Homophobie in der Schweiz Gewalt gegen Lesben und Schwule: Viele sind Opfer von Cybermobbing

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28.1.2019

In der Schweiz werden jede Woche durchschnittlich zwei Delikte respektive Diskriminierungen gegen LGBTQ-Menschen gemeldet
In der Schweiz werden jede Woche durchschnittlich zwei Delikte respektive Diskriminierungen gegen LGBTQ-Menschen gemeldet
Bild: Keystone

Homosexuelle und Transgender-Menschen werden im Netz überdurchschnittlich häufig Opfer von Angriffen. Ein Leitfaden soll nun Hilfe bieten.

Die Online-Platform vpnMentor hat rund 700 LGBTQ-Menschen (Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender) auf der ganzen Welt über ihre Online-Erfahrungen befragt. Die Resultate machen nachdenklich: Ein Grossteil der Befragten war schon einmal Angriffen oder Mobbing in der digitalen Welt ausgesetzt.

Ganze 73 Prozent der LGBTQs werden aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität im Internet angefeindet und schikaniert. Auch eine Auswertung aus der Schweiz zeigt: Hass gegen LGBTQ-Menschen ist hierzulande ebenfalls Realität. Die «LGBT+ Helpline» – eine Beratungs- und Meldestelle in Fällen homophober und transphober Gewalt – hat 2018 erste Zahlen zur Gewalt und Diskrimierung an LGBTQ-Personen veröffentlicht.

Jede Woche wurden durchschnittlich zwei Delikte respektive Diskriminierungen gegen LGBTQ-Menschen gemeldet. Im Zeitraum von November 2016 bis Dezember 2017 wurden ingesamt knapp 100 Meldungen registriert.

Die Online-Platform vpnMentor hat es sich zur Aufgabe gesetzt für Sicherheit im Netz zu sorgen. Dazu gehört auch, einen respektvollen Umgang zu gewährleisten und Diskriminierung und Mobbing zu bekämpfen. Aus diesem Grund hat die Platform nun einen Leitfaden  mit praktischen Tipps gegen Probleme und Missbrauch im Internet veröffentlicht. 

Communities geben Sicherheit

Viele LGBTQ-Menschen suchen im Internet nach Solidarität und Halt in einer Community .«Es gibt so viele wundervolle Gruppen für Unterstützung, die so viel helfen. Sie haben ganz ehrlich mein Leben gerettet und mir geholfen, meine Identität sehr viel einfacher zu finden», erinnert sich Studeinteilnehmerin Mariela, die lesbisch ist. 

Für viele LGBTQ-Menschen stellen soziale Medien oder Online-Foren die einzige Möglichkeit dar, eine unterstützende Gemeinschaft zu finden. Das ist vor allen Dingen dann der Fall, wenn sie keine Unterstützung von Familien oder Freunden bekommen, etwa weil sie noch nicht geoutet sind oder ihr näheres Umfeld ihrer Sexualiltät gegenüber eine ablehnende Haltung einnimmt.

Cybermobbing hat sich zu einer zunehmenden Bedrohung entwickelt. Minderheiten sind besonders gefährdet. 
Cybermobbing hat sich zu einer zunehmenden Bedrohung entwickelt. Minderheiten sind besonders gefährdet. 
Bild: iStock

Doch das Web hat auch seine dunklen Seiten: Bedrohungen und Beschimpfungen sind beinahe an der Tagesordnung, Cybermobbing eine nahezu universelle Erfahrung. 

Neben den Angriffen von Fanatikern sowie religiösen und politischen Extremisten waren die meisten Cyber-Attacken gegen Mitglieder der LGBTQ-Gemeinde sexuelle Belästigungen. Ganze 50 Prozent wurden online schon einmal Opfer eines sexuellen Übergriffs.   

«Ich habe ein Foto veröffentlicht, dass ich mir wünschte, einfach den Mund zu halten. Mehrere Leute haben mir ihren Penis angeboten, um ihn zu füllen», erinnert sich Tamika, eine Lesbe, im Rahmen der Umfrage.

Richtiger Umgang mit Nacktbildern

Doch was hilft? In einem ersten Schritt können sich Betroffene selber vor Angriffen schützen. Sollte das nichts nützen und man dennoch Opfer einer Attacke werden, ist es ratsam, sich mit der LBGT+-Helpline in Verbindung zu setzen. 

In vielen Fällen reicht es schon, wenn man beleidigende User auf Social Media blockt, so braucht man mit ihnen nicht zu interagieren und sieht ihre Kommentare nicht mehr. Besteht das Problem weiterhin, gibt es überdies die Möglichkeit, den Vorfall der Platform zu melden. Verletztende Kommentare kann man aus seinem persönlichen Bereich löschen und ebenfalls beim Anbieter melden.  

Der Leitfaden rät zudem zu einem zurückhaltenden Umgang mit persönlichen Informationen wie Adresse und Kontaktinformationen, erst recht bei Personen, die nicht geoutet sind. Mittels einer Anpassung der Privatsphäre-Einstellungen kann man sich vor beleidigenden und verletzenden Kommentaren auf Social Media schützen. Der Leitfaden gibt Schritt-für-Schritt-Anweisungen, wie man dabei vorgehen kannn. 

Ein besonderes Augenmerk gilt den Themen Online-Dating, Sexting und dem Umgang von Minderjährigen mit Online-Diensten. 

Brauchen Sie Hilfe?

Hier können Sie darüber reden:
Dargebotene Hand:Tel. 143, 143.ch
Online-Beratung für Jugendliche mit Suizidgedanken: U25-schweiz.ch

Angebot der Pro Juventute: Tel. 147, 147.ch
Kirchen: Seelsorge.net

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