Über Ostern in die Berge Wie sich Ausflugsziele auf den Ansturm vorbereiten

Von Anne Funk

1.4.2021

Der Seealpsee im Kanton Appenzell Innerrhoden ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Touristen.
Der Seealpsee im Kanton Appenzell Innerrhoden ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Touristen.
Bild: Keystone/Melanie Duchene

Wegen Corona bleibt fürs Vergnügen vielen über Ostern nur ein Ausflug in die Natur. Die beliebtesten Ziele haben sich entsprechend auf den Ansturm vorbereitet – warnen aber auch vor Leichtsinn.

Von Anne Funk

Die Osterfeiertage stehen bevor und damit besonders in Zeiten von Lockdown und Einschränkungen der Wunsch, die freie Zeit zu nutzen und mit schönen Erlebnissen zu füllen. Weite Reisen sind derzeit kaum möglich, da zieht es die Schweizer*innen erst recht in naheliegende Destinationen.

Allerdings hat sich im vergangenen Corona-Jahr bereits gezeigt, dass in den Erholungsgebieten besonders an langen Wochenenden und Feiertagen mit einem grossen Ansturm zu rechnen ist. Auch wenn der Wunsch nach Abwechslung sicherlich bei den meisten gross ist – sollte man sich überhaupt auf den Weg in den Alpstein, auf die Rigi oder an den Walensee machen? Und falls ja, wie gut sind diese auf den zu erwartenden Ansturm vorbereitet?

Schutzkonzepte in den Regionen

In der Region Rigi ist man nicht nur gewappnet, man freut sich sogar sehr auf die Besucher, wie Jeanine Züst, Geschäftsleiterin der RigiPlus AG, betont. «Wir freuen uns über jeden Gast. Dadurch, dass neun verschiedene Bahnen auf die Rigi führen, verteilen sich die Gäste entsprechend gut.»



Wie alle anderen Bahnen verfügen diese über ein entsprechendes Schutzkonzept. Dieses beinhaltet unter anderem Kapazitätsbeschränkungen in der Luftseilbahn oder der Zahnradbahn. Man sei also gut auf den Ansturm vorbereitet. «Wir haben bereits während der Wintersaison bewiesen, dass unsere Schutzkonzepte auf der Rigi auch an frequenzstarken Tagen funktionieren», betont Züst.

Auch Parkplätze werden in der Region Rigi ausreichend zur Verfügung stehen: «Wo Engpässe erwartet werden, wie beispielsweise auf der Seebodenalp, hat der Bezirk Küssnacht bereits reagiert und die Zufahrtsstrasse an den Ostertagen entsprechend gesperrt», so Züst. Generell empfehle man allerdings, mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen.

Besonders an den Feiertagen wird es wieder zahlreiche Touristen in das Alpstein-Gebirge ziehen.
Besonders an den Feiertagen wird es wieder zahlreiche Touristen in das Alpstein-Gebirge ziehen.
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller

Darauf weist auch Fridolin Hösli, Geschäftsführer von VISIT Glarnerland, hin. Besonders in den Hotspots Klöntaler-, Ober- und Walensee rechne man mit Verkehrsüberlastungen. Das Parkplatz-Angebot dort sei nicht sehr gross. «Wenn die Kapazitäten ausgeschöpft sind, werden die Zufahrten zu einzelnen Ausflugszielen beschränkt», so Hösli. «Dort, wo die Anreise mit ÖV möglichst ist, empfehlen wir, dies zu tun.»

Aber Vorsicht, it's cool man

Trotzdem rechne man auch hier mit einem Ansturm. Daher haben sich Kanton, Gemeinden und Tourismus koordiniert darauf vorbereitet, erklärt Hösli weiter. Man habe eigens ein Gästelenkungssystem entwickelt, welches im Internet abrufbar ist und dazu beitragen soll, «die Gäste besser auf die verschiedenen Ausflugsziele zu lenken».

Neben dem hohen Andrang sollten Gäste zusätzlich berücksichtigen, dass besonders beim Besuch der beliebten Bergseen das Wetter eine entscheidende Rolle spielt: «Uns ist es sehr wichtig zu betonen, dass bei uns im Glarnerland ab einer Höhe von rund 800 Metern über Meer noch tiefster Winter herrscht.»

