LärmstreitSpielende Kinder in Überbauung: Migros bietet Securitas auf
dor
28.7.2020
Ab 19 Uhr sollen in der Grossüberbauung Rösslimatte in Buchs Ruhe herrschen – Kinder dürfen beim Spielen keinen Lärm mehr machen: Dafür sorgt ein Sicherheitsdienst.
In einer Aargauer Grossüberbauung, die sich durch «familienfreundliche Gestaltung» und «äusserst kinderreiche Belegung» auszeichnet, sorgt jetzt der Securitas-Ordnungsdienst dafür, dass Kinder und Jugendliche ab 19 Uhr ruhig sind. Der Lärm habe das Mass des Erträglichen überschritten, informierte die Liegenschaftsbesitzerin, die Migros-Pensionskasse, die Mieterinnen und Mieter der Grossüberbauung Rösslimatte jüngst in einem Brief, berichtet der «Tages-Anzeiger». Das Problem sei «das Spielen auf dem Hartplatz und in den Durchgängen bei den Häusern, begleitet von stundenlangem lautem Gebrüll und Geschrei», zitiert die Zeitung aus dem Schreiben. So manchen Bewohner soll der Lärm der spielenden Kinder gestört haben, die Beschwerden häuften sich.
Die Migros-Pensionskasse hält die Kinder der Rösslimatte dazu an, beim Spielen im Freien unnötiges Schreien zu vermeiden. Ihr sei bewusst, dass das Spielen für die Entwicklung der Kinder sehr wichtig sei, schreibt die Liegenschaftsbesitzerin in ihrem Brief, dennoch sollten auch die Kinder lernen, «gewisse Regeln einzuhalten».
Nun kontrollieren also seit Mitte Juli Angestellte von Securitas in der Migros-Liegenschaft den Lärmpegel der Kinder. Dies bestätigte Urs Stadler, Leiter Kommunikation beim grössten privaten Schweizer Anbieter von Sicherheitsdienstleistungen gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Man gehe bei solchen Mandaten äusserst vorsichtig zu Werke, sagte Stadler weiter. Mit gutem Zureden werde versucht, eine «Verhaltensänderung zu erwirken» – was in rund neun von zehn Fällen auch gelinge. Gelingt dies nicht, würden weitere, «durch den Auftraggeber definierte» Schritte eingeleitet, die im Rahmen der Securitas-Kompetenzen liegen.
Für Carlo Sommaruga, den Präsidenten des Schweizerischen Mieterverbandes, ist das Vorgehen dem Bericht zufolge so oder so fragwürdig – nicht zuletzt wegen der Coronakrise: «Man darf schon ein bisschen mehr Toleranz erwarten – gerade in diesem Sommer, wo viele Familien nicht in die Ferien verreisen konnten.»
Der Präsident der SVP Buchs glaubt den Grund für den Lärm ausgemacht zu haben. «Es hat in diesem Quartier relativ viele Kinder mit Migrationshintergrund, welche ganz offensichtlich zu wenig gut integriert sind», behauptet Samuel Hasler. In der Überbauung sei es auch schon zu mehreren Polizeieinsätzen gekommen, behauptete der SVP-Politiker witer.
Die Rösslimatte falle nicht durch übermässig viele Einsätze auf, sagt hingegen Reto Salzmann, stellvertretender Polizeikommandant der zuständigen Regionalpolizei Suret. Dieses Jahr habe die Polizei bisher nur einmal ausrücken müssen, und zwar am 20. Juni, nachdem sich kurz vor Mitternacht jemand wegen Nachtruhestörung beschwert haben.
Die Grossüberbauung umfasst laut «Tages-Anzeiger» eine Wohnfläche von über 11’000 Quadratmetern und rund 500 Wohnungen.