Ignazio Cassis ist besorgt «Vieles, was wir heute sehen, erinnert uns an die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg»

aru

14.3.2024

Im «Rundschau Talk» stand Aussenminister Ignazio Cassis Rede und Antwort.
Im «Rundschau Talk» stand Aussenminister Ignazio Cassis Rede und Antwort.
Quelle: Screenshot SRF

Verhandlungen mit der EU, Hilfe für die Ukraine und für den Nahen Osten: Aussenminister Ignazio Cassis hat derzeit alle Hände voll zu tun. Im Gespräch mit SRF sagt er, wie er die Weltlage beurteilt.

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  • Eine Ukraine-Friedenskonferenz ohne die Teilnahme der Brics-Staaten wäre lediglich more of the same, sagt Ignazio Cassis.
  • Er ist auch besorgt wegen der weltweiten Geschehnisse, die ihn an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg erinnern würden.
  • Den Verhandlungen mit der EU blickt Cassis vorsichtig optimistisch entgegen.

Kaum ein Bundesrat ist derzeit so stark in den Medien vertreten wie Ignazio Cassis. Der FDP-Aussenminister will eine tragende Rolle spielen in der Friedensvermittlung zwischen der Ukraine und Russland.

So will er einen Friedens-Gipfel veranstalten, an dem Russland jedoch nicht teilnehmen will. «Es gibt keinen Frieden ohne die Russen», sagt Cassis im gestrigen «Rundschau Talk» auf SRF.

Kickoff-Event im Sommer in der Schweiz

Cassis wolle nicht more of the same. Denn bereits in Davos hätten im Januar Gespräche stattgefunden, vertreten waren insgesamt 83 Länder. «Nun müssen wir den globalen Süden und nicht-westliche Länder mit an Bord nehmen, damit eine Weltbewegung entsteht, die Richtung Frieden geht.»

China, Indien und weitere Brics-Staaten müssten mit dabei sein. Noch vor dem Sommer soll ein Kickoff-Event in der Schweiz stattfinden. Zu der Brics-Gruppe gehören neben den genannten auch Brasilien, Russland und Südafrika, seit Anfang 2024 überdies Ägypten, Äthiopien, der Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Auch der Nahostkonflikt wurde diskutiert: Dieser hat Auswirkungen bis in die Schweiz, wo die Anfeindungen gegenüber der jüdischen Gemeinschaft drastisch zugenommen haben. «Ich bin besorgt, denn vieles, was wir heute sehen, erinnert uns an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.»

Damit meine er die Konfliktherde, die überall zunähmen und die Aufrüstung, die überall geschehe. «Aber auch die Konflikte zwischen den Menschen und die rassistischen Handlungen sind nichts Schönes und wir tun gut daran, besorgt zu sein.»

Verhandlungsmandat bildet solides Fundament

Bezüglich der Verhandlungen mit der EU sei er vorsichtig optimistisch. Mit dem Verhandlungsmandat habe die Schweiz nun ein solides Fundament. Der Teufel stecke aber im Detail und diese würden nun mit der EU diskutiert.

Die SVP will gar keine Verhandlungen mit der EU und die Gewerkschaften fordern drastische Eingeständnisse. Die Herausforderungen an Cassis sind also gross. Er betont jedoch, dass das Verhandlungsmandat breit abgestützt sei und sechs von sieben Bundesräten sowie sämtliche Kommissionen in die Erarbeitung involviert gewesen seien. «Zwei Drittel und alle Kantone wollen die Verhandlungen. Das Land will eine stabile Beziehung mit der EU.»