Strandurlaub auf Sparflamme Ägypten plant Tourismus in der Pandemie

dpa/toko

21.5.2020

Ägypten will den Tourismus wieder hochfahren — noch aber sind die Grenzen dicht.
Ägypten will den Tourismus wieder hochfahren — noch aber sind die Grenzen dicht.
Gehad Hamdy/dpa

Noch sind die Grenzen dicht. In Ägypten und anderen Ländern gibt es trotzdem schon Ideen, wie Urlaub in Zeiten der Pandemie aussehen könnte: Jacuzzi-Verbot, kein offenes Buffet und eine Haus-Klinik für Infizierte. Aber kann so überhaupt Urlaubs-Feeling aufkommen?

Mal angenommen, Urlauber dürften ab Juli oder August wieder nach Ägypten reisen. Die Pandemie wäre noch lange nicht ausgesessen, Mundschutz und Desinfektionsmittel gehörten weiter zum Alltag — auch im Flugzeug, im Taxi und in der Lobby des Hotels beim Einchecken. Aber die Strände an Lieblingsbadeorten wie Hurghada und Scharm El-Scheich, während Corona wie ausgestorben, wären wieder geöffnet. Der Sommer könnte — vorsichtig — kommen.

Aber wäre so eine Reise mit Blick auf das Coronavirus sicher? Bemisst sich die Qualität eines Strandurlaubs dieses Jahr an der Frage, wie gut man Abstand halten konnte? Und lässt sich am Meer oder Pool wirklich entspannen, wenn man Sorge hat, dass der Sitznachbar im Restaurant einen ansteckt? Der Regelkatalog für Hotels in Ägypten und Vorschläge in anderen Reiseländern geben einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie Strandurlaub in Zeiten der Pandemie aussehen könnte.

Der beliebte Badestrand in Hurghada ist geschlossen. Noch sind die Grenzen dicht.
Der beliebte Badestrand in Hurghada ist geschlossen. Noch sind die Grenzen dicht.
Marcel Lauck/ dpa

In Ägypten geht das Szenario ungefähr so: Gäste fahren an einem Hotel vor, zum Beispiel am Roten Meer. Angestellte besprühen das Gepäck mit Desinfektionsmittel. Sie halten jedem ein Infrarot-Thermometer an die Stirn, der das Gebäude betritt. Am Hoteleingang sehen die Gäste ein Sonnen-Logo mit drei Hieroglyphen — eine Bescheinigung dafür, dass im Hotel ein Arzt und genügend Schutzbekleidung vorhanden sind sowie eine Art hauseigene Klinik für den Fall von Coronavirus-Erkrankungen. Das Zertifikat verleihen Gutachter des Gesundheitsministeriums.



Gefühlt läuft das Hotel auf Corona-Sparflamme. Partys, Hochzeiten oder ein Showprogramm zur Unterhaltung der Gäste gibt es nicht. Wasserrutschen sind ebenso geschlossen wie Jacuzzis, Dampfbäder und Massage-Räume. Der Chlorgehalt im Poolwasser ist erhöht. Fitnessräume und Restaurants werden stündlich desinfiziert. Auch beim Essen bleibt das Virus präsent: Statt offener Buffets gibt es vorgefertigte Menüs am Sitzplatz mit genügend Abstand zum Nachbartisch. An jedem Tisch stehen Desinfektionsmittel und -tücher bereit. Ein Hotel-Stockwerk oder ein eigenes Gebäude ist für Infizierte oder Verdachtsfälle geblockt.

«Mund-zu-Mund-Beatmung» für die Tourismusindustrie

Diese Auflagen des ägyptischen Tourismusministeriums von Anfang Mai gelten bisher nur für den Empfang einheimischer Gäste. Sie könnten aber als Blaupause dienen, sollten Europäer einreisen dürfen und etwa das deutsche Aussenministerium seine Reisewarnung aufhebt. Wie streng einzelne Massnahmen eingehalten werden, wird auch von den Hotelbetreibern abhängen: Werden Gäste wirklich, wie im Regelkatalog festgelegt, so viel wie möglich mit Plastikbesteck essen? Und wird wirklich jeder Kugelschreiber beim Check-in nur einmal benutzt werden?

Wie aus grauer Vorzeit: So sollte der Badeurlaub in Ägypten natürlich nicht aussehen. 
Wie aus grauer Vorzeit: So sollte der Badeurlaub in Ägypten natürlich nicht aussehen. 
Xinhua/dpa (Archivbild)

Von «Mund-zu-Mund-Beatmung» für die Tourismusindustrie sprechen Investoren mit Blick auf die Vorschriften laut der staatlichen Zeitung «Al-Ahram». «Es ist ein Schritt zur langsamen Erholung der Branche», sagt Kamil Abu Ali vom Investorenverband für das Rote Meer. Ab 1. Juni dürfen ägyptische Hotels einheimische Gäste empfangen bei 50 Prozent Belegung (das benötigte Zertifikat erhielten bisher allerdings nur 18 Hotels). Die Einnahmen werden dringend benötigt: Experten schätzen, dass der Branche pro Monat wegen der Pandemie Einnahmen von einer Milliarde US-Dollar entgehen.

Covid-Manager in Strandbädern

Auch in anderen beliebten Urlaubsländern wird langsam sichtbar, wie der Urlaubsalltag ablaufen könnte. In der Türkei müssen Hotelgäste künftig einen Abstand von 1,5 Metern einhalten können — an Tischen und Warteschlangen, aber auch mit ihren Sonnenliegen am Strand. In Spanien wird diskutiert, den Strandzulauf mit Anmeldungen per Handy-App zu regeln, wie die Zeitung «El País» berichtet. Wasserspiele, Sport oder Luftmatratzen könnten dort ganz verboten werden. In Italien sollen Covid-Manager in Strandbädern für Distanz und Hygiene sorgen.



Der Corona-Alltag im Urlaub wird sich einspielen müssen, wie auch der Corona-Alltag beim Einkaufen oder beim vorsichtigen Besuch im Café und Restaurant. Die ägyptische Regierung will noch den «passenden Zeitpunkt» abwarten, bevor wieder ausländische Touristen ins Land dürfen. Dieser dürfte in Ägypten wie auch in anderen Urlaubsländern schwer zu bestimmen sein, nämlich irgendwo in der Mitte aus sich langsam bessernden Corona-Zahlen und einer noch nicht zu tief abgestürzten Tourismus-Branche. 


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