Corona-Tests nach den FerienIn Linthal und Maloja müssen die Schüler zu Hause bleiben
Maximilian Haase
31.8.2021
In einigen Kantonen explodieren nach den Sommerferien die Corona-Zahlen an den Schulen, so etwa im Berner Seeland. Im Bündner- und Glarnerland wurden mehrere Schulen sogar geschlossen.
Maximilian Haase
31.08.2021, 12:05
31.08.2021, 12:44
Maximilian Haase
Eigentlich sollte nach den Ferien langsam die Normalität in die Schulen zurückkehren. Seit dem 15. August läuft in vielen Kantonen wieder der Unterricht – frontal, mit gefüllten Klassenzimmern und entsprechenden Corona-Vorsichtsmassnahmen.
Auch wenn sich die Regeln von Kanton zu Kanton unterscheiden, scheint der Konsens klar: keine Maskenpflicht, regelmässiges Lüften und breite Testangebote.
Ausbruch nach gemeinsamer Schwimmwoche
Linthal steht bereits vor einer neuen Situation. Nach einer gemeinsamen Schwimmwoche und mehreren Corona-Fällen zog die Schule die Konsequenzen: Kindergarten und Primarschule bleiben vorerst bis Donnerstag geschlossen.
Rund 10 der 70 Primarschüler aus Linthal wurden am Freitag bei einem PCR-Spucktest positiv auf das Coronavirus getestet, wie die Glarner Staatskanzlei am Dienstag mitteilte. Die Tests wurden aufgrund von Verdachtsfällen angeordnet. Diese waren nach einer gemeinsamen Schwimmwoche aufgetreten, bei der alle Schulklassen durchmischt waren.
In allen Primarschulklassen wurden infizierte Schüler*innen unterrichtet oder solche mit positiv getesteten Geschwistern. Auch im Kindergarten hatten viele Kinder infizierte Geschwister, selbst positiv getestet wurden aber keine. Die Schulleitung beschloss daraufhin, alle Primarschul- und Kindergartenkinder vorerst zu Hause zu behalten.
Die Oberstufe, welche regelmässig präventiv getestet wird, verzeichnet keine positiven Corona-Fälle. Der Unterricht findet wie gewohnt statt, jedoch gilt wieder eine Schutzmaskenpflicht.
20 Schüler und drei Lehrer in Maloja infiziert
Fast zeitgleich geschlossen wurde auch die Schule in Maloja, in der Südbündner Gemeinde Bergell. Dort wurden am Freitag 20 Schüler*innen sowie drei Lehrer positiv getestet. Die Schule in Maloja bleibt deshalb bis nächste Woche geschlossen.
Vorerst nur bis Mittwoch geschlossen bleiben die Schulen in den Bergeller Ortschaften Vicosoprano und Stampa. Dort wurden am Montagmorgen präventive Speicheltests durchgeführt und die Kinder danach wieder nach Hause geschickt. Bis zum Vorliegen der Testergebnisse bleiben die Schulen geschlossen.
Zahlen im Berner Seeland gestiegen
So auch im Kanton Bern, wo die Schüler*innen ebenfalls vor zwei Wochen in die Klassen zurückkehrten. Begleitet von der bangen Frage, die sich einige stellten: Würde es in diesen 14 Tagen auch das Virus an den Schulen leichter haben? An vielen Orten scheinen sich diese Befürchtungen nun zu bestätigen, so auch im Berner Seeland: Wie «blue News» erfuhr, sollen die Ansteckungszahlen in einigen Schulen in Schüpfen BE zurzeit stark ansteigen.
Konkret betroffen seien in der Gemeinde demnach mindestens eine Primarklasse, eine Oberstufe sowie ein Kindergarten. Dort würden die Corona-Fälle explosionsartig zunehmen. Die Berner Bildungs- und Kulturdirektion bestätigt auf Anfrage von «blue News» eine Zunahme der Ansteckungen, nennt aber keine konkreten Zahlen. Bestätigt wurde auch, dass sich Schüler*innen in Quarantäne befinden würden.
