Johnson & Johnson Warum Swissmedic einen Impfstoff zulässt, der gar nicht bestellt wurde

tsha

22.3.2021

Der Impfstoff von Johnson & Johnson darf in der Schweiz verabreicht werden.
Der Impfstoff von Johnson & Johnson darf in der Schweiz verabreicht werden.
Bild: Keystone

Swissmedic hat überraschend den Impfstoff von Johnson & Johnson zugelassen, obwohl die Schweiz das Vakzin bislang gar nicht bestellt hat. Was hat es damit auf sich?

tsha

22.3.2021

In der Schweiz sind seit Montag drei Impfstoffe im Kampf gegen das Coronavirus zugelassen. Nachdem Swissmedic bereits vor mehreren Monaten die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen hatte, gab die Behörde am Montag auch für den Impfstoff von Johnson & Johnson grünes Licht. Der Impfstoff «COVID-19 Vaccine Janssen» sei für Personen ab 18 Jahren befristet zugelassen, heisst es in einer Mitteilung.

Der Schritt kommt scheinbar überraschend, da das zuständige Bundesamt für Gesundheit BAG bislang keine Dosen des Impfstoffes von Johnson & Johnson bestellt hat. «Wenn die geforderten Kriterien erfüllt sind, erteilen wir die Zulassung», erklärt ein Sprecher von Swissmedic gegenüber «blue News».



Möglich ist durch die Zulassung nun, dass Janssen Cilag, die Schweizer Tochterfirma des US-Konzerns Johnson & Johnson, den Impfstoff in der Schweiz verkauft. Mögliche Abnehmer sind Unternehmen, die mit dem Vakzin ihre Mitarbeiter impfen wollen – auf eigene Kosten allerdings, wie SRF berichtet.

Verträge mit fünf Herstellern

Bisher hat der Bund mit fünf Impfstoffherstellern Verträge abgeschlossen: mit Moderna (rund 13,5 Millionen Impfdosen), mit Pfizer/Biontech (rund drei Millionen Impfdosen), Astrazeneca (rund 5,3 Millionen Impfdosen) sowie mit Curevac (fünf Millionen Impfdosen) und Novavax (sechs Millionen Dosen). Dass bei Johnson & Johnson bislang keine Bestellung aufgegeben wurde, liegt laut BAG unter anderem daran, dass der Hersteller erst ab dem dritten Trimester liefern kann.

In der EU wurde das Vakzin von Johnson & Johnson bereits am 11. März zugelassen; zuvor waren Bestellungen über 200 Millionen Dosen aufgegeben worden. Ob auch in der Schweiz Bestellungen bei Johnson & Johnson geplant sind, wollte das BAG auf Anfrage von «blue News» nicht sagen. «Zu laufenden Verhandlungen können wir uns aus verhandlungstaktischen Gründen nicht äussern», so eine Mediensprecherin.



Laut Swissmedic zeigt der Wirkstoff von Johnson & Johnson eine Wirksamkeit zwischen 64,2 Prozent (Altersgruppe 18 bis 64 Jahre) und 82,4 Prozent (65 Jahre und älter). «Schwere und kritische Verläufe der Covid-19-Krankheit können mit dieser Impfung (zu fast 85 Prozent) verhindert werden», so Swissmedic.

Nachgewiesen wurde ausserdem «eine gute Wirkung bei den in Brasilien und Südafrika dominierenden Mutationen». Das Vakzin könne eingefroren gelagert werden und sei ungeöffnet bis zu drei Monate im Kühlschrank haltbar. Anders als die mRNA-Impfstoffe von Biotech/Pfizer und Moderna basiert das Vakzin von Johnson & Johnson auf der Vektortechnologie. Der grosse Vorteil des Vakzins: Es muss, im Gegensatz zu den bislang zugelassenen Impfstoffen, nur einmal verabreicht werden.

Der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca befindet sich bei Swissmedic noch in Prüfung.