätin zu werden – die FDP Waadt nominierte jedoch Nationalrätin Isabelle Moret, die dann Ignazio Cassis unterlag.

Weitere Namen

Weitere Namen im Gespräch sind der Aargauer Nationalrat Matthias Jauslin, die Freiburger Ständerätin Johanna Gapany oder der Luzerner Ständerat Damian Müller. Sie alle halten sich bedeckt.

Bereits früh abgesagt haben der Berner Nationalrat Christian Wasserfallen, der 2016 Petra Gössi unterlag, und der junge Zürcher Nationalrat Andri Silberschmidt.

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