Detektiv-JubiläumDie drei ??? und das Geheimnis des Erfolgs
dpa/phi
4.1.2019
Als «Die drei ???» einst die Kinderzimmer eroberten, gab es noch Telefone mit Wählscheibe. 40 Jahre später haben die «Heinos der Hörspielszene» immer noch eine vitale Fan-Gemeinde.
Ein dumpfer Synthesizer. Lautes Vogelzwitschern. Verzweifelte Hilferufe. Und dann zwei junge Stimmen: «Hey Peter, jemand ruft um Hilfe!» – «Ich hab's gehört. War das nun ein Mann oder eine Frau?» – «Hmm, vielleicht keines von beiden!?»
So merkwürdig beginnt im Jahr 1979 das allererste Abenteuer der erfolgreichsten deutschen Hörspielreihe. Millionen kennen seit ihrer Kindheit «Die drei Fragezeichen» – eigentlich: «Die drei ???» – Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews. Fans verfolgten die Fälle der Junior-Detektive auf Schallplatte oder Cassette, auf CD oder per Stream.
Der Clou: Die Sprecher des Trios sind bis heute die drei selben. Dieses Jahr steht gleich ein Doppeljubiläum an: der 40. Geburtstag und die 200. Folge. Oliver Rohrbeck spricht den rundlichen Schlaumeier und Schnelldenker Justus Jonas, der mit seinen beiden Teenie-Freunden im kalifornischen Rocky Beach nach verschwundenen Schätzen, Gespenstern und Verbrechern sucht.
Bob und Peter mussten Rollen tauschen
Dass das so einschlagen würde, erzählt Rohrbeck, hätten er und seine Kollegen Jens Wawrczeck (Peter) und Andreas Fröhlich (Bob) nicht ahnen können. «Es war auch in der Branche einfach nicht üblich, dass man sagt: «Wir machen jetzt für 30 oder 40 Jahre eine Serie. Wir haben im Prinzip da einfach von Folge zu Folge gelebt.»
Obwohl sie inzwischen sehr gut beschäftigte Synchron- und Hörbuchsprecher sind und auch Theater spielen, halten sie dem Klassiker die Treue. Am Anfang steht die Episode «Der Super-Papagei», am 12. Oktober 1979 veröffentlicht. «Das Kuriose war, dass wir angefangen haben mit Jens als Bob und Andreas als Peter», sagt Rohrbeck. «Und nach zwei Stunden stellte sich heraus: Das funktioniert irgendwie nicht.»
Die Regie habe daraufhin einen Rollenwechsel vorgeschlagen und man habe es noch einmal aufgenommen. «Und seitdem ist das in Stein gemeisselt.» Sechs bis acht Folgen des Erfolgsformats nehmen sie pro Jahr auf.
Cover im Stil psychedelischer Kunst
Hörspielregisseurin Heikedine Körting trifft mit dem Format 1979 offensichtlich einen Nerv: «Ich kriegte pro Woche mindestens einen Wäschekorb voll Briefchen, Bilder, Malereien, Hörspielideen.» Die Serie habe eine neue Zielgruppe bürgerlicher Familien erreicht. Mit den Jahren werden «Die Drei Fragezeichen» zum grössten Verkaufserfolg des Labels: Bis heute sind über 46 Millionen Tonträger abgesetzt.
Besonders in den Anfangsjahren steht dahinter eine sehr komplexe Erfolgsformel. Die Plattenfirma Europa hat sich (per US-Lizenz des Serienerfinders Robert Arthur) das Logo von Alfred Hitchcock und dessen Namen als Figur gesichert. So tritt er quasi als Schirmherr auf. Zudem erkennen die Macher schon früh den beginnenden Boom der Musik-Cassette und bieten die MCs in Deutschland für fünf Mark (knapp drei Franken) an – ein Kampfpreis.
Dazu entwirft Grafikerin Aiga Rasch (1941-2009) Cover im Stil psychedelischer Kunst – unheimliche Schattenrisse in grellen Farben, die Bücher, LPs und MCs zieren, nicht selten verfremdete Fotos aus Zeitschriften. Viele deutsche Fernsehstars übernehmen Sprechrollen, etwa Horst Frank, Hans Clarin, Gisela Trowe und Günter Pfitzmann.
Nicht nur für Kinder, auch für Eltern
Der erste Erzähler, Peter Pasetti, ist der Regisseurin gut in Erinnerung. Als «grossartiger Schauspieler», zugleich als «schwieriger Mensch». Doch habe ihm diese Hörspielreihe enorm viel bedeutet. «Und er hat für nichts auf der Welt so viel Fanpost gekriegt wie von den Kindern.»
