30'000 Fasnächtler Frühlingshafter Start in die rüüdigen Luzerner Fasnachtstage

SDA

20.2.2020 - 18:00

Rund 30'000 Fasnachtsbegeisterte haben am Nachmittag des Schmutzigen Donnerstags bei frühlingshaften Temperaturen den grossen Fritschi-Umzug in Luzern verfolgt. Am Morgen schafften es rund 13'000 Fasnächtler rechtzeitig zum Urknall um 5 Uhr aus den Federn.

Eigentlich sollten die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler ja die Wintergeister vertreiben. Offenbar aber waren diese vom letzten Jahr, als die Temperaturen am Schmutzigen Donnerstagnachmittag gegen 16 Grad stiegen, ziemlich geprägt: Es herrschte strahlender Sonnenschein, und die Temperaturen lagen bei etwa über 10 Grad. Ein Kafi-Schnaps lag alleweil noch drin.

Die Polizei hatte vor allem in den frühen Morgenstunden einiges zu tun. Unter anderem fiel eine Person fiel in die Reuss. Der Rettungsdienst habe die Person, die beim Rathaussteg auf der Altstadtseite ins Wasser gefallen sei, bergen können, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Person musste nicht hospitalisiert werden.



Auch sonst hätten die Rettungskräfte in den ersten beiden Stunden seit dem Urknall um 5 Uhr mit rund einem halben Dutzend Einsätzen etwas mehr Arbeit gehabt als in anderen Jahren. Auffallend seien viele Jugendliche mit übermässigem Alkoholkonsum gewesen. Allenfalls dürfte das warme Wetter dazu geführt haben.

Die Polizei habe zudem einige Schlagstöcke und Masken sichergestellt, sagte der Polizeisprecher. Letzteres hätten die Einsatzkräfte zur Gefahrenabwehr getan, wenn etwa der Verdacht bestand, dass eine Maskierung zur Tarnung bei Taschendiebstählen missbraucht werden könnte.

Farbenfroher Umzug

Am Nachmittag folgte dann der Fritschi-Umzug. Geschätzte 30'000 Personen säumten die Route. Das sind 8000 Fasnächtler weniger als im Vorjahr, wie die Luzerner Polizei mitteilte.

Angeführt wurde der Umzug vom Wagen der Zunft zu Safran. Ihm folgten die Luzerner Zünfte, Fasnachtsgesellschaften und zahlreiche Guggenmusigen. Beim Kapellplatz umrundete der Wagen dreimal den Fritschibrunnen, das sagenumworbene Grab von Fasnachts-Oberhaupt Bruder Fritschi. Danach führte der über zweistündige Umzug über die Seebrücke und endete in der Neustadt.

Wie es sich für einen Fasnachtsumzug gehört: Die 40 Nummern des waren farbenprächtig und fröhlich. Aber es gab auch düstere und gruselige Grinde, Gnomen und Gäuggel sowie wilde Nummern, die sich unter die offiziellen Nummern schmuggelten.

Zu sehen waren unter anderem ein «Alpufzog» von d Fasnachtsgruppe «Original-Krienser-Maske», die mit «Kind und Vieh» auf die Alp ziehen – «i de Stadt häd's rüüdig vöu Tourischte». Die Guggenmusig Pegasus machte den Schwingermuni zum Thema und die Wagenbauergruppe Conversio aus Luzern zog einen Chilbiplatz durch die Strassen. «S'esch scho weder Mäss z'Lozärn», lautet ihr Motto.

Kurz nach 17 Uhr fegten bereits die Strassenputzmaschinen durch die Strassen. Zu Ende war zwar der Umzug. Nicht aber das wilde Treiben in der Luzerner Altstadt.

Neuheit am Freitag

Eine Neuerung und eine Ergänzung zur prominenten Strassenfasnacht steht in Luzern am Freitag auf dem Programm. Mit der «Värsli-Brönzlete» wollen die Initianten die Beizenfasnacht reaktivieren. Zehn Gruppen treten in acht Restaurants auf und werfen mit ihren Sprüchen einen satirischen Blick auf das Zeitgeschehen. Die rund 700 Plätze waren im Nu ausverkauft.

Am Güdismontag folgen die Tagwache der Wey-Zunft sowie der Wey-Umzug. Der Monstercorso bildet den Abschluss am Dienstagabend. Im Kanton Luzern gibt es bis dann rund 100 Fasnachtsveranstaltungen.

Chesslete in Solothurn

Doch Luzern ist nicht der einzige Hort der Narren: Auch in Solothurn starteten in den frühen Morgenstunden mit der traditionellen Chesslete die närrischen Tage. Tausende in weisse Nachthemden gekleidete Narren mit weissen Zipfelmützen auf dem Kopf und roten Halstüchern rissen die Stadt mit viel Lärm aus dem Schlaf.

Auf Kommando um fünf Uhr nahmen mehrere tausend Fasnächtler ihre Glocken, Rätschen und Hörner in Betrieb und zogen lärmend durch die Solothurner Altstadt und Vorstadt. Das Motto der Chesslete lautet in diesem Jahr «Jo säg ou».

Die Stadt Solothurn nennt sich während der fünften Jahreszeit kurzerhand Honolulu. Der seit dem Jahr 1888 bekannte Brauch der Chesslete soll den Winter vertreiben – und für viel gute Laune sorgen.

Weiter wird am «Schmutzigen Donnerstag» auch in anderen Zentralschweizer Kantonen, im Aargau, in St. Gallen, Teilen des Tessins sowie im Wallis der Start in die fünfte Jahreszeit ausgiebig gefeiert. Bis am Aschenmittwoch ist es in den Stammlanden der Fasnacht mit der winterlichen Ruhe vorbei.


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