Man rate daher den Gästen, vor allem die noch offenen Wintersportgebiete zu besuchen und sich nicht mit unpassender Ausrüstung in freie, alpine Natur zu begeben. «Leider gab es im vergangenen Jahr im Frühling im Lockdown teils fatale Unfälle von Berggängern, welchen offensichtlich nicht bewusst war, das in dieser Jahreszeit in den Bergen noch Winter ist», gibt Hösli zu bedenken.

Der volle Parkplatz in Wasserauen, Ausgangspunkt für den Seealpsee: Schon im vergangenen Jahr zog es aufgrund der Pandemie vermehrt Ausflügler in die Natur. 
Der volle Parkplatz in Wasserauen, Ausgangspunkt für den Seealpsee: Schon im vergangenen Jahr zog es aufgrund der Pandemie vermehrt Ausflügler in die Natur. 
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller

Dass durch Corona der Andrang auf heimische Ziele deutlich angestiegen ist, bestätigt auch der Chef von Appenzellerland Tourismus, Guido Buob, gegenüber «Blick». Nicht nur kommen inzwischen viele Ausflügler, die schlecht ausgerüstet sind und zuvor noch nie solche Höhen erklommen haben. Sie unterschätzen auch das Wetter – immerhin liegt der beliebte Seealpsee auf 1141 Metern.

Sorge um ungeübte Berggänger

«Die Leute sehen, dass im Flachland schon fast Frühling ist und reisen dann unvorbereitet an.» Die Saison fange im Alpsteingebiet allerdings erst im Mai an, die Bedingungen seien aufgrund von Schnee und erhöhter Lawinengefahr deutlich erschwert. «Wir raten ungeübten Berggängern von einem Ausflug ab und machen auch bewusst jetzt noch keine Werbung für diese Region», erklärt Buob. Empfehlen kann er stattdessen eine Panorama-Wanderung in tieferen Lagen.



Grundsätzlich gilt hier wie auch in sämtlichen anderen Ausflugsregionen: Schutzkonzepte und Hygienevorschriften müssen eingehalten werden. An Skiliften wird besonders darauf geachtet, Warteschlangen zu vermeiden. Bei Ausflügen sollte stets auch berücksichtigt werden, dass nicht nur Restaurants und Bars geschlossen sind, sondern auch deren Toiletten. Vielerorts ist ein Take-away möglich.

Auch im Tessin steht der grosse Ansturm direkt bevor. Freie Hotelzimmer gibt es für die Ostertage nur noch wenige – obwohl kaum Gäste aus dem Ausland kommen. Wie «20 Minuten» berichtet, haben mehrere Gemeinden bereits prophylaktisch eine Maskenpflicht im Freien eingeführt. Auch in Verzasca gilt ab Karfreitag an einigen Abschnitten Maskenpflicht. Die Tessiner Gemeinde erwartet über die Festtage einen grösseren Besucherstrom. 

Man freut sich über jeden Gast

Eingeschlossen in das Maskenobligatorium ist auch die bei Touristen beliebte Brücke «Ponte dei Salti» in Lavertezzo. Aufgrund der erwarteten Besucherströme gilt nun ausserdem in Lugano, Mendrisio und Bellinzona zu Ostern eine Maskenpflicht. Als erste Gemeinde hatte das bei Touristen beliebte Ascona bereits am 16. März eine solche Pflicht eingeführt.



Dass Schweizer auf einen Ausflug in die heimische Natur verzichten, wollen die Tourismusverbände allerdings auf keinen Fall. «Der Tourismus wurde in den vergangenen Monaten stark gebeutelt», erklärt Jeanine Züst von RigiPlus. Daher versuche man, positiv in die Zukunft zu schauen. Auch Fridolin Hösli von VISIT Glarnerland heisst die Besucher willkommen. «Unsere Skigebiete Elm und Braunwald und weitere Ausflugsbahnen sind über Ostern geöffnet und freuen sich über jeden einzelnen Gast.»

Jeanine Züst hat dafür noch einen Tipp parat. «Wir empfehlen, die Randzeiten zu nutzen. Was gibt es Schöneres, als die frühe Morgenstimmung auf der Rigi oder die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu geniessen?»