Temperaturen bis minus 34 Grad Brutaler Frost in den USA hält an – schon zahlreiche Tote zu beklagen

dpa/dor

31.1.2019

Die Nacht der Rekordkälte dürfte vorüber sein, klirrender Frost herrscht weiter in weiten Teilen der USA. Millionen Menschen sind betroffen – die Zahl der Toten steigt.

Die seit Tagen anhaltende Kältewelle in den USA will noch nicht weichen: Der National Weather Service sagt für den Mittleren Westen und den Norden der USA weiterhin lebensgefährliche Kälte voraus. Klirrender Frost verbunden mit teils auffrischendem Wind führe zu Bedingungen, die anfälligen Menschen Probleme bereiten könnten. Am Donnerstag waren stellenweise Temperaturen von deutlich unter minus 30 Grad Celsius gemessen worden. Die Behörden gingen am Donnerstagabend (Ortszeit) davon aus, dass mindestens 21 Menschen der Kälte zum Opfer gefallen waren.

In der stark von der Kältewelle betroffenen Millionenmetropole Chicago liess der Frost etwas nach, auch wenn Freitag und Samstag noch immer sehr kalt bleiben sollen. Dann hoffen die Einwohner auf Plusgrade.  In Chicago alleine wurden über 60 Wärmestuben für Wohnungslose eingerichtet. Auch alle Polizeidienststellen dienen als Möglichkeit für Menschen, sich aufzuwärmen.



Die Kältewelle führte zum Teil zu skurrilen Begebenheiten. In vielen Orten wurden die Lieferketten unterbrochen. Gastwirte wurden nicht mehr mit Bier beliefert, aus Angst, der Gerstensaft könnte einfrieren. In den Bergen der Rocky Mountains fielen am Donnerstag stellenweise noch einmal bis zu 50 Zentimeter Schnee.

Zum Mittleren Westen der USA werden Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Michigan, Minnesota, Missouri, Nebraska, North Dakota, Ohio, South Dakota und Wisconsin gezählt. Chicago, am Michigan-See im Norden der USA gelegen, stand im Zentrum der grossen Kälte.

Stromausfälle und gestrichene Flüge

Die Kälte führte vereinzelt zu Stromausfällen. In vielen Bundesstaaten blieben Schulen und manche Universitäten geschlossen. Die Flughäfen kamen teils mit dem Enteisen der Maschinen nicht nach. Laut der Website «Flightaware» wurden bis zum Donnerstagvormittag rund 2000 Flüge gestrichen und rund 900 verspäteten sich, US-Medien berichteten von bis zu 4800 gestrichenen Flügen.

Angesichts des brutalen Frosts müssen selbst die wettergeprüften Zusteller des US-Postdienstes vielerorts kapitulieren. Der USPS teilte mit, der Dienst werde in Iowa, Minnesota sowie in Teilen von Wisconsin und Illinois eingestellt.



Verantwortlich für die «arktische Kälte» ist der sogenannte Polarwirbel. Diese Luftströmung ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) eigentlich gar nicht ungewöhnlich. Denn der Wirbel entsteht regelmässig am Pol, wenn im Winter keine Sonne durch die arktische Dauernacht dringt, die die angesammelte Kaltluft wärmen könnte. Das dabei entstehende sogenannte Höhentief kann auf der Nordhalbkugel kräftige westliche Winde erzeugen.

Doch während der Polarwirbel normalerweise stabil mit seinem Zentrum über der Arktis bleibt, hat er sich nun ungewöhnlich weit nach Süden ausgebreitet. Dazu tragen nach Angaben von DWD-Sprecher Gerhard Lux auch die besonderen geografischen Gegebenheiten Nordamerikas bei: Die von Norden nach Süden verlaufenden Rocky Mountains bilden immer wieder eine Art Leitplanke.

Trump spottet

Starker Wind lässt die gefühlte Temperatur noch kälter als ohnehin erscheinen. In den USA spricht man bei den gefühlten Temperaturen von «Windchill»-Werten. Der «Windchill-Effekt» beschreibt die Abkühlung der Haut bei erhöhter Windgeschwindigkeit. Die arktische Winterkeule reichte bis in den Nordosten des Landes hinein. In Metropolen wie New York und Philadelphia trieben Sturmböen den Schnee durch die Luft und vernebelten so immer wieder die Sicht.



US-Präsident Donald Trump hatte die Kältewelle in den vergangenen Tagen zum Anlass genommen, um über den Klimawandel zu spotten. «Was zur Hölle ist nur mit der globalen Erderwärmung los? Bitte komm' schnell wieder, wir brauchen dich!», schrieb er auf Twitter mit Blick auf das Wetter.

Der Republikaner hat die Existenz eines von Menschen verursachten Klimawandels in der Vergangenheit wiederholt angezweifelt. Die eisigen Temperaturen sind nach Forscherangaben aber keineswegs ein Zeichen für einen stockenden globalen Klimawandel. Auch die US-Wetterbehörde NOAA – die Teil von Trumps Regierung ist – erklärte am Dienstag, Winterstürme seien kein Beleg dafür, dass es die globale Erwärmung nicht gebe.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite