Rund 200 Banden-Mitglieder versammeln sich vor Gericht
Weil am Regionalgericht in Bern eine Schlägerei zwischen Mitgliedern der Hells Angels und der Bandidos verhandelt wird, versammelten sich Mitglieder auch am zweiten Verhandlungstag auf der nahegelegenen Schützenmatte.
31.05.2022
Am Rocker-Prozess in Bern hat der Staatsanwalt für die beiden Hauptangeklagten Freiheitsstrafen von neuneinhalb beziehungsweise achteinhalb Jahren gefordert.
Neuneinhalb Jahre Haft für den ersten Hauptangeklagten der Bandidos, deren achteinhalb für den zweiten, welcher der gleichen Gruppe angehört – dies sind die Forderungen des Staatsanwalts.
Mit einem 22 Zentimeter langen Messer habe der Mann zweimal mit voller Wucht auf den Rücken eines wehrlos am Boden liegenden Gegners eingestochen, sagte der Staatsanwalt am Dienstag vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland. Wer so etwas tue, nehme den Tod eines Menschen in Kauf. Das sei ein «absolut perfides» Vorgehen.
Laut dem Staatsanwalt kam es zum Angriff des Mannes, als sich die «Hells Angels» und die mit ihnen verbündeten Berner Broncos nach der Vorfahrt vor dem designierten Clublokal der «Bandidos» in Belp BE bereits zurückzogen. Der Angeklagte gehört zu den «Bandidos». Er soll auch für zehn Jahre des Landes verwiesen werden.
Der angegriffene Mann trug laut dem Staatsanwalt «aus reinem Zufall» keine lebensbedrohlichen Verletzungen davon.
Vier Jahre hinter Gittern forderte der Staatsanwalt für einen «Bandido», welcher denselben Mann mit einem Elektrokabel angriff. Dieser Angeklagte habe sich der versuchten schweren Körperverletzung schuldig gemacht.
«Im Tumult herumgeballert»
Der zweite Hauptangeklagte «Bandido» habe sich zuerst – mit einer Pistole in der Hand – mit einem aus einem Auto steigenden «Bronco» oder «Hells Angel» eine Rangelei geliefert, sagte der Staatsanwalt. Der Angeklagte habe dabei den Finger am Abzug gehabt.
Bei diesem Gerangel habe sich ein Schuss gelöst. Schon dieses Gerangel und der Schuss habe Menschen gefährdet, so der Staatsanwalt. In der Folge habe dann der Mann auch gezielt auf ein stehendes Auto geschossen.
Mitglieder der Hells Angels betreten das Gerichtsgebäude in Bern, um den Prozess um die Auseinandersetzung der Motorradclubs Hells Angels und Bandidos mitzuverfolgen.
Polizisten sichern die Strasse vor dem Gerichtsgebäude
Die Polizei weist Mitglieder der Bandidos und der Hells Angels an getrennte Sektoren.
Dass die Bandidos in der Schweiz niederlassen wolle, passt den Hells Angels nicht.
Der «Besuch» der Hells Angels im Lokal der Bandidos eskalierte. Es gab mehrere Schwerverletzte.
Der Ton im Gerichtssaal soll gesitteter sein, als jener draussen bei den Supportern der Angeklagten.
Polizisten stellen sich zwischen die Mitglieder der Hells Angels (im Bild) und Bandidos, um eine Konfrontation zu verhindern.
Rocker-Prozess gegen 22 Angeklagte in Bern gestartet
Mitglieder der Hells Angels betreten das Gerichtsgebäude in Bern, um den Prozess um die Auseinandersetzung der Motorradclubs Hells Angels und Bandidos mitzuverfolgen.
Polizisten sichern die Strasse vor dem Gerichtsgebäude
Die Polizei weist Mitglieder der Bandidos und der Hells Angels an getrennte Sektoren.
Dass die Bandidos in der Schweiz niederlassen wolle, passt den Hells Angels nicht.
Der «Besuch» der Hells Angels im Lokal der Bandidos eskalierte. Es gab mehrere Schwerverletzte.
Der Ton im Gerichtssaal soll gesitteter sein, als jener draussen bei den Supportern der Angeklagten.
Polizisten stellen sich zwischen die Mitglieder der Hells Angels (im Bild) und Bandidos, um eine Konfrontation zu verhindern.
Wer bei einem Tumult von etwa 30 Personen bei engen räumlichen Verhältnissen so «herumballere», nehme den Tod eines anderen Menschen in Kauf. Notwehr sei das nicht, so der Staatsanwalt. Es war der erste Antrag des Anklägers. Sein Plädoyer ging am späteren Vormittag weiter und dürfte bis Dienstagmittag oder länger dauern.
Beim Mann, welchen der Staatsanwalt für neuneinhalb Jahre hinter Gitter bringen will, handelt es sich um eine Person, welche wegen früherer Verbrechen schon Jahre hinter Gittern verbracht hat. Laut dem Staatsanwalt war er designierter Sicherheitschef der «Bandidos», welche in der Schweiz einen Ableger, ein sogenanntes «Chapter», gründen wollten.
Mitglied der «Bandidos» war er aber laut dem Ankläger noch nicht. Ein Schuss aus seiner Waffe verletzte laut dem Staatsanwalt ein Mitglied eines gegnerischen Motorradclubs im Bauch so schwer, dass dessen Milz entfernt werden musste. Laut dem Ankläger überlebte der Mann nur mit Glück und dank guter Notfallmedizin.
Vor dem Berner Amthaus blieb es am Dienstagmorgen ruhig. Weit und breit waren keine Sympathisanten der angeklagten «Bandidos» und «Hells Angels» zu sehen. Auch im Gerichtsgebäude herrschte eine ruhige Atmosphäre.
Vorwurf versuchte vorsätzliche Tötung
Strafrechtlich gesprochen wird sämtlichen Angeklagten zur Last gelegt, sich im Mai 2019 an einem Raufhandel beteiligt zu haben. Zwei Männern wird zudem versuchte vorsätzliche Tötung, eventuell schwere Körperverletzung, vorgeworfen. Ein Mann soll sich der schweren Körperverletzung, allenfalls des Versuchs dazu, schuldig gemacht haben.
Bei der Auseinandersetzung in Belp wurden mehrere Personen verletzt, drei davon schwer. Die Polizei hielt damals 34 Personen an und stellte mehrere Waffen sicher, darunter Faustfeuerwaffen.
Einschüchterungsversuch
Der Staatsanwalt geht laut der Anklageschrift davon aus, dass es zum Streit kam, weil der damals in der Schweiz nicht offiziell vertretene Motorradclub Bandidos in Belp ein Clublokal eröffnen wollte. Die Hells Angels und die mit ihnen verbündeten Berner Broncos wollten das verhindern und die Bandidos einschüchtern.
Diese hatten aber vom bevorstehenden «Besuch» der Gegner Wind bekommen und bewaffneten sich.
Einer der Angeklagten, ein 37-Jähriger, befindet sich im vorzeitigen Strafvollzug. Ihm werfen die Strafverfolger vor, einen Mann mit einer Schusswaffe schwer verletzt zu haben.
SDA, smi