Wer auf dem Flohmarkt noch eine frühe Auflage der Kinderhörspiele ergattert, kann als Soundtrack den exzellenten Fusion Jazz des Hamburger Musikers Carsten Bohn geniessen. Die Musik wechselte später. «Es hatte eine Wertigkeit und es war geheimnisvoll», sagt Andreas Fröhlich zum Erfolg. «Man darf ja nicht vergessen, dass die Folgen oft nicht von den Kindern gekauft wurden, sondern von den Eltern.»
Dennoch gerät die Reihe mit den Jahren in schwierige Zeiten. Irgendwann sind alle US-Vorlagen vertont. Die Skripte werden schwächer. Justus, Bob und Peter haben zu ermitteln begonnen, als es noch Wählscheibentelefone gab – und nur zwei oder drei TV-Kanäle. Heute haben sie Videospiele und das Internet zur Konkurrenz.
Comeback dank Fettes Brot
Der Glanz der «Drei Fragezeichen» droht Mitte der 90er schwächer zu werden. Da geschieht etwas Unvorhersehbares, das der Reihe zu einem Neustart verhilft. Um das Jahr 1997 schickt sich die beliebte Hip-Hop-Band Fettes Brot an, die Idole ihrer Kindheit wieder populärer zu machen: die «Drei Fragezeichen».
Das Comeback habe tatsächlich damit begonnen, erzählt Körting. Die Rapper hätten sich in einer Talkshow geoutet: «Das waren totale Fans. Sowas von Fans. Sie konnten alles auswendig.» Fettes Brot ergattern Sprechrollen in der Reihe und widmen ihr sogar eine Platte. Die Kampagne wirkt: Junge Leute erinnern sich an die gelben Cassetten auf dem Dachboden.
Kurz vor dem Millennium ist es bei Mittzwanzigern nun Mode, die Abenteuer aus Kindertagen wieder zu hören. Vor allem zum Einschlafen sind die Hörspiele seither beliebt. Erwachsene machen laut Europa heute die Hälfte der Käufer aus.
??? als «Fels in der Brandung»
Im Jahr 2019 steht das 200. Abenteuer an. Oliver Rohrbeck und Andreas Fröhlich sind nunmehr 53 Jahre alt, Jens Wawrczeck 55. Und nicht nur die 6 bis 14 Jahre alten Kinder, an die sich die Reihe richtet, hören zu, sondern auch deren Elterngeneration.
Das hat mit Sehnsüchten zu tun, so Wawrczeck. «Wir sind sozusagen eine Verbindung zur Kindheit. Wir sind auch eine Verbindung zu einer heilen Welt. Zu einer Welt, die noch anders war. Oder zumindest anders empfunden wurde.» Andreas Fröhlich geht noch weiter: «Wir sind eigentlich die Heinos der Hörspielszene. Weil wir für Generationen Geschichten erzählen, die sie immer mit ihrer Kindheit in Verbindung bringen.» Keine Morde, keine Fäkalsprache – die Serie sei wie «ein Fels in der Brandung».
Obwohl die drei aus der Stammcrew laut Regisseurin Körting «glatt durch den Stimmbruch» kamen und sich noch heute wie junge Männer anhören, muss Europa gezielt Sprecher auftreiben, die nicht jünger klingen als sie. Noch schwieriger werde es, wenn die Junior-Detektive auf Erwachsene träfen. «Die muss ich mit mindestens einem Abstand von 20 Jahren besetzen.» Dann seien Stimmen zwischen Mitte 70 und 80 gefragt. «Und die sterben mir doch alle weg», sagt sie. Und seufzt.
Sie gaben im Nachmittagsprogramm den Ton an - und heute?
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Von 1998 bis 2002 war Andreas Türck (48) das gutaussehende Nachmittags-Gesicht von Pro7.
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2004 wurde ihm jedoch eine Anklage wegen angeblicher Vergewaltigung zum Verhängnis und legte seine Karriere lange auf Eis – obwohl Türck von allen Vorwürfen freigesprochen wurde. Erst 2012 bekam er von kabel eins mit «Abenteuer Leben» eine zweite Chance.
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Auf Pro7 führte Arabella Kiesbauer (47) von 1994 bis 2004 durch ihre Sendung und wurde durch ihr freches Mundwerk berühmt.
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Doch nach zehn Jahren Quasseln war Schluss, um Kiesbauer wurde es ruhiger: Für ORF berichtet sie vom Wiener Opernball und moderiert Galas. Auf ATV verkuppelt sie seit 2014 bei «Bauer sucht Frau» liebeshungrige Ösi-Landwirte.
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Neben Hans Meiser schickte RTL Bärbel Schäfer (53) in die Talkarena. Von 1995 bis 2002 hatte sie ein offenes Ohr für die Schicksale ihrer Gäste. Privat musste die Moderatorin ebenfalls mit einigen Schicksalsschlägen fertig werden.
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1998 kam ihr Lebensgefährte bei einem Unfall ums Leben, 2013 verunglückte ihr Bruder ebenfalls auf der Autobahn. Im Fernsehen ist Bärbel Schäfer nur noch selten zu sehen. Auch sie moderiert inzwischen lieber im Radio und hat ihr Leben in einem Buch niedergeschrieben.
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In nur zwei Jahren mauserte sich Birte Karalus (50) zur Talker-Queen: Von 1998 bis 2000 flimmerte ihre Gesprächsrunde bei RTL über den Bildschirm. Anschliessend folgten weitere TV-Formate wie «Weck Up» und «Auto Mobil».
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Im Internet präsentiert Birte Karalus verschiedene Beiträge und ist bei Live-Events als Moderatorin gebucht.
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1993 startete Ilona Christen ebenfalls mit einer eigenen Talkshow bei RTL, die sie bis 1999 moderierte. Später zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück und lebte in der Schweiz.
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Dort passierte auch 2009 der schreckliche Sturz, an dessen Folgen Ilona Christen wenige Tage später mit nur 58 Jahren verstarb. Ein Schlüsselbeinbruch und ein Bluterguss verursachten eine schwere Blutvergiftung.
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Auch Quizmaster Jörg Pilawa (51) startete seine Karriere mit einer Talkshow. Von 1998 bis 2000 regierte er den Nachmittag auf Sat.1, bevor er «Die Quiz Show» moderierte.
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Inzwischen ist Jörg Pilawa das Aushängeschild der öffentlich-rechtlichen Sender, wo er neben Quiz-Shows im Vorabend-Programm auch Talk-Runden wie «Riverboat» leitet.
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Galten die Talkshows der Privatsender oft als Trash, hielt Jürgen Fliege (69) die Fahne für das seriöse TV-Publikum hoch. In der ARD lud der Seelsorger von 1994 bis 2005 täglich zum verständnisvollen Miteinanderreden ein.
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Aus dem Fernsehen zog Fliege sich danach weitestgehend zurück und widmete sich mehr dem Schreiben von Ratgebern und einer eigenen Zeitschrift.
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ung, frech und unbedarft übernahm Oliver Geissen (47) 1999 «Die Oliver Geissen Show», als alle anderen Talk-Konkurrenten bereits auf dem absteigenden Ast waren.
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Immerhin schlug er sich bis 2009 wacker mit guten Quoten am Nachmittag. Inzwischen ist er bei RTL mit seiner «Chartshow» der Mann im Abend-Programm und moderiert die Neuauflage von «Ruck Zuck».
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Er durfte 1999 nur wenige Monate auf Sat.1 mit «Ricky!» sein Talk-Talent beweisen, blieb mit seinem Denglisch jedoch in den Köpfen der Zuschauer verankert: Ricky Harris (54) war der Paradiesvogel unter den TV-Talkern.
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Ausser einigen Auftritten im Homeshopping-TV ist Ricky jedoch kaum präsent. 2016 zog er ins «Dschungelcamp» ein, konnte seine TV-Karriere damit jedoch nicht wiederbeleben.
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Von 1997 bis 2001 führte Sonja Zietlow (48) auf Sat.1 durch ihre eigene Show «Sonja». Es folgten verschiedene Quiz-Formate, bis sie 2004 zum ersten Mal in den australischen Dschungel ging.
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Bis heute moderiert sie erfolgreich und mit spitzer Zunge das «Dschungelcamp» und führt immer wieder durch verschiedene Spiel- und Chartshows.
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Vera Int-Veen (49) war jahrelang die Chef-Talkerin auf Sat.1. Von 1996 bis 2006 kämpfte sie um die Nachmittags-Quoten und gewann.
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2007 trat dann ein neues Format in ihr Leben: In «Schwiegertochter gesucht» spielt Vera bis heute Amor für schwer vermittelbare Singles.
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