Informationen von «blue News», dass ausgerechnet jetzt die Spuck-Reihentests eingestellt worden seien, konnte der Kanton indes nicht bestätigen. Seit Mai habe die betroffene Schule «einmal pro Woche jeweils am Donnerstag an breiten Tests teilgenommen», hiess es. Auch die kantonale Gesundheitsdirektion (GSI) schrieb auf Anfrage, dass seit 16. August regelmässig einmal pro Woche getestet würde. «Diese Woche finden noch Tests statt», teilte die GSI «blue News» mit. Auch seien genug Testkits vorhanden.
«Keine relevante Veränderung»
Nach den Sommerferien sollte an den Volksschulen im Kanton Bern «noch mindestens drei Wochen getestet» werden, wie die Bildungs- und Kulturdirektion vor dem Schulstart angekündigt hatte. Die Teilnahme an den Tests sei allerdings freiwillig. Kindergartenkinder werden gar nicht getestet.
Seit Mai hatte der Kanton Bern repetitive Tests an den Schulen angeboten. Fällt einer dieser mit mindestens vier Schüler*innen durchgeführten Pooltests positiv aus, sollen die Mitglieder der entsprechenden Gruppe mithilfe des Zivilschutzes nachgetestet werden. Für die betroffene Klasse fände dann an den folgenden zwei Tagen Fernunterricht statt.
Insgesamt seien in der vergangenen Woche im Kanton Bern fast 85'000 Schüler*innen getestet worden, davon 81 mit einem positiven Testergebnis, teilte die GSI «blue News» mit. Im Vergleich zur Vorwoche, in der von 72'000 Tests 63 positiv ausfielen, gebe es laut GSI «keine relevante Veränderung». Aufgrund des hohen Anteils der Delta-Variante in der Schweiz nehme man «keine spezielle Trennung mehr zwischen den Varianten» vor.
Positive Pooltests nehmen zu
Nach den Sommerferien hatte es an zahlreichen Schulen in der Schweiz eine starke Zunahme von positiven Tests gegeben. Die Positivitätsrate in den Pooltestungen sei laut einer Mitteilung der Hirslanden-Gruppe im Vergleich zu den Testungen vor den Ferien insgesamt von 0,15 Prozent auf 2,02 Prozent gestiegen. Die Privatklinik-Gruppe betreibt eine Plattform, die viele Kantone für die repetitiven Tests an Schulen nutzen.
Im Kanton Aargau, wo die Schule zuerst wieder startete, hatte der Kanton in der zweiten Schulwoche eine dreissigfache Zunahme der positiven Pooltests gemeldet. Wie die «Aargauer Zeitung» berichtete, würden die Testteams nicht mehr mitkommen, laut «Nau.ch» hätten 27 Schulen wieder eine zweiwöchige Maskenpflicht verhängt.
Steigende Fallzahlen melden nach den Sommerferien derweil unter anderem auch Luzern, Baselland und Schaffhausen, wo die Maskenpflicht an Schulen ebenfalls wieder eingeführt worden ist. Verantwortlich für die Zunahme seien in den meisten Fällen die Ferienrückkehrer.
Kantone in der Pflicht
Beim Schutz der Kinder vor Corona sieht Gesundheitsminister Alain Berset derweil die Kantone in der Pflicht. Diese seien für die Schulen zuständig. Der Bund habe klare Empfehlungen etwa für regelmässige Tests abgegeben, sagte Berset erst kürzlich in der SRF-«Arena».
Man solle in den Schulen flächendeckend und regelmässig testen, so könne man Virus-Ausbrüche kontrollieren, erklärte Berset. Die Kantone müssten hier mehr tun. Die Empfehlung des Bundes sei klar. In der vergangenen Woche hatte der Bundesrat beschlossen, dass die repetitiven Tests in Schulen und Betrieben weiterhin vom Bund finanziert werden.
Transparenz: Dieser Artikel erschien bereits am Montag, 30. August, und wurde aufgrund der laufenden Ereignisse angepasst und ergänzt.