Sportferien Kann man guten Gewissens auf die Piste?

tsha

1.2.2021

Mit Maske zum Freizeitvergnügen: Skifahrer in Villars-sur-Ollon VD.
Mit Maske zum Freizeitvergnügen: Skifahrer in Villars-sur-Ollon VD.
Bild: Keystone

Den Schweizerinnen und Schweizern stehen die Skipisten in den Sportferien offen. Experten sind sich aber uneins, wie sicher der Schneesport derzeit ist.

Für viele Schweizerinnen und Schweizer sind Sportferien ohne Skifahren undenkbar – eigentlich. Doch derzeit ist – um eine in den letzten Monaten gern wiederholte Floskel zu bemühen – vieles anders. Unbeschwerter Winterspass im Schnee, das kann sich manch einer derzeit nur schwer vorstellen.

Möglich aber ist es: Zwar hat der Bund die Massnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie Mitte Januar um fünf Wochen verlängert und damit auch die Schliessung von Sport- und Freizeitanlagen. Für die Skigebiete aber sind weiterhin die Kantone verantwortlich.

Graubünden und das Wallis, die zwei grössten Wintersport-Kantone, halten ihre Skigebiete denn auch weiterhin geöffnet. Im Wallis soll bis Ende der Saison das Skifahren erlaubt sein, in Graubünden mindestens bis Ende Februar. Erst am heutigen Montag öffneten etwa in Arosa die Skipisten wieder vollständig. Aber ist Wintersport angesichts zwar fallender, aber weiterhin hoher Infektionszahlen überhaupt sicher?



Ein Blick auf die zurückliegenden Weihnachtsfeiertage zeigt: Zu Hotspots haben sich die Skigebiete nicht entwickelt. Denn obwohl es in den letzten Wochen viele Menschen in die Berge gezogen hat, sind die Corona-Fallzahlen gesunken. Grössere Ansteckungsherde, schreibt die NZZ, habe es augenscheinlich nicht gegeben. Wissenschaftliche Studien zum Ansteckungsrisiko beim Skifahren gibt es allerdings nicht.

Hotspot Gondel?

Um den Wintersport so sicher wie möglich zu machen, setzen die Hotelbetreiber in den Skigebieten auf Massentests ihrer Mitarbeiter. Dass das funktioniert, konnte man zuletzt in St. Moritz sehen: In zwei Luxushotels war die britische Virus-Mutante entdeckt worden, anschliessend wurden die Hotels unter Quarantäne gestellt. Eine weitere Verbreitung des Virus konnte so verhindert werden.

Ausserdem sind auf den Bergen – wie überall im Land – die Restaurationsbetriebe weiterhin geschlossen. Verpflegung gibt es nur als Take-away. Ausnahmen bestehen einzig für Hotelgäste.



Dennoch weckt die Entscheidung der Kantone, die Skigebiete offen zu halten, auch Bedenken. Erst am Montag wurde eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) veröffentlicht, die das Infektionsrisiko in Gondeln untersucht hat. Das Ergebnis der Untersuchung: Besonders bei geschlossenem Fenster, langen Fahrten und in voll besetzen Gondeln steigt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion an. Das Tragen von Masken und das Lüften der Gondeln hingegen machten die Fahrten deutlich sicherer, so die Autoren.

Uneinheitliches Europa

Epidemiologen befürchten ausserdem, dass sich das Virus beim Anstehen vor den Skiliften oder in Hotels verbreiten könnte; zumal die ansteckenderen Virusvarianten aus Grossbritannien und Südafrika die Schweiz bereits erreicht haben.

Ein weiterer Risikofaktor, so Kritiker, könnten aus dem Ausland einreisende Skifahrer sein. Für sie gilt allerdings eine Quarantänepflicht von zehn Tagen – zumindest dann, wenn sie aus Staaten oder Gebieten mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko in die Schweiz kommen.

Fest steht: Für die Schweiz ist das Skifahren nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor, sondern auch ein psychologischer. «Die Menschen brauchen wieder Hoffnung und Optimismus, so dass das Leben und dessen Vorzüge weiter stattfinden können», sagte Yvonne Altmann, Gemeindepräsidentin von Arosa, zum «Blick»

Mit der Entscheidung, die Skigebiete nicht zu schliessen, steht die Schweiz in Europa übrigens nicht allein da. In Österreich sowie in Finnland, Norwegen und Schweden läuft der Skibetrieb weitgehend weiter, wenn auch meist ohne ausländische Gäste. Deutschland, Frankreich und Italien hingegen bewerten die Lage anders: Hier sind die Skigebiete bis auf weiteres geschlossen